Die Tochter des Münzmeisters
Grinsen auf sie zukam. Die Kampfgeräusche um sie herum wollten nicht weniger werden, und mit einem hastigen Blick zur Seite verfolgte sie Brun, der verbissen mit seinem Gegner kämpfte. Doch dann konzentrierte sie sich auf den bevorstehenden Angriff, packte den Griff ihres Schwertes fest mit beiden Händen und hielt es in Verteidigungsstellung vor ihren Körper. Der erwartete Schlag war so hart ausgeführt, dass Henrika die Waffe aus den Händen glittund sie zu Boden ging. Die junge Frau landete unsanft auf ihrer schmerzenden Schulter und stöhnte auf. Die Sonne schien ihr ins Gesicht, aber gleich darauf verdeckte ihr Gegner die Strahlen, und sein Schatten fiel auf sie, als er sich drohend über ihr aufrichtete.
»Leb wohl, Weibsstück!«, zischte er mit einem seltsam fremdländischen Akzent und hob langsam sein Schwert.
Henrika versuchte zur Seite zu rollen, doch der Mann stand mit seinen schweren Stiefeln auf ihrer Kotte und gab ihr keine Bewegungsmöglichkeit. Sie schloss die Augen und wartete auf den erlösenden Schlag, als plötzlich ein markerschütternder Schrei ertönte. Entsetzt riss sie die Augen auf und sah gerade noch, dass der dunkelhäutige Mann sich überrascht zur Seite drehte, ehe Randolf ihn mit voller Wucht umrannte. Mit einem dumpfen Schlag landeten beide auf dem harten Boden.
Während Henrika sich aufrappelte, behielt sie die Männer im Auge und verfolgte erleichtert, dass Randolf als Erster wieder auf den Beinen war. Allerdings wehrte der seitlich auf dem Boden liegende Mann den Schlag gekonnt ab und kam sofort danach ebenfalls wieder auf die Beine. Verwundert stellte sie fest, dass die Verletzung ihm kaum etwas auszumachen schien. Henrika hustete, denn der Rauch war noch immer dicht, und wagte einen schnellen Blick zu den anderen.
Ihr Onkel Brun hatte seinen Gegner niedergestreckt und half einem von Randolfs Männern, der augenscheinlich verletzt war. Einen weiteren ihrer Begleiter entdeckte sie in einer Blutlache liegend dicht vor dem Haus. Mehr konnte sie aufgrund der schlechten Sicht nicht erkennen. Sie hielt sich einen Zipfel ihrer Kotte vor den Mund und huschte gebückt über den Hof zu ihrem Onkel Goswin. Vorsichtig drehte sie ihn um und betteteseinen Kopf auf ihren Schoß, während die Tränen ungehindert über ihr rauchverschmiertes Gesicht liefen. Er lebte noch, obwohl sein Stöhnen durch die immer schwächer werdenden Kampfgeräusche kaum zu hören war.
Nicht weit von ihr lieferten sich Randolf und sein grausamer Gegner noch immer einen erbitterten Kampf. Sie schienen ebenbürtig, doch dann bekam der Ritter die Oberhand. Geschickt wich er einem Schlag aus und setzte von unten mit aller Kraft nach. Henrika konnte den ungläubigen Blick des Mannes sehen, als die scharfe Klinge seinen Leib durchstieß. Sein Schwert fiel ihm aus der Hand, und er sackte auf die Knie.
»Niemals mehr wirst du mir jemanden nehmen!«, stieß Randolf keuchend hervor und holte erneut aus.
Henrika wandte den Blick ab und hörte gleich darauf den dumpfen Aufprall, den sie erwartet hatte. Im nächsten Augenblick kniete Randolf neben ihr und sah sie mit einem Blick an, in dem sich seine Sorge um sie mit offener Bewunderung mischte. Dann war der magische Moment vorbei.
Als Randolf sich umdrehte und seinem schwer verletzten Freund zuwandte, erklang ein grauenhafter Schrei. »Nein!«
Henrika hob den Kopf und sah ihren Onkel Brun auf sich zustürmen. Er warf sein blutverschmiertes Schwert zur Seite und ließ sich ebenfalls auf die Knie fallen.
»Goswin, so sag doch was!«, flehte er mit erstickter Stimme.
»Er ist schwer verletzt, aber er lebt«, versuchte Henrika ihren Onkel zu trösten und legte ihre Hand auf seinen Arm.
Hasserfüllt starrte Brun auf den Kopf des Mannes, der Goswin so schwer verletzt hatte und ungefähr einenMeter neben dem Rumpf lag. »Ich hätte ihn gerne selbst erledigt«, sagte er verbittert.
Henrika folgte seinem Blick und erschauerte, als sie in die geöffneten Augen des Mannes sah und fast so etwas wie Erstaunen in seinem leeren Blick entdeckte. Schnell wandte sie sich ab und starrte entmutigt auf die Feuerreste des ehemals stattlichen Zaunes. Sie runzelte die Stirn, kniff die Augen zusammen und versuchte durch den nicht mehr ganz so dichten Rauch zu spähen. In dem Augenblick, als das Grauen ihr fast die Kehle zuschnürte, hörte sie bereits den Warnruf eines von Randolfs Männern, der mit großen Schritten auf sie zueilte.
»Das Feuer, Herr! Es greift auf das Haus
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