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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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lächeln. Tasil hätte die Gelegenheit sicher nicht ausgelassen, wenn sie Ulbai von dieser Seite aus erreicht hätten. Dann tauchten in der Ferne schwarze Umrisse auf, über denen ein heller Schimmer lag. Dort brannte ein Lagerfeuer, ein Feuer hinter den Grabhügeln der alten Fürsten. Sie hatte ihr Ziel gefunden. Maru versuchte, in sich hineinzuhorchen. Es war still, nicht das leiseste Kribbeln deutete auf Gefahr hin. Aber sie traute dem Frieden nicht. Vorsichtshalber verließ sie den Pfad und schlug einen Bogen. Sie vergewisserte sich, dass der Hakul-Dolch noch an seinem Platz war, dann schlich sie sich an den ersten Hügel heran,
der still und kalt unter den Sternen lag. Sie kroch vorsichtig hinauf. Auf der Kuppe schob sie sich so weit nach vorne, bis sie gerade hinunterblicken konnte. Der Lagerplatz war gut gewählt. Er lag zwischen zwei Grabhügeln und war frei von dem dichten Buschwerk, das sich rechts und links in der Dunkelheit verlor. Das Feuer brannte dicht am Hang des Grabes. Zwei Männer saßen daran. Der eine, grauhaarig, untersetzt und ganz in speckiges Leder gekleidet, stocherte mit einem Stock in der Glut. Der zweite, ein bärtiger, etwas jüngerer Mann mit sorgsam geflochtenen, schwarzen Zöpfen, schien in einem Topf neben der Feuerstelle eine Mahlzeit zuzubereiten. Es waren die Maghai.
    »Wenn dir auf der feuchten Erde kalt wird, kannst du ruhig ans Feuer kommen, um dich zu wärmen, Mädchen«, rief der Grauhaarige, ohne aufzublicken.
    Maru atmete tief durch. Sie hatte Umati gesucht, aber die Tochar gefunden. Und die hatte sie schließlich auch gesucht. Sie hatte jetzt keine Zeit mehr, sich vor dieser Begegnung zu fürchten. Sie erhob sich und glitt den steilen Hang hinunter.
    »Nimm Platz, Mädchen. Ich glaube, es ist auch noch Sud da, nicht wahr, Klias, mein Freund?«
    »Er steht dort«, sagte der zweite Zauberer einsilbig. Er stellte seinen Topf zur Seite und wischte sich die Hände an einer Art Schürze ab, die er über seinem reinlichen, langen Rock trug, und rief: »Belk! Belk, du Faulpelz, wo steckst du?«
    »Hier, Meister Klias«, antwortete eine Stimme aus dem Dunkeln.
    »Bring mir frisches Wasser, hörst du?«
    »Ja, Meister«, antwortete Belk.
    Velne bot Maru eine dunkle Flüssigkeit in einem Holzbecher an. Es roch seltsam.
    »Danke, ich glaube, ich möchte jetzt keinen Sud trinken, ehrwürdiger Velne«, lehnte Maru höflich ab.

    Velne kicherte. »Den kannst du ruhig trinken, Mädchen. Oder ist das doch der vergiftete, Klias?«
    Der zweite Maghai schnaubte verächtlich, und Velne lachte heiser, als er Marus verunsicherten Blick sah. »Verzeih mir diesen kleinen Scherz, ich konnte einfach nicht widerstehen.«
    Belk kam durch das Gebüsch geeilt, in der Hand einen schweren Ledereimer, den er zu seinem Meister schleppte. Wasser schwappte über den Rand.
    »Vorsicht, du Unglückswurm, du verschüttest alles«, wies ihn Klias zurecht.
    »Verzeih, Meister«, rief der Schüler betroffen. Er stellte den Eimer vorsichtig ans Feuer, und Klias begann, sich ausgiebig die Hände zu waschen. »Tuch«, sagte er dann, und Belk schoss davon, seinem Meister ein Tuch zu holen. Die großen Taschen, die Belk am Mittag getragen hatte, lagen einige Schritte vom Feuer entfernt auf einer Decke, auf der noch allerlei Pflanzen ausgebreitet waren.
    »Ihr sammelt Kräuter?«, fragte Maru überrascht.
    »Warum denn nicht?«, meinte Velne vergnügt.
    »Ich dachte, das machen nur die Kräuterfrauen.«
    Wieder kicherte Velne. »Viel weißt du nicht über die Maghai, scheint mir.«
    Damit hatte er natürlich recht. Maru wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte, und schwieg.
    »Das ist bedauerlich und auch bemerkenswert, weil doch selbst ein Blinder sieht, dass in dir die Gabe eines Maghai ruht, Mädchen.«
    Maru errötete. Sie versuchte abzulenken: »Sag, ehrwürdiger Velne, was tut ihr hier?«
    »Wir sammeln Kräuter, wie du siehst. Mein Freund Klias hält es für klug, einem Wunsch von Abeq Mahas zu folgen.«
    »Und hältst du es für weise, darüber mit einer Fremden zu sprechen, mein Freund?«, fragte Klias mürrisch.

    Velne lachte heiser.
    »War er es, der euch gerufen hat?«, wollte Maru wissen.
    »Der Abeq? Nein!«, wehrte Velne entschieden ab. »Wir sind hier, weil es heißt, eine Große Seeschlange hause in diesen Gewässern. Die Awathanen sind alte Wesen, voller Zauberkräfte. Eine Verlockung für jeden Maghai. Ja, ich wundere mich, dass sich hier nicht viel mehr von uns gegenseitig auf die Füße

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