Die Tochter des Münzmeisters
sie sprach, wurde Heinrichs Miene immer rätselhafter, und als sie den wartenden Guntram erwähnte, unterbrach er sie unwirsch.
»Wieso der Bauer? Hat Randolf Euch denn nicht gefunden?«, fragte er mit einem Mal äußerst gereizt.
»Herr Randolf?«, fragte sie verwirrt. »Wieso er?«
Das Gesicht des Herrschers verdüsterte sich, als er ihr erklärte, dass er seinen Gefolgsmann nicht davon hatte abbringen können, in der Siedlung nach ihr zu suchen. Obwohl der Ritter den strikten Befehl erhalten hatte, rechtzeitig zurückzukehren, schien er sich nicht daran halten zu wollen. Ein wenig milder versprach der König Henrika, dass der Bauer heraufklettern könne, da er ihr geholfen hatte und schlecht unten im Schacht bleiben konnte.
Ungewohnt schüchtern verbeugte Guntram sich aus einiger Entfernung vor dem König, der daraufhin sofort zwei seiner Männer anwies, für die Sicherheit von Henrika und Guntram zu sorgen. Den übrigen gab er ein Zeichen, ihm zur Brunnenöffnung zu folgen. Währenddessen erzählte Henrika ihrem Begleiter in aller Kürze, was sie über Randolf erfahren hatte.
»Womöglich sucht er mich noch immer dort unten und gerät stündlich in größere Gefahr, entdeckt zu werden«, flüsterte sie besorgt.
»Ich kann mir kaum vorstellen, dass er den Weg durch den Stollen genommen hat, da ich mir zwei kleine Hölzer als Markierung hingelegt hatte. Sie lagen noch genauso da wie vor zwei Tagen, als ich zum ersten Mal davon erfahren hatte«, antwortete Guntram zweifelnd. »Wenn da mal bloß nicht das widerliche Schwein von Burgvogt die Finger im Spiel hat«, stieß er wütend hervor.
Henrika zuckte zusammen. Seit sie die traurige Geschichte von Guntrams Frau erfahren hatte, konnte sie den abscheulichen Erchanger von Hadersgraben noch weniger leiden als zuvor. Seine schmierige Art bei den gemeinsamen Essen seit ihrer Ankunft war nur schwer zu ertragen gewesen.
Henrika überlegte fieberhaft, dann lief sie spontan die paar Schritte zum König, der bereits auf dem Brunnenrand saß, und bat ihn leise darum, ihr drei Männer zu ihrem Schutz an die Seite zu stellen, da sie sich um Randolf sorgte und einen Verdacht hegte. Der Ritter hatte ihr gegenüber einmal erwähnt, dass der Vogt der Hartesburg ihn über alle Maßen hasste.
Als Henrika den misstrauischen Blick des Königs bemerkte, drängte sie ihre Ehrfurcht beiseite und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Sein Misstrauen wandelte sich inZorn, und er befahl einem der beiden Männer, sofort zehn weitere Königsmannen herzuschaffen.
Während sie warteten, kehrte Henrika zu Guntram zurück. »Kannst du mir helfen, Herrn Randolf zu suchen? Ich schaffe es nicht ohne dich!«, bat sie leise.
Für einen Moment schloss sie erleichtert die Augen, als der junge Mann nach kurzem Zögern nickte. Die Zerrissenheit, die für den Bruchteil einer Sekunde in seinen Augen aufgeflackert war, war Henrika völlig entgangen.
»Ich erwarte von dir, dass du Fräulein Henrika bei ihrer Suche nach meinem Gefolgsmann nach Kräften beistehst!«, wies Heinrich den jungen Mann an und wandte sich anschließend wieder an Henrika. »Ich würde mich gerne persönlich von Euren Vorwürfen vergewissern, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der Vogt gegen einen meiner Gefolgsleute vorgehen würde. Außerdem muss ich nach einer Möglichkeit suchen, die mehr als prekäre Lage zu entschärfen. Zu Eurer Unterstützung stelle ich Euch einige meiner Männer zur Verfügung.«
Nachdem die angeforderten Mannen auf einen Wink des Königs herbeigeeilt waren, erteilte Heinrich seine Anweisungen.
»Ihr steht mit eurem Leben für die Sicherheit dieser beiden Menschen gerade und seid ihnen zu Diensten! Sollte einem von ihnen auch nur ein Haar gekrümmt werden, mache ich euch alle dafür verantwortlich!« An Henrika gewandt, versprach er leise: »Findet Randolf und bringt ihn zu mir. Er weiß, wo er nach mir suchen muss. Sollten Eure Vermutungen tatsächlich der Wahrheit entsprechen, werde ich mich nach Wiederherstellung der Ordnung persönlich darum kümmern.«
Dann schwang er die Beine über den Rand und war gleich darauf verschwunden, während einige seinerGetreuen ihm folgten. Unterdessen verlor Henrika keine Zeit und gab zwei der Männer den Befehl, mit ihr zu kommen. Es war den Soldaten anzusehen, dass sie von einer Frau, die noch dazu die Kleidung einer einfachen Magd trug, nur ungern Befehle entgegennahmen, doch die Anweisung des Königs ließ ihnen keine andere Wahl.
Henrika hetzte über den
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