Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte
verbergen.
»Wir haben keine Geheimnisse vor dir, nicht wahr, guter Uschparu?
«, rief der Kaidhan. »Sag uns, mein Freund, welches Angebot hat der Verräter für uns?«
Der Immit verneigte sich mit leicht säuerlicher Miene. »Wie ich bereits sagte, bevor wir … unterbrochen wurden, hochgeborener Kaidhan, kann Numur nicht glauben, dass wir dies annehmen. Er wird ein Gegenangebot erwarten.«
»Ja, genau, er will feilschen wie ein Straßenhändler. Welch niedrige Gesinnung, nicht wahr?«, rief Luban um Beifall heischend. »Aber sag, was schlägt er vor?«
»Der Verräter verlangt das gesamte Reich mit Ausnahme der Stadt Ulbai und des umliegenden Landes, den Schatz der Akkesch, und – und er muss wissen, dass dies undenkbar ist – er will, dass du, hochgeborener Kaidhan, dich ihm unterwirfst.«
Luban glotzte den Immit entgeistert an. Dann ließ er ein einzelnes schrilles Lachen hören. »Verrückt! Er ist verrückt!«
Maru entging nicht, dass er dabei immer wieder Blicke zu Danami warf. Die nahm die Forderungen mit unbewegter Miene zur Kenntnis. Dann fragte sie kalt: »Ist das so, Kydhier? Ist Numur verrückt? Oder hat er Grund zu glauben, dass wir auch nur einen Teil dieser Forderungen erfüllen?«
Der Immit überhörte die erneute Anspielung auf seine Abstammung und erwiderte vorsichtig: »Unsere Lage ist verzweifelt, hochgeborene Danami. Aber noch nicht so hoffnungslos, dass wir auf diese Unverschämtheit eingehen müssen.«
»So ist es also wahr, was man in den Straßen raunt, dass Kaidhan Luban-Etellu das stolze Reich der Akkesch an den Abgrund geführt hat?«, fragte Danami ganz ruhig.
»Ich? Ich?«, rief Luban aufgebracht. »Nein! Ich habe getan, was ich konnte. Die Götter haben sich von mir abgewandt. Frag Uschparu. Frag den guten Baschmu. Die Sterne waren gegen mich, edle Danami. Nichts von all dem war meine Schuld!«
Danami betrachtete den vor Erregung bebenden Kaidhan mit
Verachtung. Dann sagte sie kühl: »Wie ich sehe, müssen wir nun auch darauf vertrauen, dass uns die Sterne und die Götter aus dieser Not retten, denn von diesem Rat ist dies wohl nicht zu erwarten. Ich habe genug gehört. Doch will ich, Uschparu, dass du mich unterrichtest, was ihr in dieser Frage unternehmt. Und bedenke, bei allem, was du tust, dass mein Enkel Gerru der nächste Kaidhan des Reiches ist.«
»Noch bin ich Kaidhan!«, schrie Luban.
Aber Danami würdigte ihn keiner Antwort mehr. Sie drehte sich um und verließ, gefolgt von dem schweigenden Knaben in der Sänfte, mit stolzem Schritt den Tempel.
»Diese Frau hat mehr Mumm in den Knochen als jeder Mann, den ich hier sehe«, flüsterte Tasil. Maru konnte ihm da nur recht geben. Dennoch fand sie es seltsam, dass Danami der Beratung, der sie sich doch gerade aufgedrängt hatte, nicht mehr beiwohnen wollte. Sie fragte Tasil danach.
Er grinste und sagte: »Da siehst du, wie gerissen sie ist. Sie weiß genau, dass Luban nachgeben muss, vielleicht nicht in allen Punkten, aber in den meisten. Das bedeutet, er verliert den Krieg. Und sie will nicht, dass man sie oder den kleinen Gerru mit dieser Niederlage in Verbindung bringt.«
Als Danami gegangen war, glotzte Luban ihr lange wie erstarrt hinterher. Dann rannte er plötzlich zu dem silbernen Becken und wusch sich erneut. »All das Wasser des Dhanis reicht nicht, diese Plage von mir abzuwaschen«, rief er dann in das betretene Schweigen hinein. »Diese Schlange! Schlimmer als die Awathani erschüttert sie die Grundfesten meines Hauses! Immer erscheint sie zur Unzeit. Immer hat sie nichts als Vorwürfe und Beleidigungen.« Er erging sich dann einige Zeit in Flüchen und Verwünschungen, die teils Danami, teils den Sternen, teils dem Verräter Numur galten. Uschparu wartete, bis der Kaidhan sich verausgabt hatte. Als
Luban erschöpft auf den steinernen Sockel seines Vorfahren sank, trat er einen Schritt näher und sagte: »Es ist bewundernswert, wie du all diese Mühen und die Last der Verantwortung erträgst, Hochgeborener. Doch müssen wir zu einer Antwort auf Numurs Forderung kommen.«
»Eine Antwort?«, fragte Luban mit leerem Blick.
»Ein Gegenangebot, Herr.«
»Wo ist der Bote?«, fragte der Kaidhan.
»Er wartet dort drüben auf neue Anweisungen, Herr.«
»Komm näher, Bote«, forderte Luban.
Tasil trat näher heran, und Maru folgte ihm.
Luban blickte ihn nachdenklich an. Aus der Nähe konnte Maru deutlich sehen, wie erschöpft und verbraucht der Kaidhan war.
»Du warst in Numurs Lager,
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