Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
leiseste Ahnung, wo sie Umati suchen sollte. Und die Maghai, die sie doch viel dringender finden musste als diese Frau, würde sie am ehesten in Numurs Lager treffen. Da würde ihr diese lächerliche Verkleidung nicht viel helfen. Ganz im Gegenteil. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Irgendwie musste es eben gehen.
    »Dein Onkel wird Augen machen, wenn er dich so sieht, Mädchen«, sagte Upnu, als sie auf dem Rückweg ins Bet Kaidhan waren. Ihre Schritte hallten laut durch die leeren Gassen.
    Maru antwortete nicht, sie war in Gedanken. Viel hing von der
kommenden Nacht ab. Sie mussten über den Fluss. Was, wenn Utukku ihr dort auflauerte, mit der Erwachten? Sie blieb stehen. Ihr war siedend heiß etwas eingefallen.
    »Was ist denn nun schon wieder? Passt es nicht?«, fragte der Schab stirnrunzelnd.
    »Nein, edler Schab Upnu, das ist es nicht. Ich habe jedoch etwas vergessen, im Bet Schefir.«
    »Du kannst lesen? Langsam wirst du mir unheimlich, Uratherin.«
    »Nein, ich kann nicht lesen, Herr. Dennoch muss ich dringend dorthin.«
    »Ich weiß nicht, was einen Menschen dorthin zieht. Dort gibt es doch nichts außer Staub und unzähligen Erntelisten.«
    Maru erinnerte sich daran, dass sie diese Meinung bis vor kurzem geteilt hatte.
    Der Schab fuhr fort. »Ich weiß aber, dass wir im Bet Kaidhan erwartet werden. Und dorthin wirst du mich nun begleiten, Mädchen. Wir können aber einen Sklaven schicken, der dort holt, was du vergessen hast«, fügte er hinzu, als er die Enttäuschung in Marus Gesicht sah. Sie gingen weiter.
    »Sag, edler Schab Upnu, wieso hast du mich in die Festung begleitet?«, fragte Maru.
    »Wieso? Alleine hättest du den Weg doch nie gefunden.«
    »Das ist wohl wahr, aber wäre das nicht eine Aufgabe für einen einfachen Schab Eschet gewesen? Musste es der Schab-ut-Schabai sein?«
    Upnu sah sie mit einem misstrauischen Seitenblick an, ohne stehen zu bleiben. »Der Auftrag war eben wichtig«, knurrte er.
    »Das war er wohl, edler Upnu. Sicher wichtiger als das, was Uschparu und Tasil zu besprechen haben.«
    Der Schab blieb stehen und packte Maru hart an der Schulter. Sie hätte vor Schmerz beinahe laut aufgeschrien und ahnte jetzt,
warum Upnu so viele Faustkämpfe gewonnen hatte. Seine Kraft war unglaublich.
    »Was versuchst du hier, Weib?«, zischte der Schab sie wütend an.
    »Nichts, Herr, ich bin nur ein einfaches Mädchen, das sich Gedanken macht.«
    »Einfach? Du? Bestimmt nicht.« Upnu atmete tief durch. »Aber du hast recht. Ich war zu vertrauensselig. Also lauf, ich werde deinem Onkel ausrichten, wo er dich finden kann.« Und damit ließ er sie los und stürmte davon.
    Maru rieb sich ihre schmerzende Schulter und fragte sich, ob sie nicht zu weit gegangen war. Dann tat sie die Frage mit einem Achselzucken ab und eilte Richtung Bet Schefir. Sie hatte Wichtigeres zu tun.
     
    Im Bet Schefir konnte sie Temu nicht gleich finden, denn er steckte in keinem der vier großen Säle, in denen sie schon so viele Stunden verbracht hatten. Schließlich entdeckte sie eine kleine Seitentür, die in einen Bereich des Gebäudes führte, den sie bisher nie betreten hatte. Dort fand sie einige kleinere Räume, vollgestopft mit weiteren Tontafeln, und schließlich, im letzten, eine Falltür. Sie stand offen. Eine Leiter verschwand im Dunkeln. Sie rief laut nach dem Schreiber. Eine Stimme antwortete von unten: »Wer ist dort?«
    »Ich bin es, Maru.«
    »Warte, ich komme herauf.«
    Kurz darauf erschien Temu am unteren Ende der Leiter, eine Öllampe und einige Schrifttafeln in der Hand. Er legte die Tafeln in einen kleinen Korb. »Zieh sie hinauf, Maru. Ich folge.«
    Maru entdeckte eine Schnur, die über eine Rolle lief. Eine sehr sinnreiche Einrichtung, wie sie fand. Sie zog den Korb empor.
    »Die Luft dort unten ist furchtbar«, stöhnte Temu, als er sich
neben der Falltür auf den Boden setzte. Er hustete Staub. Es musste wirklich schlimm sein, wenn es sogar ihm auffiel. Er blickte sie blinzelnd an: »Hast du dich umgezogen?«, fragte er.
    Maru nickte nur. Die Zeit war knapp. »Was sind das für Tafeln?«, fragte sie.
    »Oh, ganz wundervolle Schrifttafeln, wundervoll. Ich habe kein anderes Wort dafür. Nie hätte ich zu träumen gewagt, solche Schätze in der Hand zu halten. Stell dir vor, es sind Listen aus dem Alten Akkesch! Aus der Zeit, als das Reich nur aus dieser einzigen großen Stadt bestand! Kannst du dir das vorstellen?«
    Das konnte Maru nicht, aber sie entnahm der Begeisterung des Schreibers, dass

Weitere Kostenlose Bücher