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Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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arbeitete sie mit Aquarellfarben, viel lieber als mit Ölfarben. Sie machte eine flüchtige Kohleskizze der Bucht, hielt dabei auch ein Fischerboot fest, das gera­ de vorbeifuhr, und wischte sie danach weg, so daß nur noch ganz feine Kohlestriche zu sehen waren, ehe sie nach dem Pinsel griff.
      Noch immer war sie nicht über den Tod ihrer geliebten Mutter hinweggekommen. Das kleine Häuschen hier er­ schien ihr wie ein Zufluchtsort, um in Ruhe über den Sinn des Lebens nachzudenken und natürlich um zu ma­ len. Es gab kein Personal, nur eine Bäuerin brachte drei­ mal in der Woche auf einem Esel frisches Brot, Milch und Feuerholz.
      Sie öffnete die Kühltasche, in der unter anderem auch eine Flasche eiskalter Chablis lag, entkorkte sie und schenkte sich ein Glas ein.
      »Merkwürdig«, sagte sie leise, »aber alle Menschen scheinen mir wegzusterben. Zuerst Maurice in diesem idiotischen Golfkrieg, dann der General und jetzt Mama. Womit habe ich das nur verdient?«
      Sie hatte nicht gehört, daß jemand nähergekommen war, bis eine Stimme sagte: »Ausgezeichnet. Besonders gefällt mir dieses Blau und wie Sie den Wellenschlag fest­ gehalten haben.«
      Sie blickte auf und sah einen jungen Mann, ungefähr in ihrem Alter; er hatte blondes Haar und ein kräftiges, braungebranntes Gesicht, trug Jeans und eine alte See­ mannsjacke und hatte englisch mit einem leichten Akzent gesprochen, den sie jedoch nicht einordnen konnte.
      »Ich möchte nicht unhöflich sein, aber das hier ist ein Privatstrand.«
      »Ja, ich weiß. Mir ist auch bekannt, daß Sie die Com­ tesse de Brissac sind.«
      Damit war klar, daß er nicht zufällig in diese Bucht ge­ raten war. »Wer sind Sie?«
      »Was bedeutet schon ein Name?« lächelte er. »Sagen wir David Braun.« Er nahm die Flasche Chablis aus der Kühltasche, musterte das Etikett, schenkte ein Glas ein und probierte. »Nicht schlecht, gar nicht schlecht.«
      »Freut mich, daß er Ihre Zustimmung findet.« Seltsa­ merweise empfand sie nicht die geringste Angst. Trotz seines dreisten Verhaltens spürte sie, daß es hier um et­ was ganz anderes ging und er nicht etwa auf eine Verge­ waltigung aus war.
      Er stieß einen Pfiff aus und rief etwas in einer fremden Sprache, worauf ein junger Mann über den Pfad zu ihnen hinunterkam.
      »Hebräisch«, sagte sie. »Sie haben hebräisch gespro­ chen. Ich war einmal in Israel und erkenne die Sprache.«
      »Sehr gut.« Er trank seinen Wein aus. »Pack die Sachen der Dame zusammen«, sagte er auf englisch, »und folg uns hinauf zum Haus.«
      »Was soll das?« fragte sie ruhig.
      »Alles zu seiner Zeit. Comtesse. Wenn Sie bitte voraus­ gehen wollen?«
      Ein Ford-Kombi parkte vor dem Haus. Der zweite jun­ ge Mann verstaute ihre Sachen, und sie sah, daß bereits ihre Koffer eingeladen worden waren.
      »Das ist übrigens Moshe«, sagte David Braun. »Er hat angefangen zu packen, sobald sie das Haus verlassen hat­ ten, und er hat nichts vergessen. Ich weiß, daß Sie wäh­ rend Ihres Aufenthalts nur Taxis benutzt haben, deshalb wird die alte Frau, wenn sie wieder mit ihrem Esel vor­ beikommt, denken, Sie seien einfach auf und davon.«
      »Wohin?«
      Er öffnete ihr die Tür. »Ihr Wagen steht bereit, und
    danach folgt ein interessanter Flug. Ist das nicht wunder­ bar?«
      Nach kurzem Zögern stieg sie ein, und er setzte sich neben sie. »Und das Ziel?«
      »Nun erwarten Sie aber ein bißchen zuviel. Genießen Sie doch einfach die Fahrt. Den Blick dort hinüber zum Beispiel.«
      Sie wandte sich automatisch um, spürte einen Stich in ihrem rechten Arm und sah gerade noch die Plastiksprit­ ze in seiner Hand.
      »Verdammt! Was war das?«
      »Spielt das eine Rolle?« Er warf die Spritze aus dem of­ fenen Fenster. »Sie werden jetzt schlafen – schön und lan­ ge – und sich viel besser fühlen, wenn Sie aufwachen.«
      Sie versuchte, etwas zu erwidern, aber ihre Augenlider waren unendlich schwer, und plötzlich wurde alles um sie herum dunkel.

    »Eine rauhe Gegend, wie es scheint«, meinte Riley zur selben Zeit in Sizilien.
      Man hatte inzwischen das gebirgige Landesinnere er­ reicht. Auf einer Seite der Straße erhob sich der eintau­ sendachthundert Meter hohe Monte Cammarata.
      Luigi nickte. »Dort oben hat Salvatore Guiliano jahre­ lang gelebt. Armee und Polizei haben ihn nie erwischt. Ein großer Mann, ein echter Sizilianer.«
      »Ein großer Bandit,

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