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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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verlassen konnte, selbst bei Fragen von Leben und Tod. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre davongelaufen, doch sie war immer noch auf der Suche nach Tasil. Sie lief die Treppe empor, und obwohl sie sich vor der Antwort fürchtete, rief sie: »Edler Schab Upnu, was geht hier vor?«
    »Ah, Maru, ich hoffe, du bist nicht verletzt.«
    »Ich nicht, aber viele andere dort unten brauchen Hilfe, edler Schab.«
    Upnu blickte angewidert auf das Gewirr von Körpern herab. »Ich würde meine Krieger schicken, doch die würden es wohl nur noch schlimmer machen«, meinte er trocken.
    »Aber was ist denn geschehen?«, fragte Maru noch einmal.
    »Nun, diese närrischen Sklaven wissen, was ihnen bevorsteht. Doch sind einige unter ihnen, die sich diesem Schicksal nicht stellen wollen. Drei rannten davon, und wie die Schafe folgten ihnen viele. Nun werden wir sie wohl in die Festung sperren müssen, bis das letzte Haus errichtet ist.« Er wandte sich an einen Schab Eschet. »Lasst die anderen für heute laufen. Sie kommen nicht aus der Stadt und werden bald einsehen, dass sie ihrer Bestimmung nicht entgehen können. Sollten sie dennoch nicht freiwillig zurückkehren, so können wir sie noch in den nächsten Tagen suchen.«
    »Ich gehorche, Herr«, antwortete der Schab.
    »Ihr wollt all diese Menschen verbrennen?«, entfuhr es Maru.
    »So will es das Gesetz«, entgegnete Upnu mit einem Achselzucken. »Aber bist du hier, um über Sklaven zu reden, Mädchen? Oder kommst du, um für Luban zu beten?«
    Das Unglück der Sklaven schien den Schab völlig kaltzulassen. Maru schauderte es, und sie fragte sich, welche Rolle Upnu in der Verschwörung des Immits gespielt hatte. Wusste er, dass Umati in eine Falle gelockt worden war? Wusste er, dass auch Malk Gerru
dem Tode geweiht war und Uschparu die Macht ganz an sich rei ßen würde? War er nur Mitläufer, oder war er eine treibende Kraft? Doch diese Fragen konnte sie schlecht stellen. Stattdessen sagte sie nur: »Ich suche meinen Onkel, edler Schab.«
    »Den Urather? Er war hier, doch hat ihn Uschparu mit wichtigem Auftrag zu Abeq Mahas geschickt. Der Vertrag ist vereinbart. Du kannst dich freuen, Mädchen, heute Abend wird das Ende des Krieges besiegelt, und dein Onkel wird reiche Belohnung empfangen.«
    Sie hatte Tasil also wieder verpasst. Sie stutzte. »Ist er mit dem Boot gefahren?«
    »Wie sonst?«, fragte Upnu. »Die Brücke ist zwar erstaunlich weit gediehen, doch noch lange nicht fertig.«
    Tasil hatte sich ohne sie auf den Fluss gewagt? War er so in Eile, dass er dieses Wagnis einging? Irgendetwas stimmte da nicht. »Hat er nach mir gefragt, edler Schab Upnu?«
    »Nach dir? Nicht, dass ich wüsste. Hängst du so an deinem Onkel, dass du nicht einmal einen halben Tag ohne ihn auskommst?« Upnu lachte. »Vielleicht solltest du die Zeit nutzen und zu den Göttern sprechen. Es sind gefährliche Zeiten, und das Reich ist ohne Kaidhan.«
    Er sagte das, als habe er mit der Ermordung Lubans gar nichts zu tun, dann drehte er sich um und rief einigen Schabai in der Nähe Befehle zu. In der Straße waren einige Priester erschienen, die für Ordnung sorgten. Was sollte Maru nun tun? Tasil war fort, auf der anderen Seite des Flusses. Sie würde vorerst also nicht erfahren, welche gefährlichen Pläne er hegte. Würde er so weit gehen, den Friedensvertrag zu Fall zu bringen, wenn dieser seiner Beute im Weg war? War er wirklich so skrupellos? Sie kannte die Antwort, zögerte aber, sich das einzugestehen. Lag das vielleicht auch am Zauber der Treublatt-Beeren? Sie seufzte. Da gab es ja eine weitere, noch wichtigere Aufgabe, und sie hatte immer noch
keine Ahnung, wie sie die bewältigen sollte. Ihr sank der Mut. Da entdeckte sie unten in der Straße etwas Bemerkenswertes, einen Wanderstab, der das Gedränge teilte und sich langsam, aber stetig vorwärts bewegte. Es schien, als seien die Menschen bemüht, ihm Platz zu machen. Maru reckte sich. Für einen Augenblick hoffte sie, es sei Velne, aber dann sah sie, dass es Biredh war. Biredh war ein weiser Mann, rätselhaft, aber voller Wissen. Vielleicht hatte er einen Rat oder sogar eine Geschichte über Daimonen für sie. Eine Geschichte, die ihr vielleicht sogar helfen würde, Utukku zu besiegen. Das war ihre Hoffnung. Sie sprang die Treppen hinab, ohne sich von Upnu zu verabschieden. Der Blinde hatte das Gedränge nun beinahe hinter sich gelassen. Er bewegte sich zielstrebig zwischen Gruppen von Menschen, die bereits ihre Opfer dargebracht

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