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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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beruhigende Kräuter verordnet. So weit ist Euer Zustand stabil, Beatrice, aber es steht Euch eine schwere Geburt bevor. Das Kind liegt nicht richtig und will hinaus. Hat Euch die Hebamme das schon gesagt?«
    Ã„ngstlich schüttelte Beatrice den Kopf. »Sie hat nur gesagt, dass es bald so weit ist.«
    Ismail Ansari strich sich über seinen grauen Bart und horchte auf, als Schritte näher kamen. Außer Atem und mit hochrotem Kopf kam Plantilla herein, die mit dem von Giorini geschickten Wagen gefahren war. Sie verneigte sich ehrfürchtig vor Ansari und schaute in die angespannten Gesichter der Anwesenden.
    Beatrice zuckte zusammen, als die Schmerzen einsetzten, rollte sich auf die Seite und zog die Beine an den Körper. Sie hörte wie durch Watte, wie Plantilla sich bei Ansari nach ihrem Zustand erkundigte und zu dem Schluss kam: »Je eher das Kind kommt, desto besser. Da bin ich ganz Eurer Meinung, Medicus. Ich werde einen Trank aufbrühen, der die Wehen verstärkt.«
    Die folgenden Stunden wurden zu einem Albtraum. Die Schmerzen waren unerträglich. Manchmal hatte Beatrice das Gefühl, als schnüre sie ein eisernes Band ein. Verzweifelt setzte sie sich auf.
    Â»Versucht, gleichmäßig zu atmen, Madonna. Ein und aus, ein und aus …« Ines streichelte ihren Rücken und war unermüdlich im Auflegen von kühlenden Tüchern. Die Zofe wischte ihr den Schweiß aus dem Gesicht und legte ihre schweißnassen Haare zurück.
    Â»Ich kann nicht mehr!«, schrie Beatrice und weinte. »Ich will nicht mehr … Wo ist meine Mutter? Warum kommt sie nicht?« Sie schrie, bis sie heiser wurde, aus Verzweiflung, vor Schmerz und weil sie sich allein gelassen fühlte.
    Lorenza hatte angeordnet, dass Ansari bei der Geburt nicht dabei sein durfte, weil er ein Mann war. Eine Geburt war Frauensache. Plantilla tat, was sie konnte, gab Beatrice einen starken Kräutertee zu trinken und tastete immer wieder ihren Bauch ab, wobei ihre Miene jedes Mal finsterer wurde.
    Â»Es dreht sich nicht«, sagte sie zu Ines so leise, dass Beatrice es nicht hören sollte, doch deren Sinne waren bis aufs Äußerste geschärft.
    Â»Was heißt das? Warum dreht sich das Kind nicht? Macht doch etwas, damit es endlich herauskommt. Es zerreißt mich, o Gott, es zerreißt mich!«, schrie Beatrice und ließ sich vom Bett auf den Boden gleiten, wo man Decken und Kissen für sie ausgebreitet hatte.
    Plantilla befahl einer Dienerin, Beatrice unter den Armen zu packen und festzuhalten. Dann drückte sie an dem geschwollenen Leib herum, bis Beatrice schrie: »Lass das! Lasst mich los!«
    Sie konnte den Drang zu urinieren nicht länger unterdrücken und sah schluchzend zu, wie sich ihr Kleid verfärbte. Plötzlich gab es einen leisen Knall, der sich anhörte wie das Platzen einer Schweinsblase, und blutiges Wasser ergoss sich über die Decken und den Boden. Alle Frauen in dem Raum kamen in Bewegung und rannten wie aufgescheuchte Hühner durcheinander.
    Â»Wenn wir das Kind nicht drehen können, werden sie beide sterben!«, sagte Plantilla. »Ich bin am Ende meiner Weisheit. Holt den Medicus herein!«
    Lorenza, die auf einem Stuhl in einer Ecke des Zimmers saß, rief: »Nein, das kommt nicht in Frage! Ein Mann darf das nicht sehen!«
    Â»Aber ein Mann ist dafür verantwortlich, oder nicht, Signora?«, fauchte Ines Lorenza an, ging zur Tür, riss sie auf und rief Ansari herein.
    Beatrice konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Warum konnte das Kind nicht heraus? War das die Strafe dafür, dass sie ihren Mann verabscheute und die Schwangerschaft abgelehnt hatte? Vorsichtig strich sie über ihren geschwollenen Leib. Dreh dich, mein Kleines, bitte! Ich werde dich lieben und dich nie verlassen! Sie lag auf dem Boden neben dem Bett, eine Dienerin stützte ihren Rücken, als sie Ansaris Stimme hörte und dann das Keifen von Lorenza.
    Â»Raus! Ein Mann hat hier nichts verloren! Das ist gegen Gottes Gebot! Ihr heidnischer Sünder!«, zeterte die alte Matrone.
    Ansari blieb ruhig. »Wenn Ihr mich nicht helfen lasst, wird Eure Schwiegertochter sterben und das Kind mit ihr. Es dreht sich nicht, die Fruchtblase ist geplatzt, und damit hat das Kind keine Nahrung mehr. Versteht Ihr das, Signora?«
    Beatrice konnte sein weißes Gewand sehen und versuchte, sich aufzurichten, doch die Schmerzen waren zu groß, und ihre Atmung wurde

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