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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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die körperlich harte Arbeit war sein sehniger Körper muskulös, und die sonnengebräunte Haut unterstrich den gesunden Zustand noch. Als er hinter sich die Tür seines Wohnhauses zufallen hörte, entspannte sich seine Haltung bereits wieder, denn er hatte einen der beiden Reiter erkannt.
    »Randolf, welch eine Freude, dich hier zu sehen! Wasverschafft mir die Ehre?«, begrüßte er seinen langjährigen Freund. Sie hatten sich in letzter Zeit zwar nur selten gesehen, doch mit den Jahren immer besser verstanden. Goswin wusste, dass Randolf in ihm den verlorenen und verehrten Lehrmeister suchte. Der damals eher schmale und schwächliche Knappe war zu einem stattlichen Mann herangereift, gegen den Goswin ohne Zweifel im Zweikampf nicht die geringste Chance gehabt hätte.
    Randolf, der inzwischen abgestiegen war, erwiderte die Umarmung, denn er störte sich nicht im Geringsten an dem Stallgeruch, der seinem Freund anhaftete. »Brauche ich immer einen Grund, um bei dir vorbeizuschauen? Vielleicht möchte ich ja nur wieder von dem köstlichen Hühnereintopf kosten, den deine Frau so gut wie keine andere kochen kann«, entgegnete er schmunzelnd.
    »Da gebe ich dir gerne recht, nur hat sie heute leider schon etwas anderes im Topf. Ihr esst doch beide mit uns, oder?«, fragte Goswin.
    Randolf bejahte und stellte seinen Begleiter vor, der sich gleichzeitig herzlich für die Einladung bedankte. Folkmar fand den Gastgeber auf Anhieb sehr sympathisch, konnte sich jedoch nicht erklären, warum der Sohn des ehemaligen Vogts der Pfalz von Goslar das einfache Leben eines Bauern führte. Immerhin war der Mann früher mal als Priester tätig gewesen, wie er von Randolf erfahren hatte. Mehr war dieser jedoch nicht bereit zu erzählen.
    Noch bevor sie den einzigen Raum des Hauses betraten, hörten sie fröhliches Gelächter, und kaum hatten sie die Tür geöffnet, schlug ihnen auch schon ein wunderbarer Geruch entgegen. Beide Fensteröffnungen waren bei dem schönen Wetter nicht zugedeckt, und wegen der offenen Feuerstelle, die sich in der hinteren Ecke desRaumes befand, umfing sie sogleich eine starke Hitze. Eine Frau stand an dem großen eisernen Topf, der über dem Feuer hing, und rührte mit einem hölzernen Löffel darin. Als Mathilda sah, wer zusammen mit ihrem Mann ins Haus trat, zeigte sich ein erfreutes Lächeln auf ihrem immer noch hübschen Gesicht, dessen Herzlichkeit auch nicht durch das Fehlen eines Zahnes geschmälert wurde. Ihre ehemals schönen roten Haare waren von grauen Strähnen durchzogen.
    »Herr Randolf, wieschön, Euch mal wieder bei uns begrüßen zu können!«, rief sie und streckte ihm beide Hände entgegen, die der Ritter ergriff und anschließend eine leichte Verbeugung vollführte.
    Henrika, die alles von ihrem Platz am Tisch aus genau beobachtet hatte, während sie den zweijährigen Esiko fütterte, stellte überrascht fest, dass die sonst so resolute Mathilda rot wurde und verlegen lächelte. In dem Augenblick sah Randolf zu ihr herüber, und nun war es an ihr, sich verlegen abzuwenden. Sie kannte ihn selbstverständlich, hatte den früheren Knappen ihres Großvaters aber schon mehrere Jahre nicht gesehen.
    »Seht nur, wer uns einen Besuch abstattet! Henrika, komm doch bitte mal her«, bat Mathilda die Nichte ihres Mannes und überspielte damit gleichzeitig ihre eigene Befangenheit. An die Ehrerbietung, die Randolf ihr jedes Mal zollte, konnte sie sich einfach nicht gewöhnen.
    Zögernd folgte das Mädchen der Aufforderung und setzte seinen kleinen Neffen auf die derbe Holzbank, die an der langen Seite des Tisches stand.
    Sie knickste vor dem Ritter und warf Folkmar ebenfalls einen kurzen, schüchternen Blick zu. Beide Besucher antworteten mit einer Verbeugung, und Randolf, der seine Bewunderung nicht verhehlte, sagte: »Ich hätte Euch nicht mehr erkannt, Fräulein Henrika, und es ist schön, Euch nach so langer Zeit wiederzusehen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich es bei Eurem entzückenden Anblick noch mehr bedauere, Euch bei meinen Aufenthalten in Goslar niemals angetroffen zu haben.«
    Henrika, die in der Vergangenheit nicht sehr viele Kontakte zu Männern gehabt hatte, da sie mit ihrer Familie sehr zurückgezogen lebte, wusste vor lauter Verlegenheit nicht, wohin sie blicken sollte. Scheu bedankte sie sich für das Kompliment und erwiderte, da sie sich zu einer Antwort genötigt sah: »Zu viel der Schmeichelei, werter Herr Randolf. Wenn Ihr Goslar nicht immer nur während der Hoftage besucht

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