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Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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unverfälschtes Irland, diese Gegend, das kann ich dir sagen.«
      »Und sie hat dich großgezogen?«
      »Bis ich achtzehn war.«
      »Und hat nie geheiratet?«
      »Sie konnte keine Kinder kriegen, deshalb sah sie kei­ nen Sinn darin.«
    »Was ist aus ihr geworden?«
      »Ihr Vater war Witwer, ihr älterer Bruder im Kampf für die Britenarmee irgendwo im Fernen Osten gefallen, und als ihr Vater starb, erbte sie deshalb die Farm außer­ halb von Tullamore.«
      »Sie ist also dorthin zurückgegangen?«
      »Nur ein kleiner Hof, aber ihr Eigentum.«
      »Bist du mit ihr in Verbindung geblieben?«
      »Sie hat mich mehr als einmal versteckt, wenn ich un­ tertauchen mußte, Sean, obwohl sie die IRA eigentlich ab­ lehnt. Dreimal pro Woche in die Messe – das ist Bridget.«
      »Und es hat dir dort gefallen?«
      »Gefallen?« Rileys Gesicht wurde ernst. »Sie hat immer gesagt, sie würde alles mir hinterlassen. Es ist zwar keine große Farm, nur vierzig Kühe, ein paar Schweine, Zie­ gen, eine kleine Schafherde auf den Berghängen, aber sie hat nur zwei alte Rentner aus dem Dorf als Aushilfen, es gab also reichlich zu tun. Da stapfte ich, den Gestank der Kämpfe noch in der Nase, im Regen den Berg rauf, um nach den Schafen zu sehen, zusammen mit ihrem Schä­ ferhund Karl, der nach meinen Fersen schnappte – und weißt du was, Sean? Ich fand’s herrlich, jede einzelne Minute. Ist das nicht komisch?«
      »Eigentlich gar nicht. Wir alle brauchen Wurzeln, Dermot, und deine Wurzeln liegen nun mal dort.«
      »Und was ist mit dir, Sean, wo sind deine Wurzeln?«
      »Keine Ahnung … vielleicht nirgends. Ich hab’ bloß ein paar Cousins, die hier und da verstreut sind und die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Könnte gut sein, daß sie Todesangst vor mir haben.« Er lächelte. »Nimm einen Rat von mir an, mein Alter. Wenn diese Sache vor­ bei ist, geh zurück nach Irland auf diese Farm bei Tulla­ more. Du warst schon so gut wie lebendig begraben im Wandsworth-Gefängnis und bist wie durch ein Wunder noch mal davongekommen.«
      »Ich weiß«, sagte Riley. »Mir ist, als sei am dritten Tag der Stein vom Eingang des Grabes weggerollt worden.«
      »Genau.« Dillon gähnte. »Ich mache jetzt ein kleines Nickerchen. Weck mich in einer Stunde.«
      Riley betrachtete ihn nachdenklich. Sean war ein guter Kerl und in den alten Tagen des Kampfes gegen die Briten in Derry ein echter Kamerad gewesen. Er erinnerte sich daran, wie er einmal eine Kugel ins linke Bein abbekom­ men hatte. Dillon hatte ihn um keinen Preis liegenlassen wollen, sondern durch die Abwasserkanäle der Stadt ge­ schleppt, bis sie in Sicherheit waren.
      Am liebsten hätte er ihn geweckt und sich bei ihm ent­ schuldigt, aber was hätte das genutzt? Der Gedanke, nach Wandsworth zurückgeschickt zu werden und noch vier­ zehneinhalb Jahre in dieser Hölle zu schmoren, war ihm unerträglich, deshalb schloß er die Augen und versuchte, ebenfalls zu schlafen.

    Gegen zwei Uhr nachmittags landeten sie auf dem Flugha­ fen von Palermo. Lacey rollte auf Anweisung des Towers zu einer abgelegenen Stelle am anderen Ende des Flugplat­ zes, wo eine Reihe Privatflugzeuge abgestellt waren. Vor dem Hangar wartete neben einem Peugeot ein kleiner Mann, der eine Mütze und eine alte Fliegerjacke trug. »Und wer ist das jetzt?« fragte Riley.
      »Lassen Sie sich nicht vom Augenschein täuschen, Mr. Riley«, sagte Hannah. »Das ist Colonel Paolo Gagini vom italienischen Geheimdienst, ein alter Freund von uns, der mehr Mafiabosse hinter Schloß und Riegel gebracht hat als irgendwer sonst.«
      Parry öffnete die Tür, und die anderen folgten ihm.
      »Chief Inspector, schön Sie wiederzusehen«, grüßte Gagini, »und Sie auch, Dillon. Immer noch dabei und immer noch heil und gesund? Erstaunlich.«
      Dillon schüttelte ihm die Hand. »Das ist Tom O’Malley, ein Kollege.«
      Gagini musterte Riley und lachte laut auf. »Ein Kolle­ ge? Na ja, wenn ich’s glauben soll.«
      »Hören Sie auf, den Polizisten zu spielen, Paolo«, mahnte Hannah.
      »Für Sie tue ich alles, Chief Inspector. Ich war schon immer der Ansicht, daß eine schöne Frau mit Verstand viel aufregender ist als eine schlichte Schönheit, und für meinen alten Freund Charles Ferguson tue ich ebenfalls alles. Ich weiß nicht, warum Sie hier sind, und will es auch nicht wissen, nur sehen Sie bitte zu, daß es nachher nicht in sämtlichen Zeitungen

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