Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte
Gesellschaft, in der sie sich gerade befand.
»Dies ist ein verdächtiger Ort für ein Lager«, begann der Krieger mit einem strengen Blick.
Velne nickte bedächtig. »In der Tat. Ein seltsamer Platz, edler Krieger, wo Wanderer ohne Gruß an ein fremdes Feuer treten.«
Der Schab musterte ihn kalt. »Ich weiß, wer ihr seid, Maghai, und ich will mit eurer Kunst nichts zu schaffen haben.«
»Ich bin sicher, unsere Kunst ist darüber erfreut«, antwortete Velne spöttisch.
Der Schab ging nicht darauf ein, sondern deutete mit dem Finger auf Maru und sagte: »Ich weiß hingegen nicht, wer dieses junge Weib dort ist.«
»Besuch«, antwortete Velne knapp, »eine Awierin aus dem Fenn, die uns zur Hand gehen will.«
»Eine Dienstmagd? Das glaube ich nicht! Die Art ihres Gewandes ist die eines Kundschafters«, meinte der Schab streng und legte die Hand auf den Schwertgriff.
Maru fragte sich, wie viele Männer er wohl dabei haben mochte. Sie warteten sicher irgendwo in der Dunkelheit auf seinen Befehl. Er würde sehr viele Krieger brauchen, wenn er sich mit den Maghai anlegen wollte.
»Wenn ich es dir sage, solltest du es glauben, edler Krieger«, erwiderte Velne ruhig.
Maru hatte am Mittag die Zauberstimme des Tochar gespürt. Und sie war stark. Sie fragte sich, warum er sie nicht einsetzte.
»Ich werde sie mitnehmen und meinem Schab Kischir übergeben, und du wirst mich nicht hindern. Er mag die Geschichte dann glauben oder nicht. Das ist nicht meine Sache, Zauberer.«
Maru vermeinte, ein leises Stöhnen in der Dunkelheit zu hören. Und folgte da nicht ein dumpfer Laut, der sicher nicht von einem
Tier stammte? Maru lauschte. In den Flammen des Feuers knackte ein Ast. Die innere Unruhe war wieder da.
»Mitnehmen willst du sie? Ich fürchte, das wird nicht geschehen, tapferer Krieger«, sagte Velne nachdenklich.
»Wir werden sehen«, antwortete der Schab herablassend und stieß einen leisen Pfiff aus.
Maru fragte sich, aus welchem weit abgelegenen Dorf des Reiches dieser Mann stammen mochte. Hatte er noch nie gehört, wie gefährlich Maghai waren? Oder hatte er es gehört und nur nicht geglaubt? Er wäre dann ein ausgesprochen dummer Mensch.
Der eilige Schritt von Männern näherte sich aus der Dunkelheit, vermischt mit dem leisen Klingen ihrer Rüstungen. Zwei Axtkämpfer tauchten auf und nahmen zur Rechten des Schab Kampfstellung ein. Der Schab stieß einen leisen Doppelpfiff aus, und auf jenem Grabhügel, den auch Maru überquert hatte, tauchten drei weitere Krieger auf. Sie hielten Bögen in der Hand. Der Schab pfiff ein drittes Mal und – nichts geschah. Er schielte zum Hügelgrab zu seiner Rechten. Noch einmal pfiff er. Ergebnislos. Die Männer sahen sich beunruhigt an und nahmen ihre Äxte fester. Der Schab zog sein Sichelschwert. Velne seufzte vernehmlich.
»Ist das dein Werk, Zauberer?«, fragte der Schab und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme bebte.
»Nein, tapferer Krieger, ich habe damit nichts zu tun.«
Ein scharfes Geräusch schnitt durch die Nacht. Auf dem Grabhügel tat der mittlere der drei Krieger einen unbeholfenen Schritt nach vorn und taumelte den Hang hinab. Augenblicke später wurde der zweite von einer unsichtbaren Gewalt getroffen und stürzte mit einem Schrei rückwärts in die Finsternis. Der dritte stand noch oben, bebte vor Angst und stierte in die Nacht. Ein sausendes Geräusch erklang und endete jäh, als ein faustgroßer Stein ihn im Gesicht traf. Als er stöhnend in die Knie ging, tauchte ein Schemen bei ihm auf, stieß zu und verschwand so schnell wieder
in der Dunkelheit, dass er schon nicht mehr zu sehen war, als der Krieger sterbend den Hang hinunterrutschte. Der Schab und seine beiden Männer erstarrten in Furcht. Dann drängten sie sich eng zusammen. Der Schab hielt sein Sichelschwert mit zitternden Fingern und nahm nun auch seinen Schild zur Hand. »Haltet die Augen auf, Männer«, befahl er. Sie standen nun Rücken an Rücken, suchten mit panischen Blicken die Dunkelheit ab. Aber es blieb still, nur das ängstliche Keuchen der Krieger war zu hören. Dann hielt es der erste nicht mehr aus: »Schaduks Fluch!«, rief er, warf Axt und Schild fort und stürzte davon. Er wählte den Weg, den sie gekommen waren. Eine unglückliche Entscheidung. Ein durchdringender Schrei sagte seinen Waffenbrüdern, dass seine Flucht schnell beendet war. Der zweite Krieger sah seinen Schab furchtsam an. Er kämpfte noch einen Augenblick mit sich, dann warf er ebenfalls seine Waffen
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