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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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anschließend gefesselt und geknebelt. Außer einem geschwollenen Kinn ist ihr jedoch nichts geschehen.«
    Henrika stellte die halbvolle Schale weg und legte ihre Hand auf die Guntrams, deren Schwielen von der harten Arbeit seines bisherigen Lebens zeugten. »Irmingard mag dich sehr«, sagte sie leise.
    »Ich weiß, ich mag sie auch, aber bevor ich den Tod Immas nicht gerächt habe, kann ich neben keiner anderen Frau liegen«, erwiderte er schlicht. Dann machte er eine Kopfbewegung in Richtung der Burg und fügte tonlos hinzu: »Ihr wisst ja durch Irmingard, was geschehen ist, aber hat sie Euch auch erzählt, warum meine Frau sich in den Tod gestürzt hat? Sie konnte die unerträgliche Gewissheit nicht länger ertragen, ein Kind in ihrem Leib heranwachsen zu sehen, dessen Vater sie mit Gewalt genommen hatte. Das alles hielt sie einfach nicht aus. Ich habe ihren zerschmetterten Körper ein Stück entfernt von der Stelle begraben, an der sie aufgeschlagen ist. Sie sollte nicht unten in ungeweihter Erde nahe beim Friedhof der Siedlung liegen.«
    Der Druck von Henrikas Hand verstärkte sich.
    »Erst wenn der elende Vogt durch mich seinen letzten Atemzug getan hat, werde ich wieder ruhen können.«
    Unwohl dachte die junge Frau daran, dass sie ihm diese Arbeit vielleicht sogar schon abgenommen hatte. Plötzlich kam noch ein anderer Gedanke in ihr auf, und ihr wurde etwas klar, was sie vorher beim Brunnenschacht nur als undeutliche Ahnung gespürt hatte.
    »Du hast mich gar nicht zur Burg begleitet, damit ich nicht alleine bin, sondern um den Tod deiner Frau zu rächen! Der Vogt war dein Ziel, und dann ist auf einmalHerr Randolf dazwischengekommen«, konfrontierte sie den verblüfften Guntram ohne Vorwarnung.
    Der Bauer machte noch nicht einmal den Versuch zu leugnen, sondern bestätigte ihre Vermutung knapp mit einem Nicken. »Allerdings stand für mich außer Frage, dass meine persönliche Angelegenheit warten muss.«
    Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen, dann erhob sich Guntram und legte sich nach draußen. Sein Hinweis, dass Henrika jetzt bestimmt lieber alleine mit dem verletzten Randolf wäre, brachte sie nicht in Verlegenheit, sondern ließ sie unendliche Dankbarkeit für ihren Helfer empfinden. Überhaupt hatte das selbstlose Verhalten Guntrams in den letzten Stunden, in denen er ihr und später auch Randolf beigestanden hatte, deutlich gezeigt, wie wichtig es war, nicht nur an sein eigenes Glück zu denken. Der Bauer hatte sein eigenes persönliches Ziel hinter das Erreichen ihres Zieles gestellt. Allerdings bezweifelte sie keinen Augenblick lang, dass Guntram bei der erstbesten Gelegenheit wieder den geheimen Weg in die Hartesburg nehmen würde, um endlich Rache zu üben. Falls es überhaupt noch nötig war.
    Während der langen Nachtstunden träufelte Henrika mit Hilfe des Tuches immer wieder Wassertropfen in Randolfs Mund, dazwischen nickte sie für kurze Augenblicke ein.
    Als sich am nächsten Morgen das Dunkel der nicht enden wollenden Nacht endlich verzog, war Randolfs Stirn nicht mehr heiß. Henrika hatte sich mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt, den die Zweige der Hütte umschlossen. Sämtliche Gliedmaßen taten ihr weh, so dass sie sich kaum bewegen konnte, einige spürte sie sogar überhaupt nicht mehr. Ihre Hand ruhte auf Randolfs Stirn, weshalb sie auch sofort die angenehme Kühle fühlte. Dennoch fuhr ihr der Schreck in die Glieder,denn ihr erster Gedanke war, dass der Ritter es nicht geschafft hatte. Ruckartig hob sie den Kopf und blickte direkt in seine halb geöffneten Augen.
    »Ich war mir erst nicht sicher, ob es ein Traum war«, gab er kaum hörbar von sich, und Henrika begann haltlos zu weinen.
    Erst als Randolf unter großen Mühen versuchte, sich hochzustemmen, erlangte sie ihre Fassung zurück. »Untersteh dich!«, fuhr sie ihn an und drückte ihn mit sanftem Druck nieder. Ihre tauben Gliedmaßen protestierten bei der Bewegung, und tausend Nadeln stachen in ihren Beinen. Nachdem sie Randolfs Kopf sachte mit beiden Händen gehalten und sich unter ihm seitlich hervorgeschoben hatte, trat Guntram in das flache Versteck. Mit einem erleichterten Lächeln nickte er dem Verletzten zu und verschwand mit dem Hinweis, ein anständiges Frühstück zu besorgen.
    »Hilf mir bitte ein wenig hoch«, flüsterte Randolf heiser, und nach einigen vergeblichen Versuchen schaffte Henrika es, ihn mit Hilfe einer Decke in eine einigermaßen bequeme seitliche Position zu bringen. »Wo sind wir? Wie

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