Die Tochter des Samurai: Roman (German Edition)
Feuerholz, wie sie tragen konnten. Okatsu schwankte unter einem großen Bündel, Onkel Seppo trug ein paar Stöckchen, und selbst die Kinder zogen lachend, als wäre es ein Spiel, schwere Äste den Hang hinauf.
»Okatsu, Taka, bringt dieses Scheit hinauf«, sagte Madame Kitaoka. »Das wird für eine gute Weile brennen.« Das Scheit war so groß wie ein kleiner Baumstamm. Die beiden fanden Astansätze zum Festhalten an beiden Seiten und hievten das Scheit zum Anfang des Pfades und dann den Hang hinauf. Bis sie die Kuppe erreichten, waren ihre Hände aufgeschürft und blutig.
Taka rannte zurück zum Bauernhaus. Madame Kitaoka hielt ihr ein großes, formlosen Bündel hin. »Trag das für mich hinauf, Taka.« Ihre Augen funkelten in der Dunkelheit. Taka nahm das Bündel auf beide Arme. Es war weich, unförmig und schwer, als enthielte es irgendwelche Kleidungsstücke.
Sie mussten oft laufen, bis das ganze kostbare Feuerholz, das sie mit so viel Mühe gesammelt hatten, auf der Kuppe gestapelt war. Als Anzündholz sammelten sie Reisig und Gestrüpp und häuften alles zu einem riesigen Scheiterhaufen auf.
Madame Kitaoka blieb am Rand der Lichtung stehen, eine dünne, gebieterische Gestalt vor dem schwarzen Himmel, und blickte hinüber zu dem Lichtfleck, der am Shiroyama loderte. »Unsere Männer.« Ihre Stimme klang erstickt. »Unsere tapferen Männer.« Sie senkte den Kopf, und Taka hörte sie seufzen.
Geschützfeuer erschütterte die Luft. Taka verbarg das Gesicht in den Händen. Sie kreiselten in einem Boot auf einem brodelnden Fluss, schossen auf die Stromschnellen zu, direkt auf die Katastrophe, aber sie konnte es nicht verhindern. Hoffen und Beten nutzte nichts. Den Göttern war ihr Schicksal gleichgültig.
Als sie aufsah, blickte Madame Kitaoka immer noch zu dem fernen Berghang hinüber. Der Wind wehte ihr durchs Haar und zerrte an ihrer ausgebeulten Hose. Wolken rasten über den Himmel, während die Welt sich unter ihnen drehte.
Mit langsamen, bedächtigen Bewegungen, als führe sie eine Teezeremonie durch, statt ein Feuer zu entzünden, kniete Madame Kitaoka sich neben den Holzstoß und schlug Funken mit einem Feuerstein. Nach ein paar Versuchen fing erst ein Zweig Feuer, dann der nächste, und es würde eine Weile dauern, bis der ganze Stoß brannte. Taka fragte sich, ob ihr Vater vom Shiroyama herüberschaute und es ebenfalls sah.
»Lassen wir dem Feuer Zeit«, sagte Madame Kitaoka. »Es wird noch heller werden.«
Sie holte die letzte Flasche Shochu heraus. Wenn sie abends tranken, führten Takas Mutter und Tante Kiharu immer das Singen und Tanzen an. Sie waren Geishas, geübt darin, Menschen zum Lachen zu bringen und ihnen zu helfen, ihre Sorgen zu vergessen. Aber heute Nacht hatte Madame Kitaoka die Führung übernommen.
Takas Mutter und Tante Kiharu kippten ihre Becher heimlich auf dem Boden aus, genau wie Taka. Ihre Männer würden sterben, und nichts, was sie taten, würde das verhindern. Statt ihr Schicksal zu beklagen, war es viel besser, sie stilvoll zu verabschieden. Dennoch wurde Taka bei diesem leichtfertigen Verbrennen von Feuerholz unbehaglich zumute. Sie wollte einen klaren Kopf behalten.
Die sieben Frauen, sieben Kinder und Onkel Seppo hoben ihre Becher. »Auf den Sieg! Auf Masa, unseren geliebten Herrn! Auf das wunderschöne Land Satsuma!«
»Auf Vater«, flüsterte Taka.
»Auf die nächste Welt«, fügte Madame Kitaoka leise hinzu.
»Auf die nächste Welt!«
Ein Schauder lief Taka über den Rücken. Am liebsten wäre sie weggelaufen, nur wohin? Sie konnte sich kaum noch an die Welt außerhalb dieser kleinen Bergkuppe erinnern, aber sie wusste, dass dort keine Hilfe zu finden war. Sie dachte an Nobu und wünschte sich, er würde kommen. Doch wenn er noch lebte, war er bei den feindlichen Truppe, bereitete sich darauf vor, ihren Vater und seine Männer zu umzingeln. Sie fröstelte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu bleiben und sich dem zu fügen, was Madame Kitaoka für sie vorgesehen hatte.
Bald übertönte das Tosen des Feuers und Knistern der Flammen, das Zischen und Krachen, als das Holz barst, die ferne Musik und sogar das Dröhnen der Geschütze. Die Hitze wurde stärker, und sie wichen immer weiter zurück, bis sie an den Rand der Lichtung gedrängt standen. Der Feuerschein flackerte über ihre Gesichter, grub tiefe Höhlungen um ihre Augen, ließ die Wangenknochen hervortreten, verwandelte sie in Dämonen.
Madame Kitaoka füllte alle Becher auf. »Schwester, wirst du
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