Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
einer Waffe sehen.«
      Dillon lächelte freundlich. »Dafür können Sie mit Worten umgehen, liebes Mädchen. Jetzt trinkt aus, damit wir weiterkommen.«

    Auf dem Weg hinunter zur Südküste wurde die Land­ schaft ganz anders und immer idyllischer.
    »Während des Kriegs kamen die Amerikaner hier
    durch auf ihrem Weg nach Palermo. Die italienischen Soldaten flohen, nachdem sie von der Mafia die Weisung erhalten hatten, die Amerikaner und nicht die Deutschen zu unterstützen«, erzählte Luigi.
      »Wie kam das?« fragte Dillon.
      »Die Amerikaner haben dazu den großen Mafiaboß Lucky Luciano in New York aus dem Gefängnis geholt.«
      »Auch so ein Gangster«, schnaubte Hannah.
      »Mag sein, Signorina, aber er hat die Sache geregelt, und die Leute glaubten an ihn. Er ging wieder zurück ins Gefängnis, wurde aber 1946 freigelassen oder vielmehr begnadigt – so heißt es jedenfalls –, wegen besonderer Verdienste um sein Land.«
      »Und Sie glauben solche Spinnereien?«
      »Mein eigener Vater hat ihn während des Kriegs in dem Dorf Corleone gesehen.«
      Dillon lachte laut auf. »Also das ist wirklich ein echter Knaller.«
      Hannah betrachtete die sanften Hänge, auf denen überall Blumen blühten – Bienenragwurz, Flockenblu­ men, Kreuzkraut und verschiedene Enzianarten.
      »Wie schön«, seufzte sie. »Und dabei gab es hier jahr­ hundertelang nur Gewalt und Mord. Ein Jammer.«
      »Genau wie in der Bibel.« Dillon schloß die Augen. »Und wir sind alle bloß auf der Durchreise.«
      Riley betrachtete sein entspanntes Gesicht und fühlte sich, wie schon im Flugzeug, verdammt schäbig, aber er konnte einfach nicht anders. Bald waren sie in Salinas, und alles würde vorbei sein. Das war ein Trost.
    Marie de Brissac kam ganz plötzlich wieder zu sich. In ei­ ner Sekunde umgab sie noch tiefe Dunkelheit, in der nächsten sah sie bleiches Abendlicht und bemerkte als er­ stes, daß sie sich seltsamerweise sehr gut fühlte und weder benommen war noch Kopfschmerzen hatte.
      Sie lag auf einem großen Himmelbett in einem Raum mit einer gewölbten Decke und schweren alten Eichen­ möbeln. Die Wände waren mit dunkler Eiche getäfelt, und ihr gegenüber hing ein Bildteppich mit mittelalterli­ chen Szenen. Eine Tür, die nach draußen zu führen schien, war ebenfalls aus Eiche und mit Eisenbändern verstärkt, eine weitere befand sich neben dem Bett.
      An einem großen, selbstverständlich vergitterten Fen­ ster standen ein Tisch und drei Stühle. Auf einem saß der Mann, der sich David Braun genannt hatte, und las in ei­ nem Buch. Er sah auf.
      »Na, da sind Sie ja wieder. Wie fühlen Sie sich?«
      »Gut. Wo bin ich?«
      »In einem anderen Land, mehr brauchen Sie nicht zu wissen. Ich hole Ihnen etwas Kaffee – oder Tee, falls Ih­ nen das lieber ist.«
      »Nein, Kaffee wäre schön. Stark, schwarz und mit zwei Stück Zucker.«
      »Kommt sofort. Schauen Sie sich inzwischen ein biß­ chen um.«
      Er ging nach draußen, und sie hörte, daß er hinter sich absperrte. Sie stand auf, öffnete die andere Tür und ent­ deckte ein großes altmodisches Badezimmer. Die Toilette, das Waschbecken und die Wanne mit einer zusätzlichen Dusche wirkten wie aus dem neunzehnten Jahrhundert. Auf der Ablage neben dem Waschbecken befanden sich eine Reihe Toilettenartikel – Seifen, Shampoos, Talkum­ puder, Deodorants, Damenbinden, sogar ein Fön, Käm­ me und Haarbürsten. Ihr schien fast, als seien all diese Dinge extra für sie besorgt worden.
      Ihr Verdacht verstärkte sich, als sie auf dem Schreib­ tisch im Schlafzimmer eine Packung Gitanes, ihre Lieb­ lingsmarke, entdeckte. Daneben lagen einige Plastikfeuer­ zeuge. Sie öffnete ein Päckchen, nahm eine Zigarette her­ aus und zündete sie an, ehe sie zum Fenster ging und durch die Gitterstäbe hinausblickte.
      Das Gebäude, in dem sie sich befand, lag am Rand ei­ ner Klippe. Trotz der hereinbrechenden Dämmerung sah sie weiter unten eine Bucht mit einem alten Anleger, an dem ein Rennboot festgemacht war, und dahinter das tiefblaue Meer. Sie hörte, daß jemand die Tür aufsperrte, und gleich darauf erschien Braun mit einem Tablett.
      »Haben Sie sich schon eingewöhnt?«
      »Was bleibt mir anderes übrig? Wann bekomme ich ein paar Antworten?«
      »Mein Boß wird in ein paar Minuten da sein. Fragen Sie ihn.« Er schenkte ihr Kaffee ein.
      Sie griff nach dem Buch, das er gelesen hatte. Es war eine

Weitere Kostenlose Bücher