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Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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neugierig.
    »Nichts. Dunkelheit und Vergessen. Und finstere Gewässer, die sicher nicht mit dem Vater dieses Mädchens zu tun haben.«
    Er sah sie prüfend an, griff urplötzlich nach ihrem Arm, und sie spürte einen Stich. Maru schrie laut auf. Sie blutete.
    »Entschuldige ein drittes Mal, aber du hättest es nie erlaubt, oder?«, meinte Velne und strich mit dem Finger über die kleine Wunde.
    Maru starrte ihn entgeistert an. Er roch an seinem Finger, auf dessen Spitze ein einzelner Tropfen ihres Blutes stand, und leckte es dann ab. Einen Augenblick hielt er inne, schien nachzuschmecken, dann sprang er plötzlich auf und spuckte aus. »Bei Fahs! Bei den Hütern! Bei allen Daimonen, die die Menschensaat heimsuchen!« Er fluchte und spuckte wieder und wieder aus. Klias sah ihm mit unbewegter Miene zu, während Maru ihn verwirrt anstarrte. Velne griff nach dem Ledereimer, nahm einen großen Schluck Wasser und spuckte erneut, dieses Mal im hohen Bogen, aus. Er hustete, fluchte und spuckte wieder und wieder.
    Um Klias’ strenge Lippen spielte die Andeutung eines Lächelns. »Verzeih, alter Freund«, sagte er, »wenn ich geahnt hätte, dass du daraus trinken willst, hätte ich meine Hände in einem anderen
Eimer gewaschen.« Und dann warf er dem fluchenden Velne einen prall gefüllten Ziegenschlauch zu. Velne fing ihn mit einem zornigen Blick auf, nahm einen kräftigen Schluck, spülte seinen Mund aus, trank wieder etwas, und atmete dann erleichtert auf. »So ist es besser«, stöhnte er.
    »Hast du mich gerufen, Meister?«, rief Belk, der aus der Dunkelheit hervorgeschossen kam.
    »Nein, hat er nicht«, antwortete Velne grob und fragte: »Wo ist das Kaninchen?«
    »Es ist mir bisher …«
    »Was willst du dann hier? Lauf!«
    »Ja, Meister«, rief Belk und zog sich wieder eilig in den Schutz der Dunkelheit zurück.
    »Er ist mein Schüler, alter Freund, nicht deiner«, tadelte Klias mild.
    »Das merkt man«, gab Velne trocken zurück. Dann holte er tief Luft und sah Maru nachdenklich an. »Du bist voller Rätsel, Mädchen, und hast mit Kräften zu tun, auf die selbst ich mich nicht einlassen würde.«
    Maru sah zu Boden. Würde es helfen, wenn sie sagte, dass sie sich das alles nicht ausgesucht hatte?
    »Was für Kräfte meinst du?«, fragte Klias. Er war ernst geworden und musterte Maru jetzt mit durchdringendem Blick.
    »Dunkle Kräfte, Klias, und starke Mächte. Kann es sein? Nein. Nein, es kann nicht sein, dass du die Zermalmerin geweckt hast, oder doch?«
    Maru schüttelte den Kopf.
    »Nein, natürlich nicht. Wie könntest du. Du bist ein Menschenkind, das übersteigt deine Kraft bei weitem. Aber doch ist sie da. Ich spüre sie, schmecke sie. Wie ist das möglich? Oder täusche ich mich? Aber sie ist gegenwärtig. Da ist eine Verbindung in deinem Blut. Doch wie?«

    Maru seufzte, öffnete den Gürtel ihres Gewandes und zog die Schleife auf, die es an der Seite zusammenhielt. Sie zeigte ihre Hüfte und das schmale weiße, fein geschuppte Band, das um die Mitte ihres Körpers lief. Die Maghai starrten sie an. Velne blieb der Mund offen stehen, und Klias erhob sich zum ersten Mal an diesem Abend, klopfte sich unsichtbaren Staub vom Gewand und trat einen Schritt näher an Maru heran.
    Lange starrte er das Band an. Dann stellte er mit schlichten Worten fest: »Es ist erstaunlich«.
    »Es ist gefährlich«, berichtigte Velne düster, »aber wie, um Fahs ’ willen, bist du dazu gekommen?«
    Maru schloss das Gewand wieder. »Ich wurde verwundet und … man … brachte mir dieses Stück Haut. Ich wäre sonst wohl gestorben.«
    »Aber die Erwachte, sie lebt doch noch!«, warf Klias stirnrunzelnd ein.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Maru.
    »Das ist außergewöhnlich, wie so vieles an dir, Mädchen. Außergewöhnlich!«, murmelte Velne.
    »Es widerspricht der Natur!«, meinte Klias düster.
    »Aber haben nicht auch andere Menschen schon diese Haut getragen?«, fragte Maru.
    »Ach, haben sie? Wer denn, zum Beispiel?« Velnes Augen funkelten.
    »Die Helden in alten Geschichten, oder auch der Mächtige Jalis. Ich habe es selbst gesehen.«
    »Wann hast du Jalis gesehen?«, fragte Velne überrascht.
    »Vor einem Jahr etwa, in Serkesch«, antwortete Maru, bevor ihr klar wurde, dass diese Antwort sie in gefährliches Gebiet führte.
    »Dann musst du eine der Letzten gewesen sein, die ihn gesehen haben, denn seit einem Jahr hören wir nichts mehr von ihm«, stellte Klias nüchtern fest.

    Maru versuchte, sich nicht anmerken zu lassen,

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