Die Tochter des Münzmeisters
war, und hatte erst zwei Tage später davon erfahren.
»Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen.« Randolfs Antwort war ungewohnt knapp.
Brun schien es jedoch nicht zu merken, denn sein Blick ging an seinem Freund vorbei. »Wirklich sehr schade«, wiederholte er, »denn ich wollte ihr einiges über unsere Familie erzählen, nun, da sie endlich über gewisse Ereignisse aus der Vergangenheit im Bilde ist.« Plötzlich schien ihm bewusst zu werden, dass Randolf ihn abwartend ansah, und er zuckte mit den Achseln. »Na, dann werde ich mir wohl oder übel etwas anderes überlegen müssen, um meine Erinnerungen loszuwerden.«
Randolf drang nicht weiter in ihn, sondern lenkte mit der nächsten Frage das Thema auf den Grund für Bruns Anwesenheit. »Jetzt erzähl mir aber von der Botschaft. Ist dir der Inhalt bekannt? Geht es um die kürzlich erhobenen Anschuldigungen, dass der Herzog gegen unseren König einen Anschlag plant?«
Der betrübte Gesichtsausdruck Bruns verdüsterte sich augenblicklich noch mehr, was Randolf Sorge bereitete. Eigentlich war der jüngste Spross des Hauses Gosenfels noch immer sehr stürmisch und neigte zu impulsiven Taten, wenngleich man ihm schon lange kein unüberlegtes Verhalten mehr vorwerfen konnte.
»Es widerstrebt mir, hier auf dem zugigen Gang mit dir darüber zu sprechen. Doch wo bringst du mich hin? Bist du nicht im oberen Stockwerk untergebracht?«, fragte Brun verwirrt, als Randolf ihn die Treppe hinunterführte.
»Natürlich, aber bei mir ist es noch kälter als in der Halle, und da dachte ich, wir sollten uns einen wärmeren Ort suchen, an dem du dich von deiner Reise erholen kannst.«
Mittlerweile hatten sie ihr Ziel erreicht, das Brun bereits am Geruch erkannt hatte, und Randolf öffnete die Tür zur Küche. Die Gespräche der Bediensteten verstummten sofort, als die beiden Ritter den großen Raumbetraten. Angenehme Wärme umfing sie, die sich mit dem Geruch nach einem herzhaften Eintopf vermischte, und Randolf zog seinen Freund in eine Ecke, wo eine klapprige Bank stand. Das junge Mädchen, das gerade einen Berg runzliger Rüben schnitt, sprang hastig auf und machte den ungewohnten Besuchern Platz.
»Hast du also deine Angewohnheit, dich in der Küche herumzutreiben wie bei uns damals beim guten Berthold, noch immer nicht aufgegeben«, scherzte Brun, während sich seine vollen Lippen zu einem Grinsen verzogen.
Randolf zuckte mit den Schultern, während die Anwesenden ihre Gespräche langsam wieder aufnahmen und das Klappern der Schüsseln sich daruntermischte.
»Ich würde sagen, es liegt eher daran, dass ich keinen anderen Ort finde, an dem eine angenehme Wärme herrscht. Außerdem müssen wir hier niemanden fürchten, der unser Gespräch belauschen will. Wir können uns aber auch gerne in meine eisige Unterkunft begeben. Von dort hat man einen herrlichen Blick auf den Dom, sofern man den groben Sack von dem schmalen Schlitz im Mauerwerk entfernt. Du musst dich allerdings gut vorsehen, damit dir die Finger nicht daran festfrieren.«
Brun hob abwehrend die Hände und lachte laut auf. »Dein trockener Humor ist eines der Dinge, die ich des Öfteren vermisse! Doch jetzt zu Wichtigerem …«, er brach plötzlich ab, weil ihn ein Hustenanfall schüttelte.
Randolf entledigte sich seines Umhangs. Als Brun sich wieder beruhigt hatte, war das Gesicht von der Anstrengung gerötet, was seinem guten Aussehen jedoch keinen Abbruch tat. Brun sah seiner Mutter sehr ähnlich und war, anders als sein älterer Bruder, fast einen Kopf kleiner als Randolf. Die vollen kastanienbraunen Haare trug er kurz geschnitten, und die dichten, dunklenBartstoppeln zeugten von der Reise, die er hinter sich hatte. Normalerweise legte Brun nämlich großen Wert auf ein glattrasiertes Gesicht, das die Regelmäßigkeit seines Antlitzes noch hervorhob. Die dunkelblauen Augen nahmen einen ernsten Ausdruck an, als er schließlich fortfuhr.
»Die Anschuldigungen, die gegen meinen Herrn erhoben werden, sind unhaltbar, doch nachdem mein Herzog miterlebt hat, was seinerzeit mit dem Grafen von Northeim geschehen ist, nimmt er diese Gerüchte nicht auf die leichte Schulter. Aus diesem Grund bin ich hier, denn er bittet den König um ein offenes Gespräch und appelliert an die langjährige gute Beziehung zwischen beiden Häusern. Schließlich handelt es sich bei Herzog Rudolf nicht um irgendjemanden, sondern um den Schwager des Königs. Er kennt dich übrigens und schätzt dich sehr, deshalb hat er mich auch
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