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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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nicht zuletzt deswegen, weil ihr Gemahl nicht sofort ärztliche Hilfe hatte kommen lassen. Jetzt war es zu spät. Er war nicht traurig darum.
    Ein langes Stöhnen ließ ihn den Blick zum Bett wenden.
    Der Arzt, er war überall als Pfuscher bekannt, hatte die Kranke zur Ader gelassen. Das Blut lief in zwei kleinen Rinnsalen am Handgelenk seitlich herunter und tropfte in eine schmutzige, kleine Schale, in der sich noch Reste getrockneten Bluts befanden. Wieder stöhnte Adelheid von Hanenstein auf. Hatte sie in den Stunden zuvor fast ausschließlich ruhig dagelegen, so wand sie nun den Kopf hin und her. Dabei entfuhr ihren trockenen Lippen immer wieder ein leises Stöhnen. Der Priester, ein junger Mann, der völlig von den Gnaden seines Brotgebers abhängig war, gab Burchard von Hanenstein ein Zeichen, näher zu treten. Die Letzte Ölung hatte die Frau seines Herrn bereits vor zwei Stunden erhalten. Sünden konnte sie keine mehr gestehen, da sie seit dem frühen Morgen das Bewusstsein verloren hatte.
    Zwischenzeitlich war Burchard an das Fußende des Bettes getreten und heftete seinen kalten Blick auf das Gesicht seiner Frau. Der Priester murmelte unentwegt leise Gebete, und man merkte ihm seine Unerfahrenheit deutlich an, denn es handelte sich um seine erste Sterbende.
    Plötzlich riss seine Herrin die Augen auf und starrte in das Antlitz ihres Gatten. Der fiebrige Glanz war verschwunden, stattdessen stand ihr der blanke Hass ins Gesicht geschrieben. Mittlerweile hatte der Arzt, ein schmuddelig aussehender Mann Ende dreißig, einen halbwegs sauberen Lappen um die frische Wunde am Handgelenk der Sterbenden gebunden, um die Blutung zu stoppen. Nach einem kurzen Blick Burchards verließ er mit einer tiefen Verbeugung den Raum. So konnte nur noch der junge Priester den Ausdruck auf dem Gesicht seiner Herrin sehen.
    Burchard von Hanenstein erwiderte den hasserfüllten Blick gelassen, und seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem kaum merklichen Lächeln. Adelheid von Hanenstein bewegte die Lippen, doch die Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
    »Was sagst du, meine Liebe? Ich kann dich nicht verstehen«, fragte ihr Gemahl höhnisch.
    Der Priester wollte sich zu der Kranken hinabbeugen, doch sie schüttelte den Kopf. Wieder öffnete sie den Mund, und dieses Mal hörten die beiden am Bett stehenden Männer die Worte zwar leise, doch klar und deutlich.
    »Verflucht seiest du, Burchard von Hanenstein. Du und alle deine Nachkommen!«
    Ein letztes Mal flackerten ihre Augen, dann verließ das Leben ihren Körper. Der Priester, der erschrocken die Luft eingezogen hatte, vermied es, seinen Herrn anzusehen, um seine offensichtliche Furcht zu verbergen.
    Burchard ließ sich nichts von seiner Wut anmerken. Mit scharfen Worten fuhr er den Priester an: »Wollt Ihr nicht die Augen meiner Frau schließen?«
    Hastig legte der verängstigte junge Mann eine Hand auf die starr nach oben gerichteten Augen der Toten und schloss sie für immer.
    »Lasst alles für das Begräbnis vorbereiten. Morgen soll die Beerdigung stattfinden.«
    Unsicher wandte sich der Geistliche an Burchard, ohne ihm dabei direkt in die Augen zu blicken. »Aber mein Herr, die Familie Eurer verblichenen Gattin wird es nicht rechtzeitig schaffen, an der Trauerfeier teilzunehmen.«
    Burchard heftete seinen kalten Blick auf den Priester, der einen Schritt zurückwich und nun mit dem Rücken an der Wand stand. »Das soll nicht Eure Sorge sein. Je weniger Mäuler ich zu diesem Anlass stopfen muss, desto besser.«
    Damit drehte er sich um und ging in Richtung der Tür. Bevor er sie jedoch öffnete, sah er nochmals über die Schulter. Da der Priester ihm nachgeschaut hatte, konnte er den Blick nicht mehr abwenden.
    »Ihr wisst, mein lieber Freund, ich schätze Euren Beistand sehr. Doch sollte jemals auch nur eines der Worte, die in diesem Raum gefallen sind, nach außen dringen, so werdet Ihr sicherlich bald Eurem eigenen Begräbnis beiwohnen dürfen.«
    Nach einem letzten warnenden Blick öffnete er die Tür ruckartig und schlug sie mit einem lauten Knall hinter sich zu. Mit schnellen Schritten verließ er das Obergeschoss seines Hauses in Richtung Ausgang, um die Kammer aufzusuchen, in der sich die Wachhabenden aufhielten.
    Fast erleichtert kehrte Dietbert in die Gegenwart zurück, und wie immer, wenn diese Bilder vor seinem Auge auftauchten und ihn mitrissen, mischte sich in seine Wutauch eine unbestimmte Traurigkeit. Er hatte seine Mutter geliebt, immerhin war sie die

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