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Die Tochter des Magiers

Die Tochter des Magiers

Titel: Die Tochter des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eines
Parfüms in der Luft. Max, der sich den Grundriß genau eingeprägt hatte,
steuerte die Küche an und ging dann weiter zu der Tür, die in den
Keller führte.
    »Warum …«
    Max schüttelte nur stumm den Kopf und stieg die Treppe hinab.
Die Wände waren mit dunklem Kiefernholz getäfelt. In der Mitte des
Hauptraums stand ein Billardtisch, der umgeben war von Hanteln und
einem großen Sortiment von Gewichten. Eine Bar aus Eiche nahm eine
ganze Wand ein.
    »Das Spielzimmer für ihre Männer«, flüsterte Max.
    »Hier bewahrt sie ihre Juwelen auf?«
    »Nein«, lächelte Max. »Aber hier unten ist der
Sicherungskasten. Der Safe hat eine zusätzliche elektronische Sperre.
Ziemlich raffiniert und schwierig zu knacken. Wenn jedoch der Strom
abgestellt ist …«
    »… geht er ohne weiteres auf.«
    »Genau.« Max öffnete die Tür des benachbarten Raums. »Ist das
nicht praktisch?« meinte er. »Alles ordentlich beschriftet.« Er legte
einige Schalter um. »Das dürfte genügen.« Lächelnd wandte er sich zu
Luke. »Wie fühlst du dich?«
    »Wie beim ersten Mal, als ich mit Annabelle auf den Rücksitz
kletterte«, hörte Luke sich sagen und errötete.
    Max preßte die Lippen zusammen, konnte aber ein Lachen kaum
unterdrücken. »O ja, ein sehr passender Vergleich.« Er drehte sich um
und ging wieder die Treppe hinauf.
    In der Bibliothek hinter einem prachtvollen Gemälde von
O'Keeffe fanden sie den Safe, der sich, wie erwartet, mühelos öffnen
ließ. Max trat einen Schritt zurück und winkte Luke heran.
    Vom Vater auf den Sohn, dachte er stolz, während Luke die
Schmuckschatullen herausnahm und die Deckel öffnete. Im Strahl seiner
Taschenlampe betrachtete er hingerissen die glitzernden Steine,
prachtvoll in Gold und Platin gefaßt. Daß er nicht eine Sekunde lang
überlegte, was sie in klingender Münze wert wären, hätte Max ungeheuer
befriedigt.
    »Warte«, flüsterte Max ihm leise ins Ohr. »Was so funkelt, ist
oft nur Straß.« Er nahm eine Lupe aus seinem Beutel und untersuchte die
Steine rasch. »Einfach herrlich«, seufzte er. »Wie gesagt, Elsa hat
einen exquisiten Geschmack.« Er schloß den Safe und hängte das Bild
wieder zurück. »Es ist eine Schande, den O'Keeffe hierzulassen. Aber
das erscheint mir nur fair, findest du nicht?«
    Luke stand mit den Smaragden im Wert von etlichen tausend
Dollar in den Händen neben ihm – und grinste.

DRITTES
KAPITEL
    I n der kurzen Zeit, die Sam bei den
Nouvelles war, hatte er bereitwillig jede erdenkliche Aufgabe
übernommen, hatte ständig ein freundliches Lächeln zur Schau getragen
und immer ein schmeichelndes Wort parat gehabt. Er hatte
verständnisvoll zugehört, als Lily ihm von Lukes Vergangenheit
erzählte, und ihr Herz gewonnen, indem er eine Geschichte über eine
tote Mutter und einen brutalen Vater erfand – was seinen
Eltern schlicht die Sprache verschlagen hätte, die in einem
bescheidenen Haus in Bloomfield in New Jersey lebten und niemals in den
sechzehn Jahren, die er unter ihrem Dach gewohnt hatte, eine Hand im
Zorn gegen ihn erhoben hatten. Er hatte dieses spießige Leben gehaßt
und seine Eltern nur verachtet. Sie hingegen waren ruhige, hart
arbeitende Menschen, die sein Verhalten einfach nicht begreifen
konnten. Seit er zum Teenager geworden war, hatte er ihnen mit seinem
rebellischen Verhalten nur Kummer gemacht. Mit vierzehn stahl er zum
erstenmal das Auto und fuhr Richtung Manhattan. Er hätte es vielleicht
sogar bis dorthin geschafft, wenn er so klug gewesen wäre, die Maut für
den Tunnel zu zahlen. Die Polizei hatte ihn zurück nach Bloomfield
gebracht. Danach war er nur noch verstockter und aufsässiger geworden.
    Sam entwickelte sich zu einem geschickten Ladendieb, stahl
Uhren, Modeschmuck, Make-up und verkaufte dann anschließend alles
billig an Schulkameraden.
    Zweimal war er in die Schule eingebrochen und hatte dort aus
reinem Vergnügen die Fenster eingeschlagen oder Wasserrohre zerstört.
Er war klug genug, nicht mit seinen Heldentaten zu prahlen und stets so
höflich zu seinen Lehrern, daß nie ein Verdacht auf ihn fiel.
    Zu Hause führte er sich ganz anders auf und brachte seine
Mutter regelmäßig zum Weinen. Seine Eltern wußten, daß er sie bestahl.
Mal fehlte ein Zwanziger aus der Geldbörse, Nippsachen oder ein
Schmuckstück verschwanden. Sie konnten nicht begreifen, warum er sich
so benahm, da er doch alles hatte, was er brauchte. In Wirklichkeit
ging es ihm auch gar nicht um das Stehlen selbst, er hatte seine

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