Die Tochter des Magiers 02 - Die Gefährtin
zauberhafte Stimme, die seine Gedanken umschmeichelte.
Maru spürte die ersten Schweißperlen auf der Stirn. Einfach? Es war alles andere als einfach. Sie musste das eine sagen und das andere denken. Es war schwer, das Gleichgewicht zu bewahren. »Es ist sicher besser, wenn ihr einfach wieder abzieht, denn ich glaube nicht, dass der Kaidhan über so kümmerliche Krieger glücklich wäre«, sagte sie. Und die Zweite Stimme erklärte dem Schab, dass er gelobt und vielleicht sogar befördert würde, wenn er klug und selbständig entschiede.
»Befördert«, sagte der Schab nachdenklich.
»Alles in Ordnung, Beschu?«, fragte einer der Krieger und trat näher heran.
»Alles bestens, Mann«, sagte der Schab langsam. Und dann sagte er: »Lasst sie gehen, wir ziehen ab.«
»Wir ziehen ab?«, fragte der Speerträger verblüfft.
»Du bist sehr großzügig, Herr«, sagte Maru, während sie gleichzeitig dem Schab auf einer anderen Ebene zuraunte, dass er der Befehlshaber sei und sich keinen Widerspruch gefallen lassen müsse.
»Habe ich mich nicht klar ausgedrückt? Wir ziehen ab. Sofort!«
»Aber die Männer, die wir bringen sollen?«
»Holen wir woanders. Mit diesen Fischern ist ohnehin nichts anzufangen.«
»Aber …«
»Kein Aber, oder willst du die Peitsche spüren, Hund?«
Der Akkesch schluckte seinen Widerspruch runter. Er rief die anderen zu sich. »Ihr habt es gehört, Männer, wir ziehen ab.«
Maru ächzte. Sie bekam Kopfschmerzen. Es war eine Sache gewesen, den verunsicherten Schab zum Gehen zu bewegen, aber jetzt musste er sich gegen seine Männer durchsetzen. Ihre Hand lag immer noch sanft und unauffällig auf seinem Arm. Sie durfte den Kontakt zu ihm nicht verlieren. Der Zauber gelang. Nach einem weiteren kurzen, aber scharfen Wortwechsel, nahmen die Männer ihre Speere auf und marschierten ab. Die Dorfbevölkerung schaute ihnen staunend hinterher. Erst als die Eschet jenseits der Brücke war, bemerkte Maru, dass sie selbst am ganzen Leib vor Anstrengung zitterte. Ihre Umgebung schien zu verschwimmen. Gedämpft klangen vereinzelte Jubelrufe an ihr Ohr.
»Großvater Taiwe, wie hast du das geschafft?«, fragte Rema, der mit vielen anderen zu den Ältesten gelaufen kam.
»Geschafft? Gar nichts habe ich geschafft!«, rief Taiwe unwirsch.
»Es scheint, als habe er es sich plötzlich anders überlegt«, sagte Skeda unsicher, »weil dieses Mädchen ihn einfach... darum gebeten hat.«
Offenbar wussten sie beide nicht, was sie von der Geschichte halten sollten. Maru wurde schwarz vor Augen.
»Geht es dir nicht gut?«, fragte Rema sie besorgt.
»Ich glaube, dieser Sumpf bekommt mir nicht«, sagte sie schwach. Ihre Knie waren wachsweich.
»Ich bringe dich zu Hiri«, sagte Rema.
»Und pass gut auf sie auf«, sagte Taiwe.
Maru schlug die Augen auf. Sie war in ihrem Verschlag in der Herberge. Die dicke Hiri war dort, und Rema auch.
»Das Kind ist auch viel zu mager, sie muss essen!«, schnaufte Hiri.
»Wie soll sie essen, wenn sie schläft?«, fragte Rema ungehalten.
»Ich schlafe nicht«, sagte Maru.
»Ah, sie ist erwacht. Hast du Hunger? Ich kann dir eine Suppe bringen. Fisch oder Huhn, sag, was ist dir lieber?«, fragte Hiri. Ihr breites Gesicht strahlte.
»Huhn«, sagte Maru.
»Geht es dir gut?«, fragte Rema besorgt.
»Ja, natürlich. Was war denn?«
»Was war? Du bist umgefallen, einfach so«, sagte Rema.
»Wie lange bin ich schon hier?«
»Nur ein paar Augenblicke, nicht länger«, sagte Rema.
»Und jetzt wollt ihr meine Nichte mit dünner Suppe vergiften? Bringt ihr Fleisch, das gibt ihr Kraft!«, sagte eine Stimme aus dem Dunkel.
Tasil war zurück. Für einen kurzen Moment hatte sich Maru geborgen, umsorgt und sicher gefühlt. Dieses Gefühl verflog beim ersten Wort aus Tasils Mund.
»Lasst uns alleine!«, verlangte er knapp.
Rema starrte ihn kurz feindselig an, aber dann lächelte er Maru zu und ging.
»Ich werde ein Zicklein für dich schlachten«, sagte Hiri, »denn dein Onkel hat Recht. Fleisch gibt dir Kraft!« Und bevor Maru Einspruch erheben konnte, war sie verschwunden.
»Wie ich höre, sind hier seltsame Dinge geschehen, während ich fort war«, begann Tasil, als sie alleine waren.
»Eine Eschet aus Ulbai. Sie wollten alle Männer mitnehmen«, erklärte Maru.
»Aber sie sind ohne Futter für die Schlacht abgezogen. Ich habe sie gesehen. Sie kamen mir entgegen.«
»So ist es«, sagte Maru. Sie war vorsichtig. Tasils Gesicht lag im Schatten. Es war unmöglich zu
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