Die Tochter des Tuchhandlers
dem ihr der süÃe Duft der Frühlingsblumen entgegenschlug.
Man hatte die Zitronenbäume aus den Gewächshäusern herausgetragen und auf den Rasenflächen angeordnet. Einige Bäume brauchten neue Töpfe. Kritisch betrachtete Beatrice die angestoÃenen Exemplare, bis wütendes Schreien und schlieÃlich klägliches Weinen ihre Aufmerksamkeit weckten. Es kam aus der hinteren Ecke des Gartens, wo Alba die Katze und ihre Jungen entdeckt hatte. Böses ahnend lief Beatrice über die Kieswege zwischen Bäumen hindurch, bis sie Alba vor der Mauer erblickte.
Das Mädchen trat und schlug nach Lorenzas Hundemeute. Die bissigen kleinen Tiere hatten das Katzennest aufgestöbert.
»Geht weg! Gemeine Biester!« Alba stellte sich verzweifelt vor das Loch in der Mauer, wo klägliches Fiepen und die Reste von zerrissenen Katzenkindern die aufgestachelte, blutdürstige Meute nur noch mehr reizten.
Die tapfere Katzenmutter kratzte und fauchte, doch gegen die kräftigen Hunde war sie machtlos und blutete bereits aus mehreren Wunden. Beatrice schrie, doch die Hunde reagierten nicht. Also brach sie einen Ast von einem Baum und begann auf die Tiere einzuschlagen, dass sie aufheulten. Weinend schlug sie wieder und wieder auf die Meute ein. Ein braunweiÃer Hund jaulte auf und trollte sich mit eingeklemmtem Schwanz. Anscheinend hatte sie das Alphatier erwischt, denn nun lieÃen auch die übrigen Hunde von der Katze ab und folgten dem Rudelführer in sichere Entfernung. Nun sah Beatrice das gesamte Ausmaà des Angriffs. Die blutigen Ãberreste von vier Katzenkindern lagen im Gras verstreut, die Mutter lag schwer atmend daneben. Alba griff in die Mauernische und zog ein Kätzchen hervor. Die Beine des Mädchens waren von Bisswunden und Kratzspuren bedeckt, doch glücklich hielt sie das gerettete Kätzchen in den aufgerissenen Händen.
»Madonna, dass Ihr gekommen seid!«, schluchzte sie. Ihr hübsches Gesicht war schmutzig und tränenverschmiert, die Haare hatten sich aus dem Zopf gelöst.
»Ach, Alba, es tut mir leid. Wie konnte das nur passieren?« Traurig schaute sie auf die kleinen Tierleichen und die verwundete Katze, die stoÃweise atmete, noch einmal an einem ihrer toten Kinder schnupperte und sterbend zusammensank.
»Beatrice? Seid Ihr hier? Ist alles in Ordnung?«, ertönte Tomeos Stimme hinter den Bäumen.
Er war noch nicht abgereist. »Ja, ich bin hier hinten an der Mauer. Wenn Ihr die Hunde seht, haltet sie fest.«
Kurz darauf stand er vor ihnen. Er trug Reisekleidung, in einer Hand hielt er eine kurze Peitsche. Mit einem Blick erfasste er die Szene. »Das waren sicher die Dachshunde. Ich hasse diese falschen kleinen Biester. Nicht weinen, Signorina.«
Tröstend strich er Alba über die Haare. »Du nimmst das Kätzchen mit in die Küche und gibst ihm etwas Milch. Füll die Milch in ein Stück Schafsdarm und schneid ein winziges Loch hinein. Jetzt musst du seine Mutter sein. Kannst du das?«
Alba schniefte und nickte.
»Na, dann geh und versorg dein Findelkind. Es braucht viel Wärme.« Er lächelte sie an, und Alba lief dankbar davon.
Als das Mädchen fort war, wandte er sich Beatrice zu und nahm ihr den Stock aus den zitternden Händen. »Wollt Ihr Euch setzen?« Der Wind fuhr durch seine gewellten Haare, und sie nahm seinen Geruch wahr, eine Mischung aus Olivenseife, Leder und Mann.
Wie elektrisiert zuckte sie zurück, als er ihren Arm berührte und ihre Blicke sich trafen. Der zärtliche Ton in seiner Stimme, wenn er mit ihr sprach, seine sanften Augen und jetzt seine Berührung brachten eine Saite in ihr zum Klingen, von der sie nicht gewusst hatte, dass sie existierte.
Tomeo nahm ihre Hand und betrachtete ihren Arm, an dem die Zähne eines Hundes Spuren hinterlassen hatten. Sie war wunderschön, wie sie hier vor ihm stand, in einem schlichten Morgenkleid. Die blauen Augen schimmerten wie das Tyrrhenische Meer. »Der Biss ist nicht durch die Haut gegangen. Es werden nur Blutergüsse bleiben. Ihr seid eine tapfere Frau, Beatrice.«
Sie lächelte. »Und Ihr kommt mir stets zur Hilfe, wie es scheint.«
Er führte ihre Hand an seine Lippen und küsste sie.
»Solltet Ihr nicht schon auf dem Weg nach Pavia sein?« Sie würde diesen Moment als kostbare Erinnerung bewahren. Vom Hof tönten Rufe herüber. Jemand rief Tomeos Namen. »Versprecht mir,
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