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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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kein Körnchen Wahrheit wirst du darin finden, fürchte ich.« Biredh schwieg. Ein Ausdruck von Kummer schlich über sein Gesicht, dann sagte er: »Ja, eine gibt es doch, aber die ist tragisch, und ich mag sie nicht erzählen.«
    Doch Maru bat so lange, bis Biredh schließlich einwilligte. »Nun gut, sie passt an diesen Ort, der, wie ich annehme, sehr düster ist.«
    »Das ist er«, bestätigte Maru. Für eine traurige Geschichte waren die rußgeschwärzten Wände von Strydhs Tempel ein wirklich hervorragend geeigneter Ort. Sie fragte sich, ob es statthaft war, im Hause des Kriegsgottes eine Geschichte zum Besten zu geben. Andererseits – warum sollte nicht auch Strydh einer guten Erzählung lauschen wollen?
    »Es ist eine Geschichte vom Helden Tiuf, doch ist sie anders als die meisten, die du kennen wirst, denn diese …«, Biredh räusperte sich, »… ist die letzte, die von ihm berichtet.« Und dann erzählte Biredh, wie der Held, der schon begann, die Last des Alters
zu spüren, auf seinen Wanderungen in ein fernes Land weit im Süden kam. »Es lag dort eine Stadt, deren Name vergessen ist. Ihr Herrscher war mächtig und bewandert in Künsten, die ein Sterblicher meiden sollte. Einmal, als ein fremdes Heer seine Stadt bedrohte, rief er einen Daimon um Hilfe an und versprach ihm als Lohn seine Tochter. Der Daimon besiegte die Feinde, doch der Herrscher versuchte, ihn zu betrügen, und gab ein Sklavenmädchen als sein Kind aus. Der Alfskrol nahm das Opfer an, aber dann durchschaute er den Betrug. Da wurde er zornig, und er begann, die Stadt mit seiner Rache zu überziehen.«
    Die Stimme des Alten hallte von den kahlen Wänden. Maru hörte zu. Sie vergaß, warum sie diese Geschichte hatte hören wollen, der Erzähler schlug sie mit seiner Stimme in den Bann. »Als Tiuf, müde von langer Wanderung, in jener Stadt eintraf, verheerten Stürme die Felder, und Blitze setzten Tempel und Häuser in Brand, denn der Daimon war ein Meister der Winde und Stürme, ein Wesen der Luft. Der Herrscher bat den berühmten Helden um Hilfe. Er solle die Tochter, die dem Daimon versprochen war, bekommen, falls es ihm gelänge, den Wütenden zu töten. Und der Held Tiuf willigte ein. ›Gern will ich für diesen Preis den Kampf wagen, Herr, doch habe ich keine Waffe, die den Daimon verwunden könnte. Mein Schwert ist scharf, doch es vermag nichts gegen einen Alfskrol‹, so sprach der Held.
    Aber der Herrscher wusste Rat, denn er hatte bereits eine Waffe geschmiedet, eine Zauberwaffe aus einem Erz, das er tief in der Erde gefunden hatte. Dennoch hatte es keiner seiner Krieger gewagt, sich dem Daimon zu stellen, zu groß war ihre Angst vor dem Verheerer. Tiuf aber nahm die Waffe, ging hinaus in die Steppe, rief den Daimon herbei und forderte ihn zum Kampf heraus. Der Verheerer aber lachte über ihn. Ja, er bot dem Helden an, den ersten Schlag führen zu dürfen, denn dies sei gewiss auch sein letzter. Also zog Tiuf die Zauberwaffe und stieß sie dem Daimon tief
in den Leib. Und durch die harte Haut fuhr sie und durch sein Fleisch und hinein in die Eingeweide des mächtigen Wesens. Nun erlebte der unsterbliche Alfskrol etwas, das er nicht kannte – ungeheuren Schmerz, tausendfach stärker als alles, was ein Mensch erleben könnte, denn in allem sind uns diese Wesen tausendfach überlegen – in ihrer Macht, aber auch in ihrem Leiden. Doch nannte ich ihn unsterblich? Nein, das war er nicht! Der Daimon fühlte den Tod, der sich durch seine Gedärme fraß. Und da offenbarte sich, warum keiner der Männer der Stadt den Kampf mit ihm wagte.« Biredh senkte seine Stimme. »Du musst wissen, Maru Nehis, dass alle Daimonen, ob sie nun in der Luft, im Wasser oder im Sand leben, ursprünglich Wesen des ältesten und heißesten Feuers sind, des Feuers, mit dem Brond, der Hüter, einst die hohen Berge schmiedete. Und als der Daimon nun verging, da erwachte dieses Feuer in ihm. Jäh loderte es auf, nach den Sternen griff es und es verwüstete das Land ringsumher. Bis an die Mauern der Stadt brannten die Felder lichterloh, und jedes Stück Vieh, jeder Vogel, jeder Mensch, den es erfasste, verbrannte auf der Stelle zu Asche.« Biredh schwieg einen Augenblick, bis er leise fortfuhr: »Und auch Tiuf, der Held, der Liebling der Götter, der so gern lachte und liebte, war nicht gefeit gegen diese Hitze. Sein strahlender Schild verglühte, seine eherne Rüstung verging, und ihm selbst brannte es das Fleisch von den Knochen. Und so fand er sein Ende, der

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