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Die Tochter des Praesidenten

Die Tochter des Praesidenten

Titel: Die Tochter des Praesidenten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zurück.
      Dillon hielt das Buch hoch. »Wußten Sie, daß das hier
    eine Erstausgabe ist? Die erzielen heutzutage bei Auktio­ nen beachtliche Preise.«
      »Ich werde bei Gelegenheit dran denken«, sagte Aaron. »Tut mir leid, wenn ich so lästig bin, aber es ist wieder Zeit fürs Bett, Mr. Dillon. Strecken Sie bitte die Hände aus.«
      Und da Dillon kaum eine andere Wahl hatte, gehorch­ te er. Aaron klopfte auf seinen Handrücken und verab­ reichte ihm die Spritze.
      »Sind Sie sicher, daß ich nicht als sabbernder Idiot ende?«
      »Keine Sorge, Mr. Dillon. Sie sind ein sehr wichtiger Mann. Ich glaube, Sie wären selbst überrascht, wenn Sie wüßten, wie wichtig Sie sind.«
      Aber Dillon sank bereits in die Kissen und hörte ihn nicht mehr.

    Marie de Brissac saß am Fenster ihres Zimmers und mal­ te. Sie blickte auf, als die Tür sich öffnete und David Braun Kuchen und eine Kanne Kaffee auf einem Tablett hereinbrachte, das er auf den Tisch stellte. Anerkennend musterte er das Bild.
      »Hervorragend. Meine Schwester hat früher auch Aquarelle gemalt. Keine leichte Technik.«
      »Sie sagen – früher?«
      »Sie ist tot, Comtesse. Ich hatte zwei Schwestern, die beide getötet wurden, als ein arabischer Terrorist in Jeru­ salem einen Schulbus in die Luft jagte.«
      Sie war sichtlich schockiert. »Das tut mir sehr leid, Da­ vid, wirklich ehrlich leid.« Impulsiv griff sie nach seiner Hand.
      Ihre Berührung traf ihn wie ein Blitz, und er zog hastig seine Hand weg, als ihm die verstörende Wirkung, die diese wundervolle Frau auf ihn hatte, klar wurde.
      »Schon gut. Ist inzwischen fünf Jahre her. Ich habe ge­ lernt, damit zu leben. Nur meine Mutter ist nie darüber weggekommen und immer noch in einem psychiatri­ schen Krankenhaus.« Er lächelte mühsam. »Bis später.«
      Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, fragte Marie de Brissac sich nicht zum erstenmal, ob Gott nicht einen reichlich schlechten Tag gehabt hatte, als er beschlossen hatte, die Welt zu erschaffen.

    Als Dillon diesmal wieder zu sich kam, war er in einem ähnlichen Zimmer wie Marie de Brissac, mit holzgetäfel­ ten Wänden, einem Himmelbett und einer gewölbten Decke. Er fühlte sich überraschend klar im Kopf und sah bei einem Blick auf seine Uhr, daß rund zwölf Stunden vergangen waren, seit sie Sizilien verlassen hatten.
      Er trat an das vergitterte Fenster und sah, genau wie Marie, die Klippe, den Strand und den Anleger, wo jetzt neben dem Rennboot auch die Motorbarkasse vertäut war. Er ging ins Bad, und als er zurückkam, öffnete Aaron die Tür.
      »Aha, schon wieder munter?«
      Er trat zur Seite, und Judas kam ins Zimmer. Er rauch­ te eine Zigarre, trug wieder den Overall, dazu die schwar­ ze Maske, und lächelte, daß seine Zähne blitzten. »Sean Dillon. Wie es heißt, waren Sie der Beste, den die IRA hatte. Warum haben Sie die Seiten gewechselt?«
      »Nun, ein großer Mann hat mal gesagt, wie die Zeiten
    sich ändern, so ändern sich mit ihnen auch die Men­ schen.«
      »Mag sein, aber ein Mann wie Sie braucht wohl einen besseren Grund.«
      »Sagen wir, es schien mir damals eine gute Idee.«
      »Danach haben Sie überall gearbeitet – für die ETA in Spanien, die PLO und anschließend für die Israelis. Im Hafen von Beirut haben Sie palästinensische Kanonen­ boote in die Luft gejagt.«
      »Jawohl«, nickte Dillon, »aber ich wurde dafür sehr gut bezahlt.«
      »Jedenfalls sind Sie nicht parteiisch.«
      Dillon zuckte die Schultern. »Das lohnt sich wirklich nicht.«
      »Nun, diesmal werden Sie auf meiner Seite stehen, al­ ter Freund.«
      »Bilden Sie sich nur nichts ein. Ich kenne Sie ja nicht mal.«
      »Nennen Sie mich einfach Judas.«
      »Ach, du lieber Gott, jetzt machen Sie aber Witze.«
      »Warum unnötig Zeit verschwenden?« fragte Aaron auf hebräisch.
      »Wir brauchen ihn«, erwiderte Judas in der gleichen Sprache. »Keine Sorge, ich weiß, wie ich ihn nehmen muß.« Er wandte sich an Dillon und sagte auf hebräisch: »Oder glaubst du mir das etwa nicht?«
      Dillon verstand ihn ganz gut, obwohl er nur mäßig he­ bräisch sprach, aber er beschloß, diese Tatsache lieber zu verheimlichen.
      »Was soll das, ich kapiere kein Wort.«
      Judas lachte. »Natürlich nicht, ich wollte Sie bloß testen. Ich habe Ihre Akte beim Mossad gesehen, unter anderem den Bericht über diesen Job in Beirut, und die Burschen sind gründlich.

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