Die Tochter des Tuchhandlers
groÃer und kleiner Hunde über den Hof, die Tiere kläfften, und einige jaulten, als ob sie gebissen würden.
»Meine süÃen kleinen Schätze!«, schrie Lorenza. »Ruf die verdammten Jagdhunde zurück, sie werden meine Kleinen zerfleischen!«
Ricardo stieà mit tiefer Stimme einen kurzen Befehl aus, woraufhin sich fünf graue Jagdhunde aus dem Knäuel lösten und auf ihn zutrabten, als wäre nichts geschehen. Lorenzas Hunde jedoch gaben nun nicht nach, sondern setzten den anderen Tieren wütend nach. Bevor sie jedoch auch nur in Ricardos Nähe kamen, hatte er eine kurze Peitsche aus dem Gürtel gezogen und dem ersten Kläffer einen Hieb versetzt, woraufhin sich die Meute kleinlaut entfernte.
»Schade, dass er seine Hunde zurückgepfiffen hat, dann wären wir die elendigen Biester los â¦Â«, flüsterte Ines hinter Beatrices Rücken.
»So viel Glück haben wir nicht, aber ich denke, wir hätten es schlechter treffen können.« Bewundernd glitt Beatrices Blick über den gepflegten Hof und die Treppe mit weiÃer Balustrade, über die sie in die weitläufige Villa gelangten. Rostrote TerrakottafuÃböden, Marmorsäulen und hell verputzte Wände mit aufgemalten architektonischen Formen begeisterten Beatrice. Alles strahlte rustikalen Charme und sommerliche Leichtigkeit aus. Bodenvasen mit Gräsern und Blumen verströmten einen dezenten süÃlich-frischen Duft.
Lorenza bewohnte Räumlichkeiten auf einer Seite des ersten Stocks, Beatrice wurden die Zimmer auf der gegenüberliegenden Seite zugewiesen. Als sich die Türen hinter Beatrice und Ines schlossen, lächelten sie sich an und gingen gemeinsam zu den hohen Fenstern, die sich zum Garten öffnen lieÃen. Beatrice stützte sich auf das Fensterbrett und seufzte: »Schau dir das an, Ines. Wunderschön! Von einem solchen Garten habe ich schon immer geträumt. Das ist ein kleines Paradies.«
In der warmen Abendsonne erstreckten sich die Terrassen mit den Blumenbeeten, Buchshecken, Laubengängen und Brunnen. Vogelgezwitscher und das Schreien von Fasanen klangen herauf. Linker Hand lag ein langgestrecktes Gebäude mit groÃen, runden Fenstern, bei dem es sich um das Gewächshaus handeln musste, denn davor standen mehrere Reihen von Zitronenbäumen. Dort, wo die Abendsonne den Garten in goldenes Zwielicht tauchte, begann der wilde Teil des Parks, eingeleitet von boschetti , kleinen Baumgruppen scheinbar willkürlichen Wuchses.
»Die Möbel sind sehr hübsch, ebenso die Vorhänge. Ich weià nicht, was die Signora will. Es ist perfekt«, unterbrach Ines Beatrices Schwelgerei.
»Hmm? O ja. Hübsch, wirklich.« Sie berührte die seidenen Bettvorhänge in CremeweiÃ. Auch hier bestand der FuÃboden aus den für die Region typischen Fliesen, die in symmetrischen Mustern verlegt waren. Der Raum war groÃ, verfügte über einen Waschtisch, eine Sitzecke, eine Kommode mit einem Spiegel, und anstelle von religiösen Motiven hingen Blumenstillleben und mythologische Themen als Gemälde an den Wänden. »Wo ist Alba untergekommen? Ich möchte nicht, dass sie sich in der neuen Umgebung fürchtet. Bitte sieh nach ihr, Ines, und sorg auch dafür, dass man ihr das Kätzchen lässt.«
Ines grummelte etwas und ging zu einer Zwischentür, die in den Ankleideraum führte, der gerade mit Beatrices Kisten und Truhen gefüllt wurde.
»Ines!«
»Ja, Madonna.« Endlich verschwand die Zofe mit beleidigter Miene, um dem Befehl nachzukommen.
Nach einem späten Frühstück, das Beatrice drauÃen im Schatten eines mit Weinlaub überrankten Säulengangs eingenommen hatte, spazierte sie am nächsten Morgen gemächlich durch die Blumenbeete, über denen Bienen summten und Schmetterlinge ihre zarten Schwingen ausbreiteten.
»Madonna! Madonna Beatrice! Kommt schnell!«
Unwillig wandte sie den Kopf und sah Ricardo, der sie aufgeregt herbeiwinkte. Sie ging zu ihm. »Was gibt es denn?«
»Gerade kam ein zerlumpter Mann an das Tor und behauptete, er sei ein Freund von Euch. Er scheint Schreckliches durchgemacht zu haben, seinen Verletzungen nach zu urteilen, aber es kann auch ein Schwindler sein, der sich hier unter einem Vorwand einnisten will. Wäre nicht das erste Mal.«
Der Verwalter führte sie durch die Eingangshalle in die Wirtschaftsräume. In der Gesindeküche wies
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