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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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eingewickelten Instrumente in seine Tasche, wusch sich die Hände und krempelte die Ärmel seines Gewands herunter. »Ich würde mich gern richtig waschen, Signora. Ihr werdet verstehen, wenn ich Euch die Geheimnisse meiner Kunst nicht offenbare, dann wäre ich meines Berufes beraubt.« Er lächelte gewinnend, und Lorenza Buornardi, die ganz entzückt von ihrem Enkelkind schien, nickte nur.
    Â»Giorini, gib dem Medicus ein Zimmer, und zeig ihm das Badehaus.«
    Â 
    Ansari hatte prophezeit, dass bis zu Beatrices vollständiger Genesung Wochen vergehen würden, und so kümmerten sich alle rührend um sie. Zwei Tage nach der schweren Entbindung erschien Federico mit betretener Miene an ihrem Krankenlager.
    Seine Haut war vom Aufenthalt im Freien gebräunt, und seine Verletzung schien er, bis auf ein gelegentliches Nachziehen des Beines, gänzlich überwunden zu haben. Er legte einen dunkelroten Samtbeutel auf den Tisch neben ihrem Bett. »Für Eure Tochter.«
    Â»Meine Tochter? Es ist unser Kind, Federico. Habt Ihr sie gesehen? Ist sie nicht wunderschön?« Die Wunde an ihrem Bauch schmerzte, und das Aufsitzen kostete sie Mühe.
    Er fuhr sich durch die Haare und ging zum Fenster. »Ja, natürlich. Giulia. Ein hübscher Name. Von mir aus belassen wir es dabei. Marcina Porretta hat einen Sohn geboren.«
    Etwas Furchtbareres hätte er nicht sagen können. Wieder einmal war es ihm gelungen, sie zutiefst zu verletzen. Wie konnte er den Bastard seiner Geliebten in diesem Augenblick erwähnen?
    Â»Curzio. Er wird in Rom erzogen.«
    Sie sah nur seinen Rücken, denn er stand noch immer am Fenster und sah in den Garten hinunter. Das Schweigen lastete im Raum und stand wie eine Mauer zwischen ihnen.
    Plötzlich drehte er sich um. »Ich will einen Sohn von Euch.«
    Â»Wie hatte ich nur erwarten können, dass Ihr Euch über eine Tochter freuen würdet?« Eine bittere Träne rollte ihre Wange herab, und sie wandte sich ab.
    Sie hörte, wie er sich dem Bett näherte, sich niederbeugte und ihre Stirn küsste. »Was auch immer Ihr von mir denkt, wahrscheinlich habt Ihr recht, aber ich achte Euch, Beatrice.« Er streichelte ihre Hand und ging davon. Leise fiel die Tür hinter ihm ins Schloss.
    Sie griff nach dem Schmuckbeutel und schüttete den Inhalt in ihre Hand. Ein Collier aus Perlen und Brillanten schimmerte im gedämpften Licht des Raumes und bewies ihr seine Achtung. Schluchzend steckte sie das kostbare Schmuckstück zurück und lag weinend in ihrem Bett, bis ihr vor Erschöpfung die Augen zufielen.

XIX
    Dunkler Lorbeer
    Â»Mari, lieber Freund, es ist so erfrischend, Euch hierzuhaben. Mangelt es Euch an nichts? Fühlt Ihr Euch in Eurem Quartier wohl?« Die Marchesa Bernardina Chigi del Connucci kam durch die Pforte des giardino segreto und fand ihren Gast im Schatten einer Platane mit einem Buch auf dem Schoß.
    Der päpstliche Sekretär hob pflichtschuldig den Kopf, obwohl ihn die Lektüre von Platons »Phaidon« mehr fesselte als jedes Gespräch. Die Marchesa schien sich häufig in den abgelegenen Blumengarten mit seiner Grotte zurückzuziehen, und vielleicht war Mari kein weltlicher Mensch, aber er bemerkte, dass sie jedes Mal heiter und gelöst herauskam. Nun, was immer sie erfreute, es war nicht seine Angelegenheit, und er selbst hatte wahrlich genug Sorgen, das wusste der Himmel! »Marchesa, danke. Es ist alles zum Besten. Was mehr könnte sich ein Mann der Studien wünschen als einen paradiesischen Garten, köstliche Speisen, interessante Gesellschaft und eine gut bestückte Bibliothek?«
    Die dunklen Haare der Marchesa umspielten ihr herbes Gesicht. Abwesend brachte sie die aufgelöste Frisur in Ordnung. »Schön, sehr schön, ich muss den Koch wegen der Abendgesellschaft anweisen, aber später möchte ich noch mit Euch sprechen. Allein.«
    Leicht beunruhigt vom ernsten Unterton ihrer letzten Worte sah Mari ihr hinterher, beugte sich dann wieder über seinen »Phaidon«, konnte sich jedoch nicht länger auf die griechischen Wendungen konzentrieren, klappte das Buch zu und begann ziellos durch die Parkanlage zu wandern. Nach zehn Minuten hatte er die gestutzten Rasenflächen mit ihren Beeten, Hecken und Brunnen hinter sich gelassen und stand nach einer weiteren Viertelstunde am Durchgang zum Wald. Mit dem Buch unter dem Arm horchte er, ob eine Jagdgesellschaft

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