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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Eigentlich hatte sie ihr um den Hals fallen wollen, doch jetzt blieb sie beleidigt stehen.
    Wika kicherte, trat näher und schlug ihr mit der knochigen Hand gegen das Brustbein, wie sie es früher schon gerne getan hatte. »Da schau, eingeschnappt ist sie, dabei freut sie sich doch, mich zu sehen.«
    »So, tue ich das?«, fragte Maru spitz.

    »Bestimmt«, erwiderte Wika grinsend. Dann packte sie Marus Hand und zog sie unter das lange Dach. »Es ist noch jemand hier. Wirst dich freuen, ihn zu sehen, er sich aber nicht.« Dann drehte sie sich um und rief den Kriegern zu: »Was gibt es zu gaffen, graben sollt ihr! Ist zu eurem eigenen Besten. Fließen muss das Wasser, fließen!«
    Während Maru sich noch fragte, wer sich denn da angeblich nicht über ihren Anblick freuen würde, sah sie ihn schon: Biredh! Der blinde Erzähler saß im Schatten des Daches auf einem Schemel und sprach zu einigen Männern, die dort auf niedrigen Pritschen lagen. Maru blickte sich um. Erst jetzt begriff sie, wo sie war. Das war ein Haus für die Fieberkranken. Es war überfüllt.
    »Was ist das hier?«, fragte sie, obwohl sie es doch wusste.
    »Siehst du es nicht, Nehis? Mein Haus der Heilung. Auch wenn es lange Zeit eher ein Haus des Sterbens war. Das Fieber bringt sie hierher, zu mir. Und ich soll heilen, heilen, was Uo anrichtet. Unerschöpflich ist sein Köcher, scheint mir.« Plötzlich lachte sie leise. »Numur hat mich rufen lassen. Kannst du dir das vorstellen? Der stolze Alldhan ein armes Kräuterweib?« Sie wurde wieder ernst. »Aber gebraucht werde ich. Krank sind so viele.«
    »In der Stadt auch«, sagte Maru.
    »Natürlich, dort auch. Jedes Jahr kommt das Fieber ins Wasserland. Jedes Jahr sterben Menschen. Alte, Schwache zumal. Doch noch nie war es wie heute. Hast du den Scheiterhaufen gesehen? Sie fällen Bäume, viele Bäume, und kommen doch kaum hinterher. Furchtbar ist diese Zeit. Und noch nicht zu Ende.«
    »Und was hat es mit dem Graben auf sich?«
    Wika zwinkerte ihr zu. »Die Weisheit der Kräuterweiber, Nehis. Schade, das ist nicht deine Sache. Kräuter sind besser als die Dinge, mit denen deinesgleichen sich beschäftigt.«
    Maru warf ihr einen bösen Blick zu. »Ich habe mir das nicht ausgesucht, Wika«, sagte sie.

    Die Alte sah sie lauernd an. »Und benutzt du deine Gabe? Ich hoffe doch nicht.«
    »Nein, Wika, seit jenem Tag im Dorf nicht mehr.«
    »Kluges Kind, Nehis. Zu dumm, einem Speer auszuweichen, aber klug genug, die Finger von der Zauberei zu lassen.«
    »Sag, Wika, wie geht es Rema?«, fragte Maru. Rema. Sie hatte oft an ihn gedacht.
    Wika kicherte. »Er macht sich prachtvoll. Ist Edaling jetzt, der Rema. Und weit besser als der Wurm Hana, was nicht viel heißt. Wenn er sich weiter bemüht, wird er eines Tages vielleicht ganz brauchbar sein, als Edaling und als Mann auch.«
    »Und ist er, ich meine, hat er schon ein Mädchen gewählt?«
    Wika kicherte. »Das willst du wissen, Nehis, wirklich? Dann musst du ihn selbst fragen, wenn du wieder ins Fenn kommst, ich verstehe von solchen Dingen nichts.«
    »Ist nicht so wichtig«, behauptete Maru.
    »Wichtig …«, murmelte Wika nachdenklich. Dann kniff sie ein Auge zu und sah Maru durchdringend an. »Ich kann riechen, dass du immer noch mit diesem Südländer zusammen bist. Ist das so, Nehis?«
    »Mit Tasil? Ja, du weißt doch, warum ich bei ihm bleiben muss.«
    Der Blick von Wika wurde, wenn möglich, noch durchbohrender. »Ich weiß es, Nehis – die Frage ist immer noch, ob du es auch weißt.«
    »Aber ich bin doch … seine Sklavin!«, rief sie leise. Warum bohrte die Alte nur immer in dieser Wunde?
    »Das bist du, Nehis, das bist du wirklich. Doch sag, was führt dich hierher, ins Lager Numurs, vor dem du doch so eilig geflohen bist, damals im Fenn?«
    »Ein Auftrag, Wika. Ich bin mit meinem Onkel hier, den du so schätzt«, fügte sie bissig hinzu.
    »Der Urather ist also auch hier. Hätte mir denken können, dass
das Elend ihn anzieht. Eine Krähe ist er, nährt sich von Aas«, murmelte die Kräuterfrau.
    Maru seufzte. Sie hielt es für besser, dieses Gespräch vorerst nicht weiterzuführen. »Ich würde gerne Biredh Guten Tag sagen, Wika«, meinte sie. Und obwohl er weit entfernt saß, hatte Biredh sie gehört, denn er hob seine Hand zum Gruß, ohne allerdings seine Geschichte zu unterbrechen. Maru war zu weit entfernt, um etwas zu verstehen. Umso erstaunlicher, dass der Blinde sie gehört und gegrüßt hatte.
    Wika lachte heiser. »Der Alte behauptet,

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