Die Tochter des Münzmeisters
zog, stürmten vier Männer aus den Büschen hervor, die beidseitig den Weg säumten. Zwei trugen Messer bei sich, wovon einer sich auf Folkmar stürzte, der gerade noch rechtzeitig die Hände hochgerissen hatte und das Handgelenk des Angreifers umfassen konnte. Der andere holte im Laufen aus und wollte seine scharfe, kurze Klinge in Randolfs Bein schlagen. Dieser versetzte dem Mann jedoch einen heftigen Fußtritt, so dass er nach hinten fiel und auf dem Rücken im Staub landete.
Mit einem Sprung landete Randolf auf dem am Boden Liegenden, der bei dem Sturz sein Messer verloren hatte, und stieß ihm seines mitten ins Herz. Gehetzt sah er sich um, als er Henrika erneut schreien hörte. Entsetzt stellte er fest, dass einer der beiden anderen Angreifer sich zu ihr aufs Pferd geschwungen hatte und mit ihr davonsetzte. Folkmar rang noch immer mit seinem Gegner aufdem Boden, wobei er die Oberhand zu gewinnen schien. Auf einmal rannte der dritte im Bunde des räuberischen Gesindels in leicht gebückter Haltung auf Randolf zu, der hastig versuchte aufzustehen. Zu seinem Glück hatte sein Gegner kein Messer in der Hand, aber auch ein Holzknüppel kann seinen Zweck erfüllen, und da Randolf nicht mehr rechtzeitig ausweichen konnte, landete die keulenartige Waffe mit einem wuchtigen Schlag auf seinem linken Arm. Er schrie auf und wurde von den Füßen gerissen. Der nächste Schlag folgte sofort und traf direkt auf die Stelle, wo sich Sekunden zuvor noch Randolfs Kopf befunden hatte.
Glücklicherweise war es ihm gelungen, rechtzeitig zur Seite zu rollen. Indem er die Schmerzen am Oberarm ignorierte, drückte der erfahrene Kämpfer sich vom Boden hoch und zog dabei mit der rechten Hand sein Schwert, das im nächsten Moment auf seinen Gegner niedersauste und ihn an der Hüfte verletzte. Dessen Schrei vermischte sich mit einem weiteren, und Randolf wagte einen schnellen Blick nach hinten. Zu seiner großen Erleichterung hatte Folkmar seinen Gegner zur Strecke gebracht und eilte ihm zu Hilfe.
»Reite Fräulein Henrika nach!«, schrie der junge Mann dem Ritter zu und zog im Laufen ebenfalls sein Schwert.
Randolf zögerte nicht, sprang auf sein Pferd, das noch immer an Ort und Stelle stand, nahm die Verfolgung auf und überließ seinen verletzten Gegner Folkmar. Randolfs Hengst war ein schnelles Tier, nach dem er seinerzeit lange gesucht hatte, denn er wollte unbedingt ein ähnliches Ross besitzen wie sein damaliger Lehrmeister. Deshalb nannte er es auch Rufulus, denn der Hengst war ebenfalls ein Fuchs.
Nach wenigen Minuten gabelte sich zu seinem Entsetzender Weg, und Randolf musste absteigen, um auf dem trockenen Boden die Spur des fliehenden Pferdes ausfindig zu machen. Kurze Zeit darauf befand er sich mitten in einem dichten Waldstück und hoffte inständig, dass sich der Entführer nicht vom Weg entfernt und mit seinem Opfer ins Gebüsch geschlagen hatte. Nur durch Zufall entdeckte er das kleine grüne Stück Stoff an einem der Zweige, das ohne Zweifel von Henrikas Kotte stammte. Schnell griff er danach und duckte sich, während er dem verwachsenen Pfad folgte.
Er hörte die wütende Stimme, noch bevor er den Mann sehen konnte.
»Wo hast du den Schmuck und das Geld versteckt? Los, heraus mit der Sprache, Weibsbild, oder muss ich dir erst die Kleider vom Leib reißen, um selbst nachzusehen?«
Randolf schlich langsam weiter. Noch konnte er nichts erkennen, doch als er Henrikas schluchzende Antwort hörte, hatte er Mühe, nicht einfach loszustürmen.
»Ich habe nur das, was sich in dem Beutel befunden hat. Geld trage ich keines bei mir. Das ist die Wahrheit!«
Im nächsten Moment hatten Randolfs Augen sie erfasst, denn die letzten beiden Baumreihen gaben den Blick auf einen Weiher frei, vor dem Henrika stand. Der Kerl, der sie hierher verschleppt hatte, ging langsam auf sie zu, und der Ritter konnte deutlich die Angst in ihrem Gesicht sehen. Er schlich leise weiter und hoffte, dass der Missetäter ihn nicht so schnell bemerkte, da er sich ihm von hinten näherte.
»Glaubst wohl, ich weiß nicht, wo ihr edlen Fräuleins eure Münzen versteckt? Da seid ihr auch nicht anders als die einfachen Weiber. Hast sie in dein Hemd genäht, stimmt’s?«
Für den Bruchteil einer Sekunde spiegelte sich in Henrikas Miene die Freude wider, die sie bei Randolfs Anblick empfand, danach zeigte sich wieder die Angst auf ihrem Gesicht. Der Übeltäter hatte die Veränderung in ihrer Mimik bemerkt und fuhr herum, um gleich darauf direkt auf
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