Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Urather?«
    »So ist es, Herr«, antwortete Tasil.
    »Du hast den Verräter gesprochen?«
    »Ja, Hochgeborener.«
    »Er ist von altem Blut, ein Hegasch, eine der ältesten Linien des Reiches. Wir sind weitläufig, sehr weitläufig miteinander verwandt, wusstest du das?«
    »Nein, Herr.«
    »Sag, wie geht es ihm?«
    Das war nun eine seltsame Frage. Maru konnte nicht glauben, dass Luban wirklich wissen wollte, ob sich sein Feind guter Gesundheit erfreute. Tasil zögerte mit der Antwort. Dann sagte er: »Ich glaube, seine Gesundheit ist angegriffen, Hochgeborener.«
    »So?«, fragte Luban, mit halb geschlossenen Augen. »Was fehlt ihm denn?«
    »Es ist nicht das Sumpffieber, Herr. Er spricht viel mit seinem Vater Utu, dem neuen Gott, heißt es. Und ich glaube, sein Geist wurde … vom Göttlichen gestreift.«
    Der Kaidhan nickte matt. »Davon haben mir meine Späher berichtet.
Mein Vetter ist verrückt geworden. Und das gilt wohl auch für die Forderungen, die er erhebt.«
    »Das mag sein, Herr, jedoch hat er einen engen Vertrauten in Abeq Mahas. Und es war dieser Priester, der mir die Forderungen mitteilte.«
    »Mahas? Ein Diener Strydhs, nicht wahr?«
    »Er ist jetzt Abeq Abeqai Utus.«
    »Der falsche Gott, der sie dennoch zum Sieg führt, wie es scheint.« Luban lehnte sich an den Fuß der Statue seines Vorfahren und blickte zum Himmel. Es war inzwischen Abend geworden, und die ersten Sterne zeigten sich.
    »Kann es nicht sein, dass der Wandelstern, den wir entdeckt haben, für diesen neuen Gott steht, Baschmu, mein Freund?«
    Der Sterndeuter war auf diese Frage offenbar nicht vorbereitet. Er zögerte und stotterte dann schließlich: »Für Utu? Das glaube ich nicht, hochgeborener Kaidhan.« Aber dann fing er sich und erklärte mit öliger Stimme: »Dieser Stern steht nämlich keinesfalls für einen Gott. Denn sieh, Herr, die Sterne der Götter folgen vorbestimmten Pfaden durch die großen Sternbilder. Dieser Stern aber kreuzt ihre Bahnen. Es kann kein Gott sein.«
    »Nun, vielleicht ist er auch ein Gott, der die alten Götter stürzt, so wie Strydh einst seine Geschwister stürzte. Machtvoll erscheint er mir. Doch sag, Bote, was sahst du noch in diesem Lager? Wie stark ist das Heer meiner Feinde?«
    War das eine Falle? Luban hatte seine Späher erwähnt. Er wusste also vermutlich längst, wie es im Lager Numurs stand. Maru fragte sich, ob er nur herausfinden wollte, wie zuverlässig Tasil war, oder ob er etwa versuchte, das Unvermeidliche, das Eingeständnis seiner Niederlage, hinauszuzögern. Der Kaidhan wirkte jetzt sehr ruhig, ja, beinahe leblos. Ein weniger kluger Mann hätte vielleicht versucht, Luban mit einer falschen Darstellung von Numurs Lage in Uschparus Sinn zu beeinflussen. Nicht so Tasil. Er
erzählte von den verkauften Augen des Gottes, von dem Scheiterhaufen, von dem Fieber, das so viele Männer befallen hatte. Aber gerade, als Maru glaubte, in den Augen des Kaidhans einen Funken Hoffnung aufglühen zu sehen, kam Tasil auf die fast fertige Holzbrücke zu sprechen, und er verschwieg auch nicht die Anwesenheit der Maghai, die gerade aus den Bergen eingetroffen waren.
    »So hat sich auch die Bruderschaft der Zauberer für Numur entschieden?«, fragte Luban.
    »Es sind nur drei, einer davon noch ein Schüler, Herr. Und niemand weiß, was diese Zauberer tun oder für wen sie Partei ergreifen. Am Ende werden sie tun, was für sie selbst das Beste ist.«
    »Doch jetzt sind sie in Numurs Lager«, stellte Luban nüchtern fest. Er wirkte unendlich einsam.
    Dann erwähnte Tasil Schaduks Fluch, der sie am Flussufer überfallen hatte.
    »So ist es also mehr als ein Gerücht?«, fragte Luban mit neuer Aufmerksamkeit.
    »Das ist es, Hochgeborener, doch ist es kein Daimon, wie die Serkesch glauben. Es ist ein Wesen aus Fleisch und Blut. Es kann deine Feinde nicht für dich vernichten.«
    Luban sah ihn zweifelnd an. »Fleisch und Blut? Und doch erscheint es aus dem Nichts, tötet und löst sich in Luft auf?«
    »Es ist nur ihre Angst, die die Serkesch dies glauben lässt, Herr. Die Furcht macht jeden Gegner zu einem Riesen und jeden Verbündeten zu einem Winzling, wie man sagt. Ich weiß sogar noch mehr, denn ich selbst war zugegen, als dieses Wesen eine Eschet der Serkesch angriff. Ja, wenn meine Nichte nicht gewesen wäre, wäre ich vielleicht nicht zurückgekehrt, denn sie hat den Angriff vorhergesehen.«
    Maru war erstaunt, dass Tasil sie vor dem Kaidhan lobte. Aber vermutlich wollte er nur einen weiteren Zeugen

Weitere Kostenlose Bücher