Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
finden, wenn sie das nicht wollte. Plötzlich kam ihr ein Gedanke. Maru zögerte. Aber der Gedanke war groß und mächtig. Und zu ihrer eigenen Überraschung hörte sie sich sagen: »Ich kann sie finden, Herr.«
    Das Schweigen, das diesem kurzen Satz folgte, war bemerkenswert.
    Dann kicherte Luban leise und fragte schließlich: »Du, Mädchen?«
    Maru fühlte den Blick Tasils, der ihr in diesem Augenblick vermutlich gerne den Hals umgedreht hätte. Aber darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen. Es war einfach zu wichtig, dass sie auf die andere Seite des Flusses gelangte. Und hier bot sich ihr eine überraschende Gelegenheit. »Ich kann es, Hochgeborener. Du kannst meinen Onkel fragen, Herr, ich habe ihre Nähe gespürt, bevor irgendjemand sie sehen konnte. Es heißt, eine meiner farwischen Ahnfrauen sei eine Waldhexe gewesen«, fügte sie erklärend hinzu und baute damit dreist auf die Lüge auf, die Tasil einst erfunden hatte. Ihr Herz klopfte wild.
    »Ist das so, Urather?«, fragte der Kaidhan.

    Maru hielt den Atem an. Drei Herzschläge später sagte Tasil sehr langsam: »Meine Nichte überschätzt sich möglicherweise, Herr.«
    »Überschätzt? Aber sie ist doch eine Farwierin, Nachfahrin einer Waldhexe, oder?«
    »Das ist wahr, Hochgeborener«, erklärte Tasil zögernd. Er konnte Marus Aussage nicht in Frage stellen, denn damit hätte er seine eigene Lüge zugeben müssen.
    »Und hat sie Umati gespürt, bevor ihr angegriffen wurdet, oder nicht?«
    »Das hat sie, Herr«, sagte Tasil schlicht. Er hatte wohl eingesehen, dass er in seiner eigenen Geschichte gefangen war.
    »Dann kann sie sie jetzt auch finden, Urather, nicht wahr? Ich verstehe wirklich nicht, warum du an ihr zweifelst!«
    »Deine Weisheit ist größer als die meine, Herr«, antwortete Tasil mit einer Verbeugung.
    Er sprach sehr bedächtig. Maru konnte aber spüren, wie wütend er auf sie war. Noch nie hatte sie sich so weit vorgewagt und so deutlich gegen seinen Willen gehandelt.
    Dann sagte Luban: »Wenn dir das gelingt, Mädchen, werde ich dich reich mit Silber belohnen!«
    »Du bist sehr großzügig, Herr«, antwortete Tasil anstelle von Maru. Sein Zorn schien etwas besänftigt.
    Dafür sah sie in Uschparus Augen, wie sehr er ihr jetzt grollte, auch wenn er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. »Dennoch, Herr, müssen wir Numur etwas anbieten, schon allein, um ihn hinzuhalten«, warf er ein.
    »Ein Friedensangebot, zum Schein?«, fragte Luban aufgekratzt.
    »Ja, Hochgeborener.«
    »Nun, lass dir etwas einfallen, guter Immit. Ich sehe, dass die Sterne bereits aufgegangen sind. Ich werde mit Baschmu auf den Schirqu steigen, um sie zu befragen. Ich hoffe, nein, ich weiß,
dass sie gute Neuigkeiten für mich haben!« Er strahlte vor Zuversicht.
    »Die Sterne. Gewiss, Herr«, beeilte sich der überraschte Sterndeuter Baschmu zu versichern.
    Luban winkte drei Sklaven herbei, die Baschmu halfen, seine verschiedenen Gerätschaften einzupacken. Dann verließen sie den Tempel durch einen Nebenausgang. Luban eilte leichtfüßig voraus.
     
    »Deine Nichte kann Umati also aufspüren, Urather«, sagte Uschparu, als der Kaidhan verschwunden war. Upnu, der Schab-ut-Schabai, stand mit verschränkten Armen hinter ihm und grinste breit.
    »So ist es, Herr«, antwortete Tasil schlicht und mit einer leichten Verbeugung.
    »Schaduks Fluch ist also seine Frau, hättest du das gedacht, Upnu?«
    »Ich wusste es längst«, entgegnete der Krieger breit grinsend.
    »So wie ich, Upnu, so wie ich.«
    Maru war verblüfft. Was hatte das zu bedeuten? Upnu und Uschparu teilten Geheimnisse? Bisher hatte sie angenommen, der Schab sei Luban treu ergeben. Falls Tasil ebenfalls überrascht war, ließ er sich nichts anmerken: »Ich hätte mich auch sehr gewundert, wenn ihr es nicht längst gewusst hättet, Herr«, versicherte er.
    »Dann weißt du also auch, warum wir es Luban bisher nicht gesagt haben, Urather?«
    »Ich nehme an, aus der Sorge, er könne, wie nun geschehen, falsche Hoffnungen daran knüpfen?«
    »Du bist ein kluger Mann, Urather. Es ist schade, dass deine Nichte diese Klugheit nicht geerbt zu haben scheint.«
    Maru schluckte und versuchte, sich möglichst klein zu machen.
    »Sie ist jung und unerfahren, Herr, und ich versichere dir, es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Das wäre gut, denn es wäre schade um so ein junges Leben«, antwortete Uschparu kalt. Dann schüttelte er den Kopf, seufzte und sagte: »Aber gut, der Schaden ist angerichtet. Wir werden

Weitere Kostenlose Bücher