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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Mutter. Es wird ihm in Matraia gefallen. Wir ziehen in wenigen Tagen aufs Land um.«
    Â»Und ich darf mitkommen? Darf ich dort auch zur Schule?«
    Beatrice lachte. »Mal sehen, Alba. Vielleicht gibt es eine Sonntagsschule, aber die Bauern dort haben viele Kinder, die dir die Gegend zeigen können. Warst du schon einmal im contado ?«
    Stumm schüttelte Alba den Kopf und streichelte Fio.
    Â»Dann kannst du dich darauf freuen. Es wird sicher schön. Ich werde Plantilla bitten, dir Salbe für deine Wunden zu geben. Jetzt geh dich waschen. Du bist noch voller Blut. Für Fio findet sich sicher ein Körbchen, in das du ihn legen kannst.«
    Â»Danke, Signora. Ihr seid sehr freundlich, genau wie Signor Tomeo.« Sie sah Beatrice mit schief gelegtem Kopf an. »Wenn ich groß bin, heirate ich jemanden wie Signor Tomeo.«
    Bei der Erwähnung von Tomeos Namen fuhr Beatrice zusammen, als hätte man sie bei etwas Verbotenem ertappt. Sie legte ihre Hand auf den Arm, genau dorthin, wo Tomeo sie berührt hatte. »Geh dich jetzt waschen, Alba.«
    Gegen Mittag kehrte Ines aus der Stadt zurück. Ihre Wangen waren gerötet, und sie wirkte nervös und unglücklich. Am Saum ihres Kleides klebte noch Straßenschmutz, als sie Beatrice in ihrem Schlafzimmer aufsuchte. »Madonna, fürchterlich ist das! Ganz fürchterlich! Wir werden großen Ärger bekommen, und an den armen Agostino mag ich gar nicht denken. Sie wird ihm das Fell vom Körper peitschen lassen...«
    Wie ein Häuflein Elend stand Ines vor dem Bett und nestelte an den Bändern ihrer Haube.
    Â»Die Weber bekommen die Stoffe nicht fertig«, schloss Beatrice und stützte sich auf, um sich die Kissen in den Rücken stopfen zu können.
    Â»Was ist denn mit Eurem Arm?« Sorgenvoll trat Ines um das Bett und betrachtete die Blutergüsse. Nachdem Beatrice kurz von ihrem Erlebnis im Garten berichtet hatte, verschwand Ines im Ankleidezimmer und kehrte mit einem Tiegel zurück. Sie wickelte das Band von dem Ledertüchlein, das die Salbe verschloss, und ein wohlriechender Duft entströmte dem Gefäß. »Eukalyptusöl, Nelken, Pfefferminzöl und einiges mehr sind darin und werden helfen, die Schmerzen zu lindern.«
    Der Geruch erinnerte Beatrice an ihre Kindheit und vermittelte ein tröstliches Gefühl. »Ich habe einen Brief von meinem Vater bekommen. Meinen Eltern geht es gut. Es war so, wie ich vermutet hatte. Susanna leidet sehr unter dem Tod von Franz, und meine Mutter hat alle Hände voll damit zu tun, den Haushalt zu ordnen. Mein Vater kümmert sich um die Geschäfte, die wohl ziemlich daniederliegen, seit Hartmann im Krieg ist.«
    Â»Wichtig ist, dass es Euren Eltern gut geht. So, ich lasse die Salbe hier stehen.«
    Â»Danke, Ines. Was ist nun mit den Stoffen?«
    Mit einem tiefen Seufzer sank Ines auf einen Stuhl neben dem Bett. »Schlagt mich, aber sie haben erst zwei Bahnen fertig. Das sind die von Ugo und Lelo. Die Weber, mit denen Ugo arbeitet, haben in drei Bahnen Silber- anstelle von Goldfäden eingearbeitet. Ugo hat das erst gesehen, als schon ein Fünftel fertig war. Jedenfalls mussten sie alles wieder aufmachen, deswegen die Verzögerung.«
    Â»Wie lange?«
    Â»Zwei Wochen mindestens«, sagte Ines und sah ihre Herrin ängstlich an.
    Â»Da können wir eben nichts machen. Lorenza und ihre Hunde haben mich derart geärgert, dass es mich sogar freut, wenn sie auf ihre Vorhänge noch länger warten muss.« Beatrice grinste und kuschelte sich in die Kissen.
    Â»Aber … Was sagen wir, wenn sie fragt? Sie wird wütend werden.«
    Â»Soll sie doch. Sie kommt ja mit aufs Land, und bis dahin halte ich sie hin, dann kann sie Agostino, der hierbleibt, nichts anhaben.«
    Â»Und Euer Mann?«
    Â»Da fällt mir schon was ein. Immerhin ist er um seinen Erben besorgt, also wird er tunlichst vermeiden, mich aufzuregen, und wenn Agostino etwas geschieht, rege ich mich auf!«
    Ines sah sie mit ihren dunklen Augen zweifelnd an. »Wenn das gut geht, bete ich zehn Ave-Maria und gebe meinen Monatslohn dem Hospital.«
    Â»Arme Ines, die Kranken werden sich freuen …« Beatrice lächelte zuversichtlich.

XV
    Gewissenskonf likt
    Alberto Mari stand lauernd neben der Hütte, bei der man ihn aus dem Wagen geworfen hatte. Sie hatten ihm einen Beutel mit einigen Münzen gegeben und einen Dolch. Was war aus ihm geworden? Den Weg

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