Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte
verdrängen, wie diese Geschichte für Tiuf ausgegangen war.
»Vergolden?«, fragte Kullu schwach.
»Das Gold muss auf die Klinge, irgendwie.«
»Gold. Ich habe noch nie mit Gold gearbeitet«, sagte der Schmied langsam. Er befühlte die Scheibe mit unruhigen Fingern.
»Aber du kannst es?«, drängte Maru.
Der Schmied nickte. »Ich kann es«, krächzte er, dann räusperte er sich und fuhr fort: »Doch verstehe ich den Sinn nicht. Ich muss die Klinge erhitzen, das wird sie stumpfer machen, Hakul-Zauber hin oder her. Und ich muss die Blutrinne vertiefen, um das Gold aufzubringen. Das nimmt ihr die Festigkeit. Die Waffe wird vielleicht schöner, aber schlechter. Ich verstehe deinen Auftrag nicht, Mädchen.«
»Ich kann dich nur bitten, es zu tun.«
Kullu nickte. Seine Augen wanderten zwischen dem Goldstück und der Klinge hin und her. »Wenn es gut werden soll, werde ich mehrere Tage sorgfältiger Arbeit dafür benötigen. Am besten, du lässt ihn mir da. Dann werde ich nach meinen Gehilfen schicken und …«
»Diese Zeit habe ich nicht. Heute, jetzt! Ich brauche diese Waffe sofort, Meister, bitte. Und niemand sollte es erfahren.«
Kullu zögerte. Seine Zunge wanderte über die Lippen. Er schien nachzudenken. Schließlich sagte er: »Es ist deine Waffe, doch möchte ich später keine Klagen hören, dass sie verdorben ist.«
»Das wirst du nicht, ehrbarer Kullu«, versicherte Maru.
Der Schmied stimmte schließlich zu. Und als seine Bewunderung für die Waffe ein wenig abgeklungen war, erwachte der Geschäftsmann in ihm. Er verlangte fünf Segel Silber für die Arbeit. Das waren genau fünf mehr, als Maru besaß, aber zu ihrer Überraschung bot Temu an, die Summe vorzustrecken. Sie zog ihn zur Seite. »Ich weiß nicht, ob ich dir das Geld je zurückzahlen kann«, flüsterte sie.
»Ich nehme an, wenn du es kannst, wirst du es tun«, antwortete Temu mit leuchtenden Augen, »wenn nicht, ist es auch nicht schlimm, denn …« Er vollendete den Satz nicht.
»Ja?«, fragte Maru. Dem Schreiber schien etwas auf dem Herzen zu liegen.
»Du weißt, dass ich seit vielen Jahren Schreiber bin. Ich habe
meine Kindheit und Jugend und die Jahre danach dieser Kunst gewidmet. Denn es ist eine Kunst, wertvoll und ungeheuer wichtig! Aber ich habe über all den Tontafeln und Schriftzeichen vergessen, wie es außerhalb des Bet Schefir ist. Der heutige Tag, … nun, wir waren in Lebensgefahr, nicht wahr?«
Maru nickte. Was wollte er ihr sagen?
»Ich bin gerannt wie seit Jahren nicht mehr. Ich hatte große Angst und dachte mehr als einmal, dass ich vielleicht heute sterben muss, aber gleichzeitig … es ist eigenartig, mir fehlen die Worte, dabei sind Worte doch mein Beruf, nicht wahr? Es war … großartig!«
Maru wurde fast ein bisschen rot, als sie den strahlenden Blick des Schreibers bemerkte. »Weißt du, Temu, ich werde nicht jeden Tag durch die Straßen gejagt«, antwortete sie vorsichtig.
»Widersprich mir nicht, Mädchen!«, befahl Temu lächelnd. »Seit Jahren habe ich mich nicht mehr so … großartig … gefühlt. Und dafür bin ich dir dankbar. Mach dir also um das bisschen Silber keine Sorgen. Auch wenn es ein unverschämt hoher Preis ist.«
Kullu lehnte es aber ab, darüber zu verhandeln: »Willst du sie heute, dann kann ich nur diesen Preis machen, willst du sie morgen, verlange ich nur viereinhalb.«
»Und wie lange wird es nun dauern?«, fragte Temu verärgert.
Kullu grinste. »Das hängt davon ab, ob ihr als Schmiedegesellen taugt oder nicht. Das Feuer muss geschürt und die Glut heiß gehalten werden. Ich muss das Eisen erhitzen und das Gold schmelzen. Das vermag ich nicht alleine. Und da meine Gehilfen nicht da sind und diese junge Frau sicher nicht will, dass ich einen Nachbarn um Hilfe bitte, ist es an dir, hochgeachteter Schreiber Temu, die Kohlen aus dem Lager herbeizuschaffen.«
Auch für Maru gab es zu tun. Der Schmied schürte das Feuer, und sie und der Schreiber bedienten die Blasebälge, um die Glut
anzuheizen und die Hitze immer weiter zu steigern. Sie gerieten ordentlich ins Schwitzen. »Ich muss sagen, Schwager«, schnaufte Temu, »dass ich nicht für möglich gehalten hätte, dass deine Arbeit so anstrengend ist.«
»Du sollst nicht reden, sondern den Blasebalg treten«, antwortete Kullu grinsend, während er die verzierten Bronzenägel aus dem Heft löste und schließlich das nackte Eisen in der Hand hielt. »Nicht nachlassen«, mahnte er, und dann griff er zum Hammer. Laut hallten seine
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