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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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ich dir dann mehr erzählen.«
    »Wenn du meinst«, sagte der Schreiber. Er wirkte eher verwirrt als beleidigt, dass sie ihn nicht weiter einweihte. Er streckte sich.
»Dann gehe ich mal wieder hinunter. Ich finde die Tafel, und sobald ich sie sehe, weiß ich sicher auch wieder, warum ich sie so wichtig fand.«
    »Ich verlasse mich auf dich, Temu. Und nicht nur ich«, fügte sie hinzu, »es kann sein, dass die Zukunft der Akkesch von dir abhängt.«
    Sie fand, ein bisschen Bestätigung seiner Wichtigkeit könne dem Mann nicht schaden.
    »Die Zukunft der Akkesch?«, fragte er blinzelnd. Aber ein leichtes Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht.
    »So ist es. Bis bald, Temu«, sagte Maru und sprang auf. Sie spürte ein ungewisses Kribbeln auf der Haut. Jemand kam. Und ohne, dass sie hätte sagen können, woher sie das wusste, war sie sich sicher, dass es Tasil war.
     
    Er war bereits in der Ersten Halle, als sie ihn traf. Maru lief ihm mit ihrer Öllampe entgegen.
    »Hier ist es staubiger und dunkler, als ich dachte«, meinte Tasil und starrte sie dabei an.
    »Was ist, Onkel?«, fragte Maru.
    »Ich möchte wissen, was du dir dabei gedacht hast, uns Upnu auf den Hals zu hetzen. Die Sache war vorher schon schwierig genug. Wenn der Schab zu viele Fragen stellt, wird es unmöglich.«
    »Was wird unmöglich, Onkel?«
    »Das geht dich nichts an, Kröte! Überhaupt, was willst du hier?«
    Maru versuchte es mit dem Ersten, was ihr einfiel. »Ich habe den Schreiber gesucht. Er kennt das Umland gut, und ich hatte gehofft, er könne mir sagen, wo sich Umati verstecken könnte.«
    »Ein staubfressender Schreiberling?«
    »Er hat mir von Hügelgräbern erzählt, jenseits der Straße, die von allen gemieden werden.«
    Das flackernde Licht der Öllampe warf dunkle Schatten in
Tasils Gesicht. Es war unmöglich zu erkennen, was er gerade dachte. »Kann es sein, dass du das schon wusstest, bevor du hierher kamst?«, fragte er kalt.
    Upnu hatte also berichtet, was sie von der Festungsmauer aus gesehen hatten. Maru erwiderte schnell: »Hat der Schab das erzählt? Er hat nicht glauben wollen, dass Umati dort ist. Aber Temu, der Schreiber, sagt, dass es dort Geister gibt, die Fremde mit falschen Lichtern ins Moor locken. Deshalb geht dort niemand ohne Not hin. Also vielleicht ist sie doch dort.«
    Tasil lachte verächtlich. »Geister? Wie viele Gräber haben wir schon geöffnet – und wie viele Geister sind uns dabei begegnet? Keiner! Ich sage dir, Kröte, dieses Feuer, das du da gesehen hast, stammt nicht von einem Toten, und sicher auch nicht von Umati. Du wirst sie an anderer Stelle suchen müssen.« Dann beugte er sich vor und erstickte die Flamme ihrer kleinen Öllampe mit der Hand. Es wurde stockdunkel. Nur der Umriss der offenen Tür war noch zu erahnen. Dann senkte er seine Stimme und sagte so leise, dass es Maru wie ein kalter Hauch über den Rücken kroch: »Hast du Luban nicht erzählt, du würdest spüren, wo sie ist? Ich hoffe doch sehr für dich, dass das stimmt. Und jetzt komm, es ist schon spät.«
    In der Oberstadt brannte noch die eine oder andere Laterne, aber in der Unterstadt herrschte fast völlige Finsternis. Das wenige an Helligkeit, das aus den verhängten Fenstern drang, versickerte schnell in den verwinkelten Gassen. Die Schwarze Seite trug ihren Namen jetzt wirklich zu Recht, dachte Maru. Nur die schmale Sichel des Mondes mühte sich, ihren Weg zu beleuchten. Sie hasteten voran, froh, dass die Straßen menschenleer waren. Maru fragte sich, wie es hier in friedlicheren Zeiten zugegangen sein mochte. Man erzählte sich, dass die Gassen früher voller Leben gewesen waren und dass gerade in gewissen Vierteln der Unterstadt die Menschen die Nacht oft zum Tage gemacht hatten. Das war jetzt
kaum vorstellbar. Maru spürte immer noch ein leichtes Unbehagen, wie schon im Bet Schefir. Vielleicht hatte sie sich getäuscht, und es war doch nicht Tasil, dessen Nahen sie gefühlt hatte. Aber wer oder was war es dann? Sie erreichten die Äußere Mauer, wo sie von einem Schab Eschet erwartet wurden. Er trug eine verhängte Laterne, die gerade genug Licht abgab, dass sie ihn finden konnten. Er führte sie durch einen Turm auf die Stadtmauer hinauf.
    »Hier sind Palmzweig und Laterne, dort das Seil«, erklärte er, während er Tasil die beschriebenen Gegenstände in die Hand drückte. »Ich werde hier auf euch warten. Ruft leise ›Waidar‹, denn das ist mein Name. Ich werde euch dann heraufziehen. Schafft ihr es nicht bis zum

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