Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte
Wassers.
»Es waren viele, Mädchen, ich habe sie am Ende nicht einmal mehr gezählt«, sagte Umati ruhig.
Maru goss das kochend heiße Wasser in das steinerne Becken. Die Seerosen trieben davon.
Umati lag dort mit geschlossenen Augen und erzählte: »Ich verfolge
Numur, seit er das Fenn verlassen hat. Er ist es, den meine Klinge sucht, doch ist er Tag und Nacht gut bewacht.« Sie lächelte grimmig. »Er lebt in Angst vor mir. Die Männer, die starben, waren zu Anfang nur jene, die mir den Weg zu ihm versperrten. Doch so oft ich es versuchte, er blieb unerreichbar. Musste ich also alle seine Krieger töten, um sein armseliges Leben zu nehmen?« Umati nahm eine der Bürsten, die am Rand des Beckens lagen, und begann, damit langsam über ihre Arme zu streifen. Dann hörte sie auf und starrte Maru mit einem brennenden Blick an. »Ich habe es versucht, Nehis, ich habe es versucht. Am Ende war es mir gleich, wo ich sie traf. Am Fluss, an den Mauern des Lagers, im Sumpf. Und jetzt bin ich müde.«
»Ich hole frisches Wasser«, sagte Maru. Wie verloren diese Kämpferin auf einmal wirkte! Maru machte sich Sorgen um sie. Ja, es beunruhigte sie, welche Verzweiflung Umati ausstrahlte. Nein. Das war es nicht. Die Unruhe hatte andere Gründe. Maru blieb stehen.
»Gefahr«, flüsterte sie.
Es war zu spät. Der leise, schnelle Tritt vieler Männer kam heran. Umati erhob sich aus dem Wasser. Die Türen flogen auf, und gepanzerte Krieger stürmten den Raum. Umati sprang aus dem Becken und suchte ihre Waffe. Auch Maru griff nach ihrem Messer. Axtkämpfer rannten an ihr vorbei. Plötzlich war das Bad voller Krieger. Eine Faust packte Maru am Kragen und riss sie zur Seite. Es war Tasil. Umati stieß einen hellen Schrei aus. Dann war dort im Wasserdampf nur noch ein Durcheinander aus Leibern, Waffen und Armen. Maru versuchte, sich loszureißen, aber Tasil hielt sie fest und hinderte sie, ihren Dolch zu ziehen. »Das geht uns nichts an, Kröte«, raunte er. Sie hatte nicht erkennen können, ob Umati ihre Waffe noch erreicht hatte, aber sie hörte die dumpfen Schreie von Männern, das Fluchen und das Klirren von Waffen. Dann ein heller Schrei – und es war vorbei.
Die Männer ächzten, der Dampf verzog sich, und Maru sah einen dünnen Faden Blut, der in das Becken lief. Für einen Augenblick war es unnatürlich still im Raum. Dann betrat ein weiterer Mann das Bad. Gold blinkte an seinem Hals. Es war Immit Uschparu. Er strahlte Stolz und Entschlossenheit aus. »Habt ihr sie?«, fragte er kalt.
»Sie hat sich gewehrt, Herr«, antwortete der keuchende Schab der Krieger.
»Ihr habt sie getötet?«
»Nein, Herr, doch wird sie wohl bald sterben.«
Maru starrte mit ungläubigem Entsetzen von einem zum anderen. Auf dem Boden lagen die Körper mehrerer Menschen. Drei trugen lederne Panzer, einer war nackt und schutzlos. Sie wollte sich losreißen, zu Umati stürzen, ihr helfen – irgendwie, aber Tasil hielt sie eisern fest.
Uschparu blieb stehen. »Ich grüße dich, Umati«, sagte er und blickte herablassend auf die Frau, die zu seinen Füßen starb.
Umati antwortete flüsternd. Blut quoll aus ihrem Mund. Maru verstand sie nicht.
»Es tut mir beinahe leid, dass wir uns unter diesen Umständen wiedertreffen, ehrenwerte Umati. Ich habe deinen Mann immer bewundert. Bestell ihm Grüße von mir, wenn du ihn gleich in Ud-Sror triffst. Sag ihm, dass Uschparu, den er verachtet und dessen Leistung er nie gewürdigt hat – dass also ich – seine Stadt vor dem Untergang rette.«
Umati hob ihren Kopf und wollte etwas erwidern, doch sie hustete nur etwas Blut. Vier weitere Krieger erschienen. Sie brachten auf Tragen zwei verhüllte Körper ins Bad.
»Du wirst dich fragen, warum du hier und heute sterben musst«, fuhr Uschparu fort. Er betrachtete die Frau mit kalten Augen. »Im Grunde genommen sind die Sterne daran schuld. Erinnerst du dich an Baschmu? Diesen besserwisserischen Sterndeuter des
Kaidhans? Ich sehe, du weißt, wen ich meine. Er hat dein Kommen vorausgesagt. Obwohl ich ihm viel Silber dafür gegeben habe, dass er etwas ganz anderes aus seinen Gestirnen liest. Er war teuer und dennoch unzuverlässig. Wenn du willst, kannst du dich bei ihm bedanken. Er liegt dort drüben.«
Der Immit zeigte auf eine der Tragen, und ein Krieger lüftete das Tuch. Es war Baschmus Leichnam. Seine Augen starrten weit aufgerissen ins Nichts.
»Er hat auch vorausgesagt, dass du Unglück über diese Stadt bringen wirst, ehrenwerte Umati«, erklärte
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