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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Familien gehörten zu den reichsten Luccas und standen im Ansehen weit über den Buornardis.
    Â»Ja, ja, natürlich. Hier ist die Landschaft nur wesentlich schöner, und unser Wein gehört zu den besten der Toskana.« Das stimmte sogar, der Chianti der Buornardis hatte einen Ruf, der ihm viele Käufer aus dem Norden bescherte.
    Beatrice hatte die Sommerhitze nie viel ausgemacht, doch die Schwangerschaft forderte ihren Tribut und ließ sie jetzt matt in den Wagen sinken.
    Â»Ihr solltet Euch wirklich mehr schonen. Mein Sohn zeigt viel Verständnis für Euch, aber wenn Ihr durch Eure Unachtsamkeit sein Kind verliert, wird sich das ändern. Ihr kennt ihn nicht.«
    Sein Kind, dachte Beatrice. Unser Kind wird es sein, und sie wollte es sich nicht wegnehmen lassen, sondern es selbst stillen und im Arm halten. Es war üblich, die Neugeborenen zu Milcheltern zu geben, die sich die ersten Jahre um das Kind kümmerten. Viele Neugeborene starben durch die Nachlässigkeit der Milcheltern, und das wollte Beatrice nicht riskieren. Aber darüber jetzt schon zu sprechen provozierte nur weitere Streitigkeiten. Sie schloss die Augen. Nein, sie kannte Federico nicht, und bei Lorenzas Andeutungen verspürte sie auch nicht den Wunsch, seine dunklen Seiten kennenzulernen.
    Nach einer weiteren Stunde, in der Beatrice vor sich hin döste, erreichten sie endlich das Haupttor der Villa Buornardi. Die Villa lag auf dem Plateau eines Hügelrückens und bestand aus einem langgestreckten, zweigeschossigen Gebäude mit zwei aufgesetzten quadratischen Türmen, die kaum mehr als ein Geschoss hoch waren. Nach und nach kam der Tross auf dem sandigen Platz vor dem Portal zum Stehen. Von allen Seiten eilten Mägde und Knechte herbei, um beim Ausladen zu helfen. Federico hatte sich erst für die nächsten Tage angekündigt, so dass die Frauen auf sich gestellt waren. Beatrice hatte flüchtig von weiteren Schwierigkeiten mit Alessandro in Antwerpen gehört, und auch der giudice schien nicht von Federico als Verdächtigem ablassen zu wollen.
    Als sie an diesem sommerlichen Spätnachmittag den Sand auf dem Platz vor der prachtvollen Villa unter ihren Füßen spürte, fühlte Beatrice sich von den Lasten befreit, die sie in Lucca bedrückten. Zumindest teilweise. Ein Seitenblick auf die schnaufend aus dem Wagen steigende Lorenza erinnerte sie an eine Altlast, die sie bis hierher begleitet hatte, aber die Villa schien groß genug, dass man sich tagelang aus dem Weg gehen konnte, und die Parkanlagen sollten überwältigend sein, wie ihr von vielen Seiten zugetragen worden war. Ines eilte an ihre Seite und wollte ihren Arm nehmen.
    Â»Mir geht es gut. Wie wunderschön! Sieh nur die Bassins mit den anmutigen Frauenfiguren, die das Wasser aus ihren Krügen wieder ins Becken schütten. Wie muss erst der Rest des Parks aussehen!«
    Â»Das sind Nymphen, Madonna Beatrice. Gerne zeige ich Euch die Anlagen. Der selige Ser Buornardi und vor allem dessen Vater haben viel Zeit und Geld in die Grünanlagen gesteckt, um sie zu dem zu machen, was sie heute sind.« Ein schlanker, braungebrannter Mann in schlichter Kleidung verneigte sich vor ihr. Als er sich aufrichtete, sah sie in intelligente braune Augen, die von der schiefen Nase und dem kantigen Kinn des Mannes ablenkten. Kurzes, leicht ergrautes Haar ließ Beatrice den Mann auf Mitte dreißig schätzen. »Ich bin Ricardo Giorini, Verwalter der Villa in der vierten Generation. Zu Euren Diensten, Madonna.«
    Â»Es freut mich, dich kennenzulernen, Ricardo. Sobald ich mich von der Reise erholt habe, nehme ich dein Angebot mit dem größten Vergnügen an.«
    Â»Ricardo! Sind die Zimmer bereit? Gibt es genügend Wasser? Ich hasse es, wenn ich auf mein Bad verzichten muss. Wer kümmert sich um das Essen? Doch hoffentlich nicht diese schlampige Köchin vom letzten Jahr.« Drohend sah Lorenza sich um und ging auf die Villa zu, wobei sie sich auf die Schulter ihrer Dienerin stützte, die unter dem Gewicht ächzte.
    Den Verwalter schien so schnell nichts aus der Ruhe bringen zu können, aber vielleicht kannte er seine Herrschaft auch gut genug und wusste mit ihr umzugehen. »Giò ist der Hauptkoch und ein fähiger Mann. Ihr werdet ihn und seine Kunst zu schätzen wissen, Signora.«
    Â»Das will ich hoffen«, schnappte Lorenza zurück.
    Ines verdrehte die Augen. Plötzlich stob eine Meute

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