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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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tröstete es den verbitterten jungen Mann auch nicht, dass er dem König falsche Informationen hatte zukommen lassen.
    Das Vorgehen seines Onkels, der von dem Auftrag des Königs wusste, Details über die sächsischen Pläne zu sammeln, und nicht wenig davon profitiert hatte, machte die Sache auch nicht besser. Vor allem, weil Dietbert erst am vorigen Abend eine Botschaft an den Northeimer geschickt hatte, um ihn über die neuesten Ereignisse auf dem Laufenden zu halten. Schließlich waren die Sachsenfürsten nicht zu dem Hoftag geladen, doch Dietbert wusste, dass sie den König um ein Treffen gebeten hatten, das in zwei Tagen stattfinden sollte. Dort wollten sie ihn nicht nur dazu bewegen, ihnen die Teilnahme am bevorstehenden Polenfeldzug zu erlassen, sondern ihm außerdem all ihre Forderungen überreichen. Sie hatten sich zu dieser Entscheidung durchgerungen, nachdem Dietbert sie darüber unterrichtet hatte, dass König Heinrich die Hilfe des Dänenkönigs angefordert hatte, um die unzufriedenen Sachsen in ihre Schranken zu verweisen. Als Zeichen des Danks sollte ihm ein Teil des Landes übertragen werden. Der Lohn für das gefährliche Unterfangen war nun die Vermählung Henrikas mit dem ihm schon immer verhassten Kuno. Seine Henrika, nach der er sich so sehr verzehrte! Dafür hasste er seinen Onkel, der von den Hoffnungenseines Neffen wusste, und er schwor sich, den Grafen dafür büßen zu lassen.
    Dietberts Wut verwandelte sich in Niedergeschlagenheit, als er mit ausdruckslosem Blick Randolf hinterhersah, der bereits die ersten Stufen der Treppe erklommen hatte. Den dunkelblauen Umhang aus matter Seide hatte er lässig über eine Schulter geschlagen, und bei jedem seiner Schritte bewegte sich das schlichte, elegante Kleidungsstück wie von einer unsichtbaren Hand angehoben.
    Nach dem Gespräch hatte Dietbert einem der Dienstboten aufgetragen, den König davon zu unterrichten, dass er sich nicht wohl fühle und dem Essen deshalb fernbleiben werde. Er brauchte Ruhe, um nachzudenken, denn nun galt es, nicht nur seinen Onkel büßen zu lassen, sondern auch den König. Heinrich würde zu spüren bekommen, was es bedeutete, ihn so vor den Kopf zu schlagen. Dietbert hatte gerade erst die Pfalz verlassen und befand sich auf dem Weg zu seiner Unterkunft, als es ihn wie aus heiterem Himmel durchfuhr und er abrupt stehen blieb.
    Plötzlich schien alles unglaublich einfach! Mit dieser genialen Idee konnte er gezielt zum Gegenschlag ausholen, und niemand würde auch nur im Entferntesten darauf kommen, dass er etwas damit zu tun hatte. Erregt änderte er die Richtung und verließ den Pfalzbezirk. Um den Plan zu verwirklichen, brauchte er Hilfe, alleine würde er es nicht schaffen. Er wusste auch schon, an wen er sich wenden musste. Um einiges besser gelaunt setzte er seinen Weg fort, und als er den gesuchten Mann in dem Wirtshaus wie erhofft gefunden hatte, war er zwar kurze Zeit später um einige Münzen leichter, dafür aber äußerst guter Dinge.

16. KAPITEL
    Z wei Tage nach dem Essen beim König begleitete Henrika ihre Großmutter, die zur Erleichterung aller wieder vollständig genesen und guter Dinge war, auf den Markt. Ein Stück unterhalb des Pfalzbezirks hatten sich im Laufe der letzten Jahre immer mehr Kaufleute niedergelassen, und vor vielen Jahren hatte Gottwald bereits dafür Sorge getragen, dass zumindest ein kleiner Schutz mit Hilfe eines Palisadenzauns bestand. Je weiter der Ort wuchs und je größer der Reichtum wurde, desto mehr verlangte es den Vogt seinerzeit nach einer umfassenden Schutzanlage für den Pfalzbezirk ebenso wie für die dazugehörige Kaufmannssiedlung.
    In deren Mitte befand sich ein freier Platz, auf dem Händler fast täglich allerlei Waren feilboten. Die Männer und Frauen standen teilweise vor den Wagen, auf denen die Waren lagerten. Bei anderen, die ihre Häuser rund um den Markt gebaut hatten, befanden sich die Verkaufsstände jeweils im Erdgeschoss. Durch den zunehmenden Wohlstand dank der Silbererzvorkommen zog Goslar immer häufiger Händler aller Art an, und auch Spielleute verkehrten gelegentlich in der Stadt. Wenn sie einen guten Zeitpunkt erwischten und der König zufällig in seiner Pfalz weilte, wurde ihnen sogar manchmal die Ehre zuteil, vor ihm und der Hofgesellschaft aufzutreten.
    Edgitha und ihre Enkeltochter schlenderten gemütlichdurch das bunte Treiben und überquerten auf einer schmalen Holzbrücke die Gose. Auf dem Marktplatz lag Schotter, und die Wege im

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