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Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin

Titel: Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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aber er begnügte sich damit, es als Ruder zu benutzen, um das Boot endlich an das andere Ufer zu lenken. »Es ist erstaunlich, dass sie es dir erzählt hat, Maru Nehis.«
    »Und sonst niemand, außer Wika und diesem Dwailis?«
    »Nein, soweit ich es weiß, nicht. Aber halt, warte. Auch der Älteste Wifis will sie gesehen haben. Dwailis war der Erste. Er hat uns gewarnt, und am Anfang hat ihm niemand geglaubt. Aber es war auch seltsam: Er sagte, die Erwachte werde von einem lebenden Schatten begleitet. Und so etwas gibt es in keiner der alten Geschichten. Dann verschwanden zwei unserer Fischer. Ein paar Nächte später behauptete der alte Wifis, sie gesehen zu haben. Aber auch ihm wollte niemand glauben. Bis wieder zwei der Unsrigen verschwanden. Und wenn du jetzt der Natter Skeldiga zuhörst, wirst du erfahren, dass es Dwailis war, der sie gerufen oder geweckt hat und der auf jeden Fall irgendwie mit ihr im Bunde steht.«
    »Ich verstehe«, sagte Maru.
    »Ist das der Grund, warum du zu ihm willst? Weil du glaubst, dass er mit ihr...«

    »Nein, aber die Art, wie Wika über ihn sprach – ich glaube, er weiß irgendetwas.«
    Rema dachte einen Augenblick nach, dann sagte er: »Der Schatten, du hast ihn gesehen, so wie der Alte«, sagte Rema nachdenklich, »aber ich nicht.«
    »Ich sah ihn doch auch nur kurz. Er war so schnell verschwunden.«
    »Das mag eine Erklärung sein«, sagte der Junge, »aber jetzt nimm dein Paddel. Ich will fort vom offenen Wasser, bevor Sie es sich vielleicht noch einmal anders überlegt – und bevor wir in Sichtweite des Dorfes sind.«
     
    Donner grollte über den Himmel, als sie wieder in den Schilfgürtel eintauchten. Der Regen beugte die Halme. Erst, als sie langsam zwischen Schilfinseln dahinglitten, wurde Maru bewusst, wie ungeheuer knapp das eben gewesen war. Sie begann zu zittern. Wie leicht hätte das böse enden können! Sie hatten Glück gehabt, großes Glück. Wasser stieg ihr plötzlich in die Augen. Sie versuchte, sich zusammenzureißen. Erst jetzt entfaltete der Schock der unheimlichen Begegnung seine volle Wirkung, aber wenn sie jetzt anfangen würde zu weinen, würde sie nicht so schnell wieder aufhören können. Sie biss die Zähne zusammen und richtete ihre Gedanken auf das Paddeln. Dann dachte sie wieder an den Schatten. Sie hatte ihn nur für einen Wimpernschlag gesehen. Eine dunkle Gestalt im Regen. Ein Mensch? Maru verspürte ein seltsames Gefühl im Nacken. So als würden sie beobachtet. Sie drehte sich um – aber da war nichts. Nur endloses Schilf und schwarzes Wasser. Sie wurden immer langsamer. Schließlich trieb ihr Boot nur noch in der trägen Strömung des schmalen Kanals, den sie durchfuhren. Rema zog sein Paddel aus dem Wasser und drehte sich zu Maru um. Er war leichenblass. Offenbar hatte auch er erst mit Verzögerung verstanden, was vorgefallen war. Er blickte
zu Boden und sagte: »Müssen wir unbedingt jetzt zu Dwailis fahren?«
    Maru legte ihr Paddel zur Seite und nahm seine Hand. »Nein, du hast Recht, Rema. Für heute ist es genug. Lass uns ins Dorf zurückkehren. Es ist ja auch schon spät.«
    Er nickte. Dann nahm er den nächsten Seitenkanal und steuerte das Boot zurück zum Fluss. Sie schwiegen eine ganze Weile, während sie langsam durch die schmalen Kanäle ruderten. Der Donner wurde lauter, und der prasselnde Niederschlag wandelte sich zu einem heftigen Gewitterschauer. Rema lenkte ihr Gefährt in einen Wasserwald und rollte eine Strohmatte aus, die sie über den Nachen zogen.
    »Es läuft sonst voll«, erklärte er knapp.
    Sie kauerten sich darunter und warteten. Rema meinte, dass es sicher nicht lange dauern würde. Die Dämmerung senkte sich allmählich über den Sumpf.
    »Findest du den Weg auch nachts?«, fragte Maru, um das Schweigen zu unterbrechen.
    »Natürlich«, sagte Rema.
    Sie duckten sich unter die Matte, lauschten auf den Regen, und Maru bat Rema, von seiner Heimat zu erzählen. Also berichtete er vom Isberfenn, das sich auf dieser Seite des Dhanis weit nach Westen erstreckte. Das war der Teil, den er gut kannte, der Teil, in dem das Dorf lag. Maru hörte ihm gerne zu, aber der Schatten ging ihr nicht aus dem Sinn. Der Schatten und die Schlange, das hing irgendwie zusammen. Und die Schlange kam aus den Tiefen des Sumpfes. Rema wusste aber auch nicht, wo sie ihr Lager oder Nest haben mochte.
    »Tausend Arme durchziehen das Fenn. Einige sind schmal und flach, andere breit und bodenlos. Und der Hauptarm des Dhanis ist so tief, dass

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