Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte

Titel: Die Tochter des Magiers 03 - Die Erwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Bessere als uns?«
    »Du weißt also von meinen Diensten für den Kaidhan?«
    »Sieh dich an, Urather. Du dienst? Wo ist Tasil, der Mann, der die Gefahr sucht und die Freiheit? Ich will ihn sprechen, ihn, nicht den Laufburschen der Akkesch!«
    »Er steht vor dir, großer Tagor. Glaube mir, es ist nicht so, wie es aussieht, oder wie es andere aussehen lassen.« Und Tasil warf einen langen Blick auf den frech grinsenden Agir.
    »Agir hat dich gesehen, am Hafen und heute Nacht, als du über die Mauer hinausgeklettert bist. Oder hat er mich belogen? Und Hardis auch? Du bist nicht mit dem Zweig des Friedens zu Numur gerudert?«
    »Ich hatte keine Wahl«, entgegnete Tasil vorsichtig.
    »Ach, es stimmt also? Und kein Wort an mich? Konntest du dir den Weg nicht machen, den Agir auf sich genommen hat?« Die Hand des Tagors schnellte plötzlich nach vorn. Dicht neben Tasils Kopf packte er eine Fliege in vollem Flug. Tasil zuckte nicht mit der Wimper. Xonaibor ließ den zerquetschten Körper fallen. »War ich es nicht, der dich aufgenommen hat, in diesem elenden Nest an der Küste? Habe ich dich nicht hierher gebracht und dafür gesorgt, dass du viel Silber verdienen kannst, Urather?«
    »Wir haben beide gut verdient, Tagor, doch ich fürchte, diese Zeiten sind bald vorbei.«
    »Du fürchtest?«, brüllte der Iaunier und schlug mit der Faust donnernd auf den Tisch. Dann hatte er sich wieder in der Gewalt. »Erzähle mir, wovor du dich fürchtest, Tasil aus Urath.«
    »Beide Seiten sind des Krieges müde, Tagor. Ihre Kämpfer leiden Hunger oder sterben am Fieber. Der Frieden wird kommen, entweder heute, wenn sie sich einigen, oder morgen, wenn eine der
beiden Seiten entkräftet zusammenbricht. In keinem der beiden Fälle werden sie uns noch brauchen.«
    Der Iaunier verzog keine Miene. Er gab sich wieder völlig ruhig, aber diese Ruhe war so gezwungen, als müsse er bald ausbrechen wie ein feuerspeiender Berg. Maru hatte das schon erlebt, aus nichtigeren Anlässen. Jetzt sagte er: »Zwischen heute und morgen liegt eine ganze Schiffsladung Weizen, Vieh und Zinn, Tasil. Eine Ladung, die sehr an Wert verliert, wenn dieser Frieden wirklich kommt. Oder willst du mir sagen, ich soll es zu den festgesetzten Preisen an den Verwalter des Markthauses verkaufen? Ist es das, was dir vorschwebt, Tasil? Glaubst du, wir sind tagelang durch die Sümpfe gerudert, um mit einer Handvoll Kupfermünzen heimzukehren? Meine Krieger verlassen sich auf mich und darauf, dass ich sie nicht als arme Männer heimkehren lasse. Und ich habe mich auf dich verlassen, Tasil. Warum enttäuschst du mich so?«
    »Ich habe nicht vor, dich zu enttäuschen, großer Tagor, ganz im Gegenteil. Dieser Frieden bietet uns – uns allen – die Möglichkeit, viel Silber, sehr viel Silber in die Hand zu bekommen. Nur deshalb habe ich mich darauf eingelassen. Hat dir Agir das nicht erzählt?«
    Das höhnische Grinsen auf dem Gesicht des Kydhiers erstarrte. Dann zischte er: »Der Urather lügt, nichts als Lügen. Verraten hat er uns.«
    »Du bist eine Schlange, Agir«, sagte der Iaunier. »Ich mag dich nicht, aber du bist nützlich. Ich bin neugierig, Tasil. Wann wolltest du uns von dieser Möglichkeit erzählen? Bevor oder nachdem du dich mit dem Silber aus dem Staub gemacht hast?«
    Tasil zögerte einen Augenblick. Maru durchschaute ihn. Er hatte nie vorgehabt, dem Iaunier von seinen Plänen zu erzählen. Die Frage war, ob es ihm gelang, den Tagor vom Gegenteil zu überzeugen. Doch – was mochte das für ein Plan sein? Tasil hatte ihr
gegenüber bislang kein Wort darüber verloren. Gespannt lauschte sie seinen Worten.
    »Es ist viel zu viel, als dass ein Mann alleine es davontragen könnte, Tagor. Und ich konnte dir noch nicht davon berichten, weil ich selbst erst seit wenigen Stunden weiß, was zu tun ist. Doch schlage ich vor, dass wir das in kleinerer Runde besprechen.«
    »Du hast Geheimnisse vor deinen Waffenbrüdern, vor Männern, die dir schon oft ihr Leben anvertraut haben? Warum dieses Misstrauen, Urather? Ich habe solche Geheimnisse nicht.«
    »Ich würde dir und jedem deiner Männer mein Leben ebenfalls anvertrauen, großer Tagor – in der Schlacht. Es gibt jedoch in dieser Kammer den einen oder anderen, dem ich nicht mehr vertrauen kann. Glaube mir, Tagor, hast du erst gehört, was ich zu sagen habe, wirst du mich verstehen. Du weißt doch, dass ein großer Berg Silber viele Diebe anzieht. Lass mich, wenigstens für jetzt, nur dich und Hardis einweihen, wie

Weitere Kostenlose Bücher