Die Tochter des Tuchhandlers
auf Euch achtzugeben, Tomeo.«
»Und Ihr seid immer um mich besorgt.«
»Muss ich das nicht? Ihr seid Soldat und begegnet dem Tod jedes Mal, wenn Ihr ein Schlachtfeld betretet.«
»Ich möchte â¦Â«
Sie legte sanft einen Finger auf seine Lippen und schüttelte den Kopf. »Geht, Tomeo, bevor jemand Arges von uns denkt.«
Statt einer Antwort küsste er sie auf die Stirn und wandte sich rasch um, weil er die Tränen in ihren Augen gesehen hatte. Konnte das Schicksal wirklich so grausam sein und ihn mit der Liebe zu einer Frau schlagen, die er niemals haben konnte? Sie erwiderte seine Gefühle, das spürte er, und es machte seinen Schmerz nur noch gröÃer, zu wissen, dass sein Bruder sie besitzen durfte, obwohl er sich nichts aus ihr machte. Alles, was Federico tat, war wohlkalkuliert, auch diese Ehe. Er hatte sich schon oft gefragt, für was Federicos Leidenschaft brannte. Nicht für seine Frau. Federico war Marcina verfallen, auch wenn er das leugnete. Es wäre zwecklos, mit ihm über eine Auflösung der Ehe zu sprechen. Sein Bruder war jähzornig, besitzergreifend und stolz. Seine Frau aufzugeben käme einer Niederlage gleich, und die würde er sich nie eingestehen. Eher würde er sie umbringen, als sie einem anderen Mann zu überlassen. Bei diesem Gedanken lief Tomeo ein kalter Schauer über den Rücken. Er trat durch die Arkaden, wo Gian Marco mit den Pferden auf ihn wartete.
» Capitano , was war denn los?« Der junge Mann reichte ihm die Zügel eines Braunen und saà selbst auf.
»Nichts, Gian Marco, es war nichts. Lass uns aufbrechen!« Er schnalzte mit der Zunge und gab seinem Pferd die Sporen.
Als Beatrice etwas später in den Hof kam, sah sie Lorenza zusammen mit Federico vor dem Eingang stehen. Sobald ihre Schwiegermutter sie erblickte, zeigte sie mit dem Finger auf Beatrice. »Was habt Ihr mit meinen Hunden gemacht? Gino blutet. Das Soldatenbalg hat irgendetwas von Katzen gestammelt. Was habt Ihr dazu zu sagen?«
Erschöpft streckte Beatrice ihren Arm aus, an dem sich zwei dunkle Blutergüsse abzeichneten. »Das waren Eure Hunde, Signora. Sie haben sich auf die neugeborenen Katzen im Garten gestürzt und ein Blutbad angerichtet. Alba und ich kamen dazu und haben gerettet, was zu retten war.«
Federico betrachtete ihren Arm und wandte sich ungehalten an seine Mutter: »Wie oft muss ich Euch noch sagen, dass diese Köter keine SchoÃhunde, sondern verzogene Viecher sind? Ihr seid selbst schuld, wenn Ihr sie nicht besser im Griff habt. Der Stallmeister wird die Wunden der Hunde versorgen.«
Er hielt Beatrice zurück, die ins Haus gehen wollte.
»Ihr habt Nachricht aus Deutschland. Der Bote war heute früh hier.« Mit undurchdringlicher Miene reichte er ihr ein versiegeltes Schreiben.
Sie erkannte das Siegel ihres Vaters und stieà einen Freudenschrei aus. »Wie wundervoll! Danke!« Strahlend drückte sie den Brief an sich.
Er winkte ab. »Wartet mit Eurem Dank, bis Ihr wisst, was drinsteht.« Andrea erschien in der Tür zum Haus, und Federico folgte seinem Diener nach drinnen.
Beunruhigt sah sie den Brief genauer an, doch das Siegel war intakt. Federico konnte ihn nicht gelesen haben und hatte wohl nur ihrer offensichtlichen Freude einen Dämpfer verpassen wollen. Liebevoll strich sie über das Papier und steckte es in ihren Gürtel, dann ging sie in die Küche, um nach Alba zu sehen. Plantilla stand mit roten Wangen an einem Tisch und schlug auf einen Brotteig ein. Eine Magd rührte in einer Schüssel Blut und Hühnerinnereien zusammen. Angewidert wandte Beatrice sich ab und fand Alba mit ihrem Kätzchen in der Nähe der Feuerstelle. Die Kleine sah mitgenommen aus, die Beine stellenweise blutverkrustet, doch ihr Gesicht strahlte vor Glück, als sie den Kopf hob.
»Es hat die Augen aufgemacht und schon ein wenig getrunken. Ich glaube, es mag mich.« Sie spitzte die Lippen und machte lockende Geräusche, die dem Kätzchen zu gefallen schienen, denn es schnurrte laut und kuschelte sich in Albas Schürze. »Ich darf es doch behalten, nicht wahr?«
»Natürlich. Hast du schon einen Namen?«
Das Mädchen betrachtete das weiÃe Kätzchen, dessen einziger Farbfleck ein schwarzer Punkt auf einem Ohr war, und sagte: »Fio, von fiocco , weil es aussieht wie eine Schneeflocke.«
»Dann kümmere dich gut um Fio, jetzt bist du seine
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