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Die Tochter des Münzmeisters

Die Tochter des Münzmeisters

Titel: Die Tochter des Münzmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Henneberg
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als Gesandten ausgewählt, um mit dir zu sprechen. Der König hört auf dich, rede du mit ihm! Oder bist du etwa mit seiner Politik einverstanden?« Bruns leise Worte waren mit jedem Satz drängender geworden.
    Randolf rieb sich mit beiden Händen die Wangen, während er die Augen schloss, denn er suchte nach der richtigen Antwort. »Einverstanden? Er ist mein König, und es steht mir keinerlei offene Kritik an seinen Handlungen zu. Muss ich das wirklich erwähnen? Außerdem bist du auf dem Holzweg, wenn du denkst, dass Heinrich auf meinen Rat hört. Aber wenn du Wert auf meine persönliche Meinung legst: Ich mache mir um deinen Herzog keine großen Sorgen, denn er ist äußerst mächtig und gewieft, so dass er bestimmt bald von den Vorwürfen losgesprochen wird. Bei Otto von Northeim lag die Sache ein wenig anders. Dem König erschien der Machtbereich des sächsischen Grafen irgendwannzu beängstigend, da dieser seine eigenen Interessen im Südharz verfolgt und er dabei war, seine Güter dort auszuweiten.«
    »Nun, es ging dem König nicht alleine um die sächsischen Güter Ottos, sonst hätte er ihm wohl kaum den Herzogtitel von Baiern aberkannt und ihn in Reichsacht gesetzt. Und das alles nur wegen dieser Vorwürfe eines dahergelaufenen Edlen, dessen Ruf alles andere als untadelig zu nennen ist«, begehrte Brun erregt auf.
    Beschwichtigend hob Randolf die Hand und ermahnte seinen Freund, leiser zu sein. »Ich verstehe deine Wut, denn auch ich halte nichts von diesem Egeno von Konradsburg. Graf Otto konnte meines Erachtens damals gar nicht anders handeln, als das vom König geforderte Gottesurteil schlichtweg abzulehnen. Obwohl ich sicher bin, dass der Northeimer den Zweikampf gewonnen hätte, denn die größte Eigenschaft des edlen Egeno besteht in seiner Hinterhältigkeit, die ihm in einem offenen Kampf vor den Augen des Königs nicht viel genutzt hätte. Doch zum Glück ist Graf Otto wieder frei, wenn ich auch gestehen muss, dass seine Haft in meinen Augen nicht gerechtfertigt war. Trotz allem muss ich das durch dich vorgebrachte Anliegen deines Herrn zurückweisen, denn der König hört nur noch auf andere Berater, deren Ratschläge zu der verschärften Situation unter den sächsischen Fürsten geführt haben.«
    Brun warf die beiden Seiten seines Umhangs mit Schwung nach hinten, und die Enttäuschung über Randolfs ablehnende Antwort stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. »Berater? Ich weiß nicht, was der König sich davon verspricht, wenn er hohe Ämter zunehmend mit Unfreien besetzt. Die steigende Machtfülle der niederen Dienstmannen ohne jedweden Ahnenstamm beunruhigt zunehmend den Hochadel.«
    Randolf zog irritiert die Augenbrauen hoch und sagte mit offener Missbilligung in der Stimme: »Du vergisst anscheinend, dass auch dein Vater ursprünglich zum Kreis der unfreien Ministerialen gehört hat, ebenso wie der meine. Das sind für mich zwei gute Gründe, nicht abfällig über die Herkunft dieser Männer zu sprechen.« Er atmete tief durch, um die leichte Erregung nicht weiter aufkommen zu lassen. »Doch ich gebe dir bis zu einem gewissen Punkt recht, da viele von ihnen nur auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind. Darin unterscheiden sie sich wohl kaum vom Amtsadel«, fügte er bitter hinzu.
    Brun nickte zögernd, gab jedoch noch nicht auf. »Selbstverständlich sind nicht alle gleich, auch ich kenne viele gute Krieger, die an meiner Seite in so manchen Kampf gezogen sind. Auch Männer wie meinen werten Schwager, der durch seine Stellung als Münzmeister von Goslar ebenfalls zu den Ministerialen zählt, will ich nicht mit meinen Anschuldigungen treffen. Aber die Reichsministerialen des Königs fallen meiner Ansicht nach fast alle darunter.«
    »Wie gesagt, hierin stimme ich mit dir überein. Einzig Bischof Benno, den du aus deiner Goslarer Kindheit noch als Vicedominus kennst, ist eine der wenigen Ausnahmen. Viel mehr Sorge bereiten mir die vielen Ausfälle der Harzer Burgenbesatzungen, aber ich stoße mit meinen Bitten und Berichten auf taube Ohren beim König: Er fühlt sich nun mal von den Sachsen bedroht und hat aus diesem Grund das Bollwerk aus mächtigen Burgen errichtet.«
    Brun gab ein verächtliches Grunzen von sich und entgegnete heftig: »Das Misstrauen der Sachsen gegen die fränkischen Salier hat sich als begründet herausgestellt. Die Rechte der sächsischen Fürsten sind alt und gründen noch aus der Zeit der Liudolfinger, sie werden sich dieBeschneidung ihrer Eigenständigkeit nicht

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