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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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über!«
    Randolf wandte sich entsetzt von Henrika ab und sprang auf, ebenso Brun, der seinen bewusstlosen Bruder hochhob, so dass auch die junge Frau aufstehen konnte.
    Das Feuer, dem die gesamte Umzäunung zum Opfer gefallen war, war zwar fast erloschen, doch einzelne Funken hatten durch den aufgekommenen Wind das Dach des Hauses erreicht und fanden in dem trockenen Stroh ein neues Opfer. Schon jetzt flackerten einzelne Flammen auf, und es würde nicht mehr lange dauern, dann wäre von dem gesamten Holzgebäude nichts mehr übrig.
    »Mathilda und die Kinder!«
    Henrikas Schrei gellte über den Hof, und sie rannte los. Während Randolf mit zweien seiner Männer zum nahen Bach lief, um mit Eimern, die sie an der Stallwand gefunden hatten, Wasser zu holen, eilte Brun seiner Nichte nach. Goswin hatte er seitlich auf eine Decke gebettet und auf das Fuhrwerk gelegt, das seinem Bruder als Transportmittel diente und unweit vom Haus stand.Der Rest der Familie war schnell befreit, und Henrika brachte Mathilda mit den Kindern zu ihrem Mann. Anschließend half sie ihrem Onkel bei der Rettung der Tiere, denn das erste brennende Stroh fiel bereits in den darunter liegenden Stall. Das ängstliche Rufen der Tiere beruhigte die junge Frau seltsamerweise ein wenig. Hand in Hand mit Brun brachte sie das Pferd, die Ziegen und die Kuh mit ihrem Kälbchen nach draußen.
    »Hilf den anderen beim Löschen, ich schaffe den Rest alleine!«, rief sie ihrem Onkel zu, der sich sofort den letzten Eimer griff und davoneilte.
    Während Henrika ins Haus lief, um noch einige Sachen zu retten, warf sie einen hastigen Blick auf Mathilda. Schnell erkannte sie jedoch, dass von der sonst so resoluten und durch nichts aus der Fassung zu bringenden Frau keinerlei Hilfe zu erwarten war. Das Gesicht auf der Brust ihres Mannes, schluchzte sie erbarmungswürdig, umrahmt von ihren Kindern, die sich mit verschreckten Gesichtern laut weinend an sie klammerten.
    Unermüdlich rannte Henrika zwischen dem großen Wohnraum und dem Wagen, auf dem ihr Onkel lag, hin und her. Sie griff nach Kleidungsstücken, Töpfen und Decken. Als sie die große Truhe öffnete, stutzte sie kurz, dann nahm sie das schwarze Priestergewand ihres Onkels vorsichtig heraus und legte es zusammen mit zwei Umhängen und einer weiteren Decke über ihren Arm. Schwer atmend lehnte sie sich gegen einen dicken Holzbalken und hustete, denn mittlerweile zog der Rauch auch durch den Wohnraum.
    Als sie erneut am Fuhrwerk ankam, fand sie Randolf über Goswin gebeugt vor. Mit seinem Messer hatte der Ritter den braunen Kittel aus grober Wolle aufgeschlitzt und war gerade dabei, mit einem einigermaßen sauberen Streifen Tuch die Wunde am Rücken zu verbinden. DieVerletzung am rechten Arm war bereits versorgt. Jetzt erst bemerkte Henrika, dass ihr Onkel die Augen geöffnet hatte und mit leerem Blick in Richtung seines Hauses starrte. Sie drehte sich um und wollte wieder zurück ins Haus.
    Da kam ihr Brun mit langsamen, schweren Schritten entgegen und schüttelte den Kopf. »Es hat keinen Sinn mehr«, murmelte er niedergeschlagen.
    Mutlos ließ Henrika die Schultern hängen und sank zu Boden. Sie zog die Knie an und umfasste sie mit beiden Armen, dann legte sie die Stirn darauf und verbarg den Kopf, damit niemand ihre Tränen sah.
    Keine menschliche Stimme war zu hören, und während auch die letzten Balken dem erbarmungslosen Feuer zum Opfer fielen und das Zuhause Goswins verbrannte, verebbten Henrikas Tränen.
    »Komm hoch, wir müssen weg hier, bevor es dunkel wird.«
    Niedergeschlagen hob die junge Frau den Kopf und blickte in das Gesicht Bruns, dessen Versuch eines aufmunternden Lächelns kläglich scheiterte. Er reichte seiner Nichte die Hand und zog sie hoch, dann umarmte er sie kurz. Henrika sah in das rauchverschmierte, blutbespritzte Gesicht ihres Onkels, dessen Unbekümmertheit wie weggeblasen war, doch seine dunkelblauen Augen schimmerten wie ein Versprechen auf bessere Zeiten und gaben ihr Hoffnung.
    »Seid Ihr so weit?« Randolf zurrte das Geschirr des Pferdes fest, das den Wagen ziehen sollte, und warf den beiden einen müden Blick zu.
    Entsetzt machte Henrika sich von Brun los und ging zielstrebig auf den Ritter zu. »Ihr seid auch verletzt! Das muss verbunden werden, sonst verliert Ihr zu viel Blut.« Energisch riss sie einen Streifen ihres Unterkleides ab,das allerdings auch nicht viel sauberer war als ihre ehemals hellgrüne Lieblingskotte.
    »Ich kümmere mich zu Hause darum, jetzt

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