Die Tochter des Münzmeisters
verunsicherten Eindruck.
»Meine Herren, geht bitte schon voraus in die kleine Halle, wo wir heute Abend zusammen speisen wollen. Mein Freund und ich werden Euch bald folgen.«
Dietbert leistete der Anweisung des Königs als Erster Folge, die anderen, unter ihnen auch Folkmar, dessen Gesicht immer noch äußerst blass aussah, verließen nach kurzem Zögern ebenfalls den Raum. Kaum waren die beiden Männer alleine, nahm Heinrich die Hand von Randolfs Arm.
»Wie könnt Ihr Euch nur zu einer solch unüberlegten Geste hinreißen lassen? Ich weiß zwar, dass Ihr den Überfall und den damit verbundenen Tod Gottwalds von Gosenfels nur schwer verwunden habt, aber der Täter war der Vater dieses Mannes! Seit wann übernimmt der Sohn die Schuld des Vaters? Verdient er denn keine neue Chance?«
Randolf atmete tief durch, bevor er zu einer Antwort ansetzte. »Leider muss ich Euch widersprechen, denn es gibt da etwas, was Ihr nicht wisst, Majestät. Sicher, ich stimme mit Euch überein, dass niemand für die Taten seiner Eltern verantwortlich gemacht werden sollte. Wer, wenn nicht ich, könnte diese Aussage besser vertreten? Aber Dietbert von Hanenstein hat ebenfalls das Blut der Familie Gottwald von Gosenfels an den Händen.«
»Meines Wissens war Dietbert zum Zeitpunkt des Überfalls gerade mal zwölf oder dreizehn Jahre alt, oder täusche ich mich da?«
Der Gefolgsmann des Königs schüttelte den Kopf. Noch immer fühlte Randolf sich wie betäubt. »Nein, Euer Majestät, Ihr geht richtig in der Annahme. Die Tat, die ich ihm vorwerfe, liegt nicht ganz so lange zurück. Ihr erinnert Euch sicherlich an die Bluttat zu Pfingsten in der Stiftskirche Sankt Simon und Judas?«, entgegnete der Ritter, nun wieder einigermaßen gefasst.
Diesmal kämpfte der König offenkundig mit seinen Erinnerungen, die sich seit dem Erlebnis von Kaiserswerth und den Jahren danach in seinem Kopf festgesetzt hatten und auf jede sich bietende Gelegenheit warteten, um ihm wieder die Unsicherheit seiner Lage vor Augen zu führen.
»Ich sehe, der Tag ist ebenso präsent bei Euch wie bei mir! Nun, dort hat der elende Burchard von Hanenstein, wie Ihr natürlich wisst, sein Ende gefunden. Allerdings wäre sein Sohn fast für den Tod Goswins von Gosenfels verantwortlich gewesen, wenn ich nicht dazwischengegangen wäre. Leider konnte Dietbert damals mit Hilfe eines Schergen seines Vaters entkommen.«
Heinrich, der seine Gefühle wieder unter Kontrolle hatte, sah Randolf zweifelnd an. »War es nicht aber so, dass der Sohn des ehemaligen Vogts der Pfalz überlebt hat? Außerdem kann man meines Erachtens Dietbert sein Verhalten schon deswegen nicht vorwerfen, da Goswin vor seinen Augen dessen Vater ermordet hat.«
»Majestät, die Ermordung des Vogts lag zu dem Zeitpunkt knapp sieben Jahre zurück. Eine lange Zeit, um seine Rachegedanken zu pflegen. Kann man es ihm verübeln, dass er den Mörder seines Vaters ebenfalls tot sehen wollte?«
Mit Randolfs Ruhe war es vorbei, und er versuchte angestrengt, seinen Zorn zu zügeln. Wie immer, wenn er an das schreckliche Ereignis dachte, das auch seinem Leben eine andere Wendung gegeben hatte.
»Sicherlich, das will ich nicht bestreiten. Aber bedenkt, wie es damals in unserem schönen Gotteshaus zugegangen ist. Mordeslust und Blutgier herrschten an jenem Tag in einem Haus, in dem es eigentlich nur friedliche Gedanken geben sollte. Wie dem auch sei. Begrabt endlich Euren Hass und schließt Frieden mit Dietbert von Hanenstein! Übrigens trägt er großen Anteil daran, dass Otto von Northeim endlich zugegeben hat, dass Burchard zu dem Zeitpunkt des Überfalls nicht bei ihm war. Angeblich beruhte seine damalige Aussage auf Details, die nicht der Wahrheit entsprachen, wovon er zu der Zeit keine Kenntnis besaß.«
Es war Randolf anzusehen, dass er seinem König die Aussage nicht abnahm. »Was ist mit diesem Azzo, dem Mörder Gottwalds von Gosenfels? Wenn dieser Dietbert es so ehrlich meint, dann kann er den Mann einem Gericht überstellen, das ihn für seine Taten richten wird.«
Heinrich schüttelte den Kopf. »Das hätte er wahrlich gerne getan, denn angeblich musste er selbst in jungen Jahren unter diesem Mann leiden. Aber Azzo ist gleich nach dem Ereignis in Goslar verschwunden, nachdem er den Sohn seines Herrn gerettet hat. Wie gesagt, schließt Frieden mit der Vergangenheit und macht einen Neuanfang!«
Randolfs Gesicht glich einer Maske, als er sich verbeugte und trocken antwortete: »Wie Ihr wünscht,
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