Die Tochter des Münzmeisters
nahm.
»Du sollst doch nicht herkommen«, flüsterte er nach einem langen Kuss.
Alle weiteren Einwände erstickte Hemma auf ihre Art, und es dauerte nicht lange, bis er ihren fordernden Kuss heftig erwiderte und die Schnüre ihrer Kotte mit routinierten Handgriffen löste. Gleich darauf fiel das Kleidungsstück zu Boden, und Hemma schlang ihm die Arme um den Nacken, während er ihren Körper mit leidenschaftlichen Küssen bedeckte. Ohne Erfolg versuchte sie, ihm den verschlissenen Kittel auszuziehen, bis er sie ungeduldig von sich schob und ihn selbst abstreifte. Ebenso schnell schlüpfte er aus seiner groben Hose und zog Hemma sogleich wieder zu sich heran. Dabei wischte er mit der freien Hand ein paar alte Lappen von dem kleinen, wackligen Tisch, der in der Ecke gleich neben dem Eingang stand, und hob Hemma darauf. Instinktiv schlang sie die Beine um seine Hüften, und als er in sie eindrang, stöhnte sie leise auf.
Einige Zeit später lagen die beiden an ihrem gewohnten Platz auf dem Stroh vor Esikos Kammer. Allerdings hatte er dieses Mal eine dicke Wolldecke auf dem Boden ausgebreitet. Zu Hemmas Verdruss wollte er nicht mit ihr in seine Kammer gehen, da vor der kleinen Fensteröffnung keine Decke hing und so die Gefahr bestand, dass jemand sie entdeckte.
Hemma hatte sich auf einen Ellbogen gestützt und betrachtete im Lichtschimmer der kleinen Öllampe Esikos Körper. Er gefiel ihr ausnehmend gut, denn durch die schwere körperliche Arbeit, die er seit vielen Jahren leistete, war er sehr muskulös. Als Esiko ihr den Ellbogen wegzog, unterdrückte sie einen Schrei und landete auf dem Rücken. Nun betrachtete er seinerseits genüsslich ihren schlanken Körper, wobei seine Hand seinem Blick folgte. Er streichelte Hemma mit sanften Bewegungen, so dass sie erschauerte und die Augen schloss.
»Morgen wirst du nicht mehr herkommen. Wir haben bisher Glück gehabt und dürfen es nicht weiter herausfordern«, hörte sie ihn mit leiser, aber eindringlicher Stimme sagen und schlug die Augen auf.
»Ich kann nicht mehr ohne dich leben!«, widersprach sie heftig und setzte sich auf. »Deshalb werde ich auch mit dir fortgehen«, fügte sie entschlossen hinzu.
Bestürzt setzte Esiko sich ebenfalls auf und starrte sie ohne ein Wort zu sagen an. Hemma blickte fasziniert in seine tiefgrünen Augen und wusste, dass sie niemals mehr ohne ihn glücklich sein würde.
»Was redest du nur für einen Unsinn!«, fuhr er sie mit einer Heftigkeit an, dass sie erschrocken zurückwich. »Wie stellst du dir das vor? Du weißt doch gar nicht, was es heißt, arm zu sein. Nicht zu wissen, woher man das nächste Essen bekommt, geschweige denn, wann man es bekommt.«
Hemma presste die Lippen aufeinander. So leicht ließ sie sich nicht von ihrer Meinung abbringen, das sollte auch Esiko noch erfahren. »Natürlich weiß ich das nicht! Es ist mir aber egal, wenn du nur bei mir bist. Alles andere wird sich finden. Ich werde arbeiten, wie andere auch, denn ich bin nicht das zarte Fräulein, für das du mich anscheinend hältst«, zischte sie.
Esiko hob abwehrend die Hände. »Wir sollten leise sein, wenn Christian oder einer der anderen Wachtposten uns hört, wird weder das eine noch das andere geschehen.« Dann seufzte er tief und strich Hemma zärtlich eine Strähne aus dem Gesicht. »Du musst nicht auf dein gewohntes Leben verzichten. Auch wenn du zäher bist, als es den Anschein haben mag, möchte ich nicht daran schuld sein, wenn du Hunger leiden musst oder nicht weißt, wo wir die nächste Nacht verbringen werden. Ich habe mich entschlossen, mir in der Nähe deines neuen Zuhauses eine Arbeit zu suchen. So werden wir bestimmt öfter eine Gelegenheit finden, uns heimlich zu treffen.«
Jetzt war es an Hemma, ihn fassungslos anzustarren. Wie konnte er nur annehmen, dass sie es auch nur einen Moment ertragen könnte, von jemand anderem berührt zu werden?
»Schlag dir das aus dem Kopf! Ich werde auf gar keinen Fall die Frau des Pfalzgrafen. Entweder nimmst du mich mit, oder ich bringe mich um!«, stieß sie heftig und lauter als beabsichtigt hervor.
»Psssst!« Statt einer Antwort zog Esiko sie an sich und küsste sie sanft und zärtlich. Als er sich zögernd von ihr löste, sagte er leise: »Wir werden einen Ausweg finden. Lass uns jetzt nicht mehr darüber sprechen.«
Hemma wollte protestieren, doch er legte seinen Zeigefinger auf ihre Lippen, und sie schluckte ihre Antwort hinunter. Trotzdem stand ihr Entschluss fest: Nichts auf der Welt
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