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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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hatten und nun mit anderen Ulbaitai über Glück und Unglück dieses Tages redeten: Frieden – aber der Kaidhan tot. Rettung und Verhängnis am selben Tag. Die Stadt gerettet und doch führerlos. So schwirrte es durch die Gassen. Einmal hörte Maru auch die Vermutung, jemand müsse der verfluchten Mörderin in die Stadt geholfen haben, jemand, den es zu finden und zu bestrafen galt. Und sie hörte, wie jemand das Wort Kaschakku flüsterte. Maru schlüpfte zwischen den Gruppen hindurch und hatte den Alten schließlich eingeholt.
    »Biredh, warte!«, rief sie.
    Der Blinde blieb stehen und drehte sich um. »Maru Nehis? Bist du das?«, fragte er lächelnd.
    »Als wenn du das nicht wüsstest«, antwortete Maru.
    »Nun, vielleicht wusste ich es, vielleicht nicht. Doch freue ich mich, dich zu treffen. Was machst du hier?«
    »Ich suche meinen Onkel Tasil, doch wie ich erfahren habe, ist er wohl auf der anderen Seite des Flusses.«
    »Er ist immer da, wo er nicht sein sollte«, meinte der Blinde lächelnd. »Und willst du ihm jetzt hinterherjagen, Maru Nehis?«
    »Wie? Nein, aber sag, wie bist du hierhergekommen?«
    »Die Brücke, sie ist fast fertig, und ein überaus tapferer Krieger der Serkesch war bereit, mich die wenigen Schritte, die noch zum Ufer fehlten, im Boot zu rudern. Ich sage dir, ich hörte seine Knochen klappern, während er ruderte«, behauptete der Alte.
    »Wie ich sehe, hat dich die Erwachte nicht geholt.«
    »Ja, wir hatten Glück. Sag, Maru Nehis, willst du mich nicht begleiten? Ich habe etwas zu erledigen und könnte deine Führung gebrauchen.«
    Natürlich war Maru sofort bereit, Biredh zu helfen, wartete sie doch auf eine Gelegenheit, ihn abseits der Menge ihrerseits um Hilfe zu bitten. »Wohin soll ich dich führen, Biredh?«
    »Ins Bet Tabihu«, erklärte der Alte ruhig.
    Maru starrte ihn ungläubig an. Bet Tabihu, das Haus des Schlachters , so nannten die, die ihn hassten, den Tempel Strydhs.
    »Du willst in den Tempel des Kriegsgottes?«
    »Ist das zu weit für dich?«, fragte Biredh mit mildem Spott.
    Natürlich war es das nicht. Biredh legte seine Hand auf ihre Schulter, und sie führte ihn die Hauptstraße entlang. Schnell wurde es ruhiger, die Grüppchen der aufgeregten Ulbaitai wurden weniger, und schließlich waren sie allein in der breiten Gasse. An den Schirqu schloss sich ein umfangreicher Tempelbezirk an. Dort wohnten die Priester, und es gab kleine Nebentempel und Schreine für die niederen Götter. Der Tempel des Kriegsgottes lag allerdings etwas abseits, nahe der Festung. Maru hatte ihn am Vorabend gesehen.
    »Warum willst du zu Strydh?«, fragte Maru.
    »Er ist ein mächtiger Gott. Sind wir nicht bald dort?«
    »Doch, da vorne ist es.«
    Biredh seufzte. »Wie ein Lauffeuer ging die Nachricht herum, dass der Kaidhan tot sei und dass der Immit sich endlich unterwirft. Viel Grund zu jubeln für die Serkesch, möchte man meinen,
doch auch sie haben den Kaidhan, oder doch mindestens den ererbten Titel, hoch geachtet. Und viele von ihnen trauern heimlich um ihn.«
    »Doch du nicht?«, fragte Maru.
    »Mein Herz ist voller Trauer, Maru Nehis, doch nicht nur um Luban, sondern auch um all die anderen, die starben. Die schöne Umati zuletzt. Und ich wage noch nicht zu glauben, dass sie wirklich die letzte Tote in diesem unseligen Bruderkrieg war. Wusstest du, dass Numur verlangt, dass ihr Leichnam ihm übergeben wird?«
    »Er will ihre Leiche?«, rief Maru entsetzt.
    »Es fällt ihm wohl schwer, zu glauben, dass sein Albtraum wirklich tot ist.«
    Sie hatten den Tempel Strydhs erreicht. Die rote Doppelaxt schimmerte matt in der Mittagssonne. Eine dürre Gestalt erhob sich im Schatten des schmucklosen Eingangs. »Halt«, krächzte sie, »dies ist der Tempel des Kriegsgottes. Nur Kriegern ist der Zutritt gestattet.«
    Es war ein alter Priester, doch hatte er wohl nie ein hohes Amt bekleidet: Es lagen noch beide Augen in ihren Höhlen. Maru wusste, dass die Abeqai Strydhs, die zu alt für die Rituale im Tempel waren, dem Gott bis zu ihrem Tod mit niederen Arbeiten dienten.
    »Und willst du mir den Eingang verweigern, ehrwürdiger Abeq?«, fragte Biredh und sah den Mann mit leeren Augenhöhlen an.
    »Nein, dir nicht, denn du siehst aus, als hättest du viele Kämpfe bestanden. Doch dieses junge Weib hat trotz ihrer Verkleidung dort nichts verloren. Oder hast du etwa schon einen Kampf ausgefochten oder gar einen Mann getötet, Weib?« Der Priester lachte heiser.
    Maru antwortete ruhig: »Das habe

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