Die Tochter des Praesidenten
gewöhnlich rund zwölftau send.« Er zuckte die Schultern. »Aber wen kümmern schon die Geschichten alter Männer?«
»Nun, Sie haben damals das Militärkreuz bekommen, und das ist wahrhaftig nicht schlecht für einen Neun zehnjährigen, alter Knabe«, sagte Dillon. »Sehen wir uns noch mal die Landkarte an.«
Ferguson holte die vergrößerte Karte von Korfu aus seiner Aktentasche und faltete sie auseinander. »Hier liegt Vitari – das ist das Dorf, in dem Aleko wohnt, und er hat gesagt, Kastell König liege ungefähr fünfzehn Meilen wei ter nördlich.«
»Ist aber nicht drauf.«
»Es ist ja auch nur eine einfache Landkarte. Meinen Sie, es ist machbar?«
»Im Schutz der Dunkelheit, ja.«
»Da gibt’s nur ein Problem. Aleko und seine Kumpel sind gute Männer und eine Bande ausgemachter Strolche dazu, aber gegen Judas oder Levy, wie wir ihn jetzt wohl nennen müssen …« Ferguson schüttelte den Kopf. »Er ist immerhin ein erstklassiger Soldat, und ich bin sicher, daß jeder einzel ne seiner Männer in der israelischen Armee gedient hat.«
»Spielt keine Rolle. Das Ganze ist eine Operation für einen Mann. Aleko und seine Jungs bringen mich an Land und warten auf See auf ein Signal, daß sie mich ab holen sollen.«
»Das ist die schlechteste Idee, die ich je gehört habe«, sagte Blake Johnson. »Ich glaube, du hast vergessen, wie man zählt, Dillon. Levy hat fünf Männer, soweit wir von dir selbst wissen – mit ihm zusammen sind es also sechs. Was zur Hölle stellst du dir vor? Willst du dort reinschlei chen und einen nach dem anderen töten wie in einem schlechten Actionfilm?«
»Ich kenne das Innere des Kastells und weiß, wohin ich muß.«
»Du weißt gar nichts. Du warst, ebenso wie Marie de Brissac, im dritten Stock, und das weißt du nur, weil sie dich mal runter in den Keller gebracht haben. Ach ja, im Arbeitszimmer des großen Mannes warst du auch, weißt also, wo das ist. Aber davon abgesehen weißt du gar nichts.«
»Und was willst du damit sagen?«
»Daß du einen zweiten Mann zur Unterstützung brauchst, mein Bester, und zwar mich.«
»Das ist nichts für dich.«
»Ich war zweimal in Vietnam, Dillon, und habe auch beim FBI ein paarmal getötet. Wir brauchen überhaupt nicht weiterzureden.« Blake wandte sich an Ferguson. »Sagen Sie es ihm, Brigadier.«
Ferguson lächelte. »Offen gesagt, ich nahm das als selbstverständlich an. Ich habe sogar einen Overall und eine kugelsichere Weste für mich mitgenommen.«
»Jetzt weiß ich, daß die Welt verrückt geworden ist«, stöhnte Dillon.
»Ja, wenn ich mir’s recht überlege, werde ich doch im Boot bleiben. Die kugelsichere Weste könnte trotzdem ganz nützlich sein, falls wir beschossen werden. Aber jetzt habe ich Hunger. Sergeant Kersey!«
Kersey kam aus der Bordküche. »General?«
»Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, daß es in der britischen Armee Brigadier heißt. Ich weiß nicht, was die beiden hier möchten, aber ich könnte jetzt einen Tee, Toast und Marmelade vertragen.«
»Kommt sofort, General«, grinste Kersey. Colonel Dan Levy alias Judas stand in seinem Arbeitszim mer am Fenster und blickte hinaus, als es an der Tür klopf te. Unter Führung von Aaron kamen die anderen herein und warteten schweigend, bis er sich zu ihnen umwandte.
Levy nahm seine Zigarette aus dem Mund. »Guten Morgen, Männer.«
»Colonel«, Aaron nickte. »Sie haben uns gerufen.«
»Die Operation befindet sich an einem kritischen Punkt. Übermorgen muß der Präsident die Entscheidung treffen, ob er Nemesis unterzeichnet.«
»Colonel«, meldete sich David Braun, »glauben Sie wirklich, daß er es tut?«
»Ich weiß nicht. Aber ich weiß mit Sicherheit, daß ich andernfalls seine Tochter hinrichten werde. Das ist mein fester Vorsatz.« Sein Blick war kalt und entschlossen. »Gibt es hier jemanden, der das bezweifelt?«
Prüfend schaute er von einem zum anderen. »Gibt es hier jemanden, der Zweifel an der Sache hat, für die wir kämpfen?«
»Natürlich nicht«, entgegnete Aaron. »Wir sind alle dabei bis zum Ende und zu allem bereit, was auch immer nötig ist.«
»Gut. Also, die nächsten achtundvierzig Stunden sind entscheidend. Wie geht es den Frauen, David?«
»Ich habe Bernstein wieder über Nacht in ihr Zimmer gebracht.«
»Sag nicht Bernstein, David. Verwende den korrekten Titel. Ich persönlich
Weitere Kostenlose Bücher