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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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bewirtschaftete er anfangs ebenfalls selbst. Die Familiehatte Glück gehabt, denn mit jedem neuen Familienmitglied wuchs auch der Wohlstand. Die Ernten der letzten Jahre waren durchgängig gut gewesen, und durch ihre Sparsamkeit, verbunden mit ihrem genügsamen Lebensstil, hatten sie sich eine kleine finanzielle Rücklage erarbeitet. Außerdem gab es in der näheren Umgebung keine größere Burganlage, so dass sie nicht unter der drückenden Last der hohen Abgaben zu leiden hatten wie viele andere Bauern.
    Mit am stärksten trug jedoch zum Wohlstand bei, dass Goswin, ebenso wie sein Bruder, seit dem Tod ihres Vaters vom Erzbischof Adalbert jährlich ein Salär erhielt, das bis zum heutigen Tag weitergezahlt wurde. Sie hatten nie nach dem Grund gefragt, weil er einfach offensichtlich war. Für beide Brüder lag es auf der Hand, dass der Kirchenmann damit sein schlechtes Gewissen beruhigen wollte. Schließlich hatte er nach der Ermordung ihres Vaters das Eheversprechen seines Bruders Friedrich an Hemma zurückgezogen und die Familie damit im Stich gelassen.
    Eine kleine Öllampe, die Goswin mitgenommen hatte, erhellte den Platz der beiden Männer spärlich. Sie hatten nur in Maßen dem Met zugesprochen, so dass keiner von ihnen mit starker Müdigkeit kämpfen musste. Randolf wollte unbedingt am nächsten Vormittag aufbrechen, weshalb er Goswin den wahren Grund seines Besuches nun mitteilen musste. Auch wenn es ihm widerstrebte, denn ihm war klar, dass der Wunsch des Königs bei Goswin nicht auf Gegenliebe stoßen würde. Sein eigener Widerwille gegen die geplante Vermählung war deutlich gewachsen, seit er Henrika wiedergesehen hatte.
    Goswins Reaktion fiel aus wie erwartet. Ruhig und ernsthaft stellte er fest, dass eine Vermählung zwischen dem Sohn Burchards und Henrika nicht in Frage kam.
    »Ich habe bereits mit Clemens gesprochen und ihn gebeten, mit deiner Mutter zu reden. Vielleicht wäre es gut, wenn du ebenfalls mit ihr reden würdest, auf dich hört sie doch immer«, drängte Randolf seinen Freund leise, schließlich lagen die anderen Bewohner hinter der dünnen Holzwand und schliefen.
    Goswin seufzte. »Die Zeiten, da meine Mutter auf meinen Rat gehört hat, sind seit meiner Eheschließung mit Mathilda und dem Umzug hierher vorbei. Wenn sie es auch niemals offen zeigt, dass sie mir meinen Austritt aus dem Stift nachträgt, schließlich hat sie seit Hemma gelernt, so spüre ich es doch mit jedem Blick von ihr.«
    »Wieso sollte sie etwas gegen Mathilda haben? Deine Frau ist einer der liebenswürdigsten Menschen, die ich kenne«, erwiderte Randolf verwirrt.
    Längere Zeit bekam er keine Antwort, weshalb er schon zweifelte, ob Goswin die Frage überhaupt gehört hatte, bis er schließlich die zögernd vorgebrachten Worte vernahm.
    »Es geht nicht so sehr um Mathilda, immerhin hat sie sogar in den ersten Jahren zum großen Teil die Mutterstelle bei Henrika übernommen, sondern um Gunhild und  …« Goswin brach ab.
    Dieses Mal wartete Randolf geduldig, denn er ahnte den Grund und wie schwer es für Goswin sein musste, darüber zu sprechen.
    »Das Mädchen ist so kalt und selbstsüchtig, dass es mir unglaublich schwerfällt, es überhaupt zu lieben. Selbst Mathilda kann sie nicht uneingeschränkt lieben und hasst sich dafür. Komischerweise haben wir beide Mathildas Sohn, den sie von diesem Bastard Burchard von Hanenstein hatte, mehr geliebt als Gunhild. Das macht uns oft schwer zu schaffen, das kannst du mir glauben.«
    Randolf antwortete nicht gleich, denn er rang nach Worten. Er erinnerte sich noch genau an die Nachricht vom Tod des Jungen. Der kleine Kerl war im Alter von neun Jahren an einem Fieber gestorben, und Randolf bekam heute noch ein schlechtes Gewissen, wenn er an sein mangelndes Mitleid damals dachte.
    »Nein, wenn jemand Edgitha überzeugen kann, dann ist es der gute Clemens. Ich bin ziemlich sicher, dass meine Mutter alles tun wird, um Henrika vor dieser Ehe zu bewahren. Vorausgesetzt, der König hört sie überhaupt an«, endete Goswin zögernd.
    »Dafür werde ich schon sorgen«, erwiderte Randolf bestimmt. »Trotz allem muss ich deine Nichte morgen mitnehmen, denn Heinrich will sie nächste Woche in Goslar sehen.«
    Im flackernden Licht der kleinen, rußigen Lampe bemerkte Randolf den zweifelnden Ausdruck im Gesicht seines Freundes. »Mach dir keine Sorgen, ich werde sie heil nach Goslar bringen.«
    Goswin nickte erst unsicher, blickte dann aber forschend in das Gesicht seines Freundes, der

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