Die Tochter des Münzmeisters
dass Ihr so schnell kommen konntet. Ich hoffe, Eurer Frau geht es bereits ein wenig besser, so dass sie Eure erneute Abwesenheit gut verkraften wird.«
»Natürlich, Majestät, es wird gut für Betlindis gesorgt. Doch der erneute Verlust eines Kindes schmerzt sie ohne Zweifel sehr«, entgegnete Randolf, ohne sich sein schlechtes Gewissen darüber, dass er sie alleine lassen musste, anmerken zu lassen. »Darf ich Euch meinen Begleiter Folkmar vorstellen? Sein Name wird Euch vielleicht nichts sagen, dafür aber gewiss der Name seines Vaters, Widerhold von Itter. Er hat sich auf meinem Gut aufgehalten, als ich Eure Nachricht erhielt, und bat darum, mich begleiten zu dürfen.«
Heinrich nahm die Hände von den Schultern seines Vertrauten und wandte sich Folkmar zu, der noch immer in seiner Verbeugung verharrte. »Kommt hoch und seht mich an. Wenn ich mich nicht täusche, so steht Euer Vater in den Diensten des Bischofs Imad, eines guten Freundes von mir.«
Folkmar wich dem durchdringenden Blick des Königs aus und nickte schnell. »Ja, Euer Majestät, das ist richtig.«
Für kurze Zeit ließ Heinrich den Blick forschend auf dem jungen Mann ruhen, dessen Beklommenheit ihm deutlich anzumerken war. Als der Herrscher ihm schließlich zweimal auf die Schulter klopfte und freundlich sagte: »Was schaut Ihr so furchtsam drein? Als treuer Gefolgsmann habt Ihr von Eurem König nichts zu befürchten«, brachte er nur ein verwirrtes Lächeln zustande.
Randolf hatte das Schauspiel mit unbewegter Miene verfolgt. Nicht zum ersten Mal konnte er mit ansehen, wie Heinrich allein durch seinen Blick Unbehagen bei seinem Gegenüber auslöste. Nach der Aufforderung des Königs folgte er ihm zu der Gruppe Männer, die sich bisher im Hintergrund gehalten hatten. Auch Folkmar kam mit langsamen Schritten hinterher.
Ein kaum merkliches Aufflackern in den Augen des unbekannten Ritters zeigte Randolf, dass dieser, im Gegensatz zu ihm, genau wusste, wer er war. Dieser Vorteil gefiel ihm überhaupt nicht, doch bevor er auch nur eine Frage an den Mann richten konnte, ergriff der König das Wort.
»Mein lieber Randolf, sicher erinnert Ihr Euch noch gut an den Hoftag in Magdeburg im letzten Mai, von dem Euch vor allem die Begnadigung Ottos von Northeim, zu der Ihr mich seit langer Zeit gedrängt hattet, noch im Gedächtnis sein wird.«
Heinrich wartete das kurze Nicken Randolfs ab und sprach dann weiter. Mit einer ausladenden Geste wies er auf den Mann, der dem Gedächtnis des Ritters so zusetzte.
»Auch dieser wackere Gefolgsmann hier hat seinen Teil zur Freilassung Ottos beigetragen. Ihr kennt ihn, doch ich sehe es Eurem Gesicht an, dass Ihr im Augenblick ein wenig ratlos seid, was seine Herkunft angeht. Beim hier Anwesenden handelt es sich um Ottos Neffen. Dämmert es Euch jetzt?«
Jäh blitzte die Erinnerung an seine letzte Begegnung mit dem Neffen Ottos auf, und unbewusst griff Randolf zu seinem Schwert. Ihre Waffen hatten die beiden Männer auch bei ihrem letzten Zusammentreffen vor neun Jahren in den Händen gehalten. Allerdings glänzte damals nicht das polierte Eisen, sondern Blut darauf. Die Wucht der Erinnerung war so gewaltig, dass Randolf es nur dem warnenden Druck von Folkmars Hand auf seiner Schulter zu verdanken hatte, dass er seine Waffe vor dem König im letzten Moment nicht zog. Auch Heinrich hatte schnell reagiert, denn keinen Wimpernschlag später legte er eine Hand auf den Schwertarm Randolfs. Seine Worte waren so leise, dass keiner der Umstehenden sie hören konnte.
»Ich bitte Euch, mein Freund, der Ihr seit ich denken kann immer besonnen gehandelt habt, und dem unüberlegtes Verhalten fremd ist. Lasst Euch zu nichts hinreißen, sondern wartet meine Erklärung ab.«
»Majestät, verzeiht mir, dass ich Eure Gastfreundschaft in Euren Räumen fast missbraucht hätte, doch Dietbert von Hanenstein kann keine andere Antwort als das Schwert von mir erwarten! Ich werde mich hier selbstverständlich zurückhalten, aber erwartet bitte keine Gnade von mir, wenn ich ihn außerhalb Eurer Burgantreffe.« Mühsam brachte Randolf die Worte über die Lippen, während seine rechte Hand weiterhin auf dem Griff des Schwertes ruhte.
Heinrich, der noch immer den Arm des Ritters festhielt, raunte ihm zu: »Ich erwarte von Euch, dass Ihr zuerst meine Worte anhört, mehr nicht!«
Dann drehte er sich halb zu der Gruppe Männer um, von denen einige interessiert wirkten, andere dagegen verblüfft. Einzig der Stein des Anstoßes machte einen
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