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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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des Medicus und die Tücher in Ines’ Hand.
    Â»Alles ist in Ordnung, Madonna. Ihr habt einem wunderschönen kleinen Mädchen das Leben geschenkt.« Ines küsste Beatrice auf die Stirn und winkte der Dienerin, damit sie das Kind seiner Mutter zeigte.
    Beatrice sah ein kleines Wesen mit verschrumpeltem Gesicht und blauen Augen, doch Ansari schüttelte den Kopf. »Ihr müsst Euch schonen, Madonna. Wir haben das Kind nicht auf natürlichem Weg geholt.«
    Erschrocken blickte Beatrice an ihrem Körper entlang nach unten und schrie leise auf.
    Â»Deshalb dürft Ihr das Kind nicht stillen. Ihr müsst liegen und die Wunde verheilen lassen. Es ist nicht leicht …« Mitleidig sah Ansari die Tränen in Beatrices Augen, die sehnsüchtig ihr Kind betrachtete.
    Â»Bitte, ich möchte es nur einmal anfassen und küssen.« Als die Dienerin Beatrice ihre Tochter in den Arm legte, durchfloss sie ein nie gekanntes Gefühl tiefer Liebe wie eine warme Woge, die alle Schmerzen und Sorgen der Schwangerschaft und Geburt mit sich fortschwemmte. Dieses kleine, wimmernde Wesen, das sich vertrauensvoll an ihre Haut schmiegte, war ihre Tochter. »Giulia Margareta, mein Liebling, dein Leben soll voller Liebe und Schönheit sein!«
    Ines nahm Beatrice das Kind wieder ab. »Ihr braucht Ruhe.«
    Â»Trinkt das hier, Madonna, danach werdet Ihr schlafen. Das ist das Beste, was Ihr für Euch und das Kind tun könnt, schlafen und Kräfte sammeln.« Ansari gab ihr einen Becher mit einem süßlichen Trank, den sie mit einem Schluck leerte.
    Plantilla hatte sich inzwischen gesäubert und sah Ansari mit unverhohlener Bewunderung an. »Was Ihr getan habt, Medicus, ist ein Wunder, und ein noch größeres, wenn …« Sie warf Beatrice, deren Augen bereits müde wurden, einen sorgenvollen Blick zu. »Aber wir alle sollten hierüber Schweigen bewahren.«
    Ines nickte. »Ja, Medicus, man würde Euch und uns verurteilen und hängen, als Hexen verbrennen oder vierteilen oder auf was für scheußliche Ideen die Dummen da draußen noch kommen.«
    Â»Wenn ein anderer Medicus von Eurem Erfolg erfährt, wird man ihn Euch neiden und Euch als Ketzer und Hexer anklagen.« Plantilla rieb sich das runde Kinn und fixierte die Dienerin. »Du, wie heißt du?«
    Die einfache Frau, die Giorini ihnen geschickt hatte, sagte leise: »Maria. Ich werde nichts verraten. O hört doch, vor der Tür!«
    Giorini hatte sich mit zwei Knechten als Wache vor der Tür postiert, doch jetzt kam Lorenza mit Verstärkung. Wütende Stimmen klangen auf.
    Hastig bedeckten sie Beatrices Körper mit Tüchern, räumten die chirurgischen Instrumente fort und die blutigen Tücher auf einen Haufen. Als die Tür aufging, sah alles so aus, als hätte es eine schwere Geburt gegeben, doch nichts deutete auf eine Operation hin. Wutschnaubend stapfte Lorenza in Begleitung zweier Knechte in den Raum und starrte auf die schlafende Beatrice.
    Â»Ihr habt sie getötet, Heide! Nehmt ihn fest!«
    Â»Nicht so voreilig, Signora. Madonna Beatrice schläft, weil ich ihr nach der komplizierten Geburt einen beruhigenden Trank gegeben habe. Wollt Ihr nicht Euer Enkelkind begrüßen?« Lächelnd zeigte Ansari auf das Bündel, das Maria im Arm hielt und leise summend wiegte.
    Â»Oh!« Alles andere vergessend schritt Lorenza durch den Raum und nahm das Bündel in die Arme. »Was ist es? Ein Junge?«
    Â»Ein entzückendes Mädchen namens Giulia Margareta«, verkündete Ines stolz.
    Sekundenlang verfinsterte sich Lorenzas Gesicht, doch dann lächelte sie wieder. »Giulia, hm? Dann bekommst du eben bald ein Brüderchen.« Ganz Hausherrin, hob Lorenza den Kopf und ordnete an: »Wir brauchen sofort eine Amme. Giorini!«
    Der Verwalter trat hinzu. »Signora?«
    Â»Lasst eine Amme aus dem Dorf kommen, und bittet den Priester herein, der draußen wartet. Das Kind wird gesegnet und dann getauft. Ich hatte damit gerechnet, dass er die heiligen Sakramente spenden soll … Medicus, Ihr habt Erstaunliches vollbracht. Sagt, was genau habt Ihr getan, dass sich das Kind doch noch gedreht hat? Normalerweise stirbt zumindest einer von beiden.« Sie spitzte die Lippen und machte schmatzende Geräusche, die das Kind zu mögen schien, denn es schmatzte seinerseits mit den Lippen und schien sehr zufrieden.
    Umständlich packte Ansari die

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