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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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und schlug sie ins Gesicht. »Kommt zur Besinnung, Ihr könnt nicht gewinnen!«
    Sie schmeckte Blut, und ihr Kiefer brannte, aber ihr Widerstand war nicht gebrochen. »Aber zu verlieren habe ich auch nichts mehr!« Mit aller Kraft versuchte sie sich von ihm loszumachen, doch er riss bereits an ihrem Mieder und schob ihre Röcke nach oben. Als er seine Hand auf ihren Bauch presste, entfuhr ihr ein Schmerzensschrei.
    Verwirrt hielt Federico inne und entblößte sie vollends. Erstaunen, Entsetzen und Unverständnis zeigten sich abwechselnd auf seinem Gesicht, als sein Blick zu der langen roten Narbe auf ihrem Unterleib glitt. »Was ist das?«
    Â»Diese Narbe stammt von der Geburt.« Als er sie freigab, zog sie die Beine an und legte ihre Hände schützend auf die Narbe.
    Federico erhob sich, ging zum Tisch und stürzte einen Becher Wein hinunter. »Bedeckt Euch.«
    Gehorsam streifte sie die Röcke herunter und rutschte ans Kopfende des Bettes.
    Â»So etwas ist unmöglich. Es ist nicht natürlich, ein Kind so auf die Welt zu bringen.«
    Â»Natürlicher wäre es gewesen zu sterben, da gebe ich Euch recht.«
    Â»Das habe ich nicht gewusst. Niemand hat mir gesagt, dass Ihr geschnitten wurdet.«
    Â»Es weiß auch sonst niemand, weil die Leute es nicht verstehen würden. Aber es ist ganz allein mein Wunsch gewesen. Niemanden sonst dürft Ihr deswegen zur Verantwortung ziehen.«
    Â»Dieser Medicus …« Finster starrte er seine Frau an.
    Â»Hat auch Euch das Leben gerettet«, beendete sie den Satz für ihn.
    Unschlüssig fuhr er sich mit einer Hand durch die Haare und musterte sie lange. »Ich weiß nicht, was ich jetzt mit Euch anfangen soll.«
    Ihm musste klar geworden sein, dass sie keine Kinder mehr bekommen konnte. »Ich könnte hierbleiben, während Ihr Euer Leben in Lucca lebt …«, wagte sie zaghaft vorzuschlagen.
    Zorn flammte in seinen Augen auf. »O ja, das könnte Euch gefallen, hier allein mit diesem Giorini und Eurer Zofe und wen Ihr sonst noch alles herholen würdet. Nein, Ihr kommt mit nach Lucca und werdet im Palazzo bei meiner Mutter leben. Außerdem habt Ihr noch etwas Wichtiges für mich zu tun!«
    Die Übereignung ihres Besitzes stand ihr bevor. Wie hatte sie das vergessen können? Wütend schlang sie die Arme um ihre Knie.
    Â»Vielleicht denkt Ihr, dass Ihr jetzt keine Pflichten als Ehefrau mehr habt?«
    Ihre Augenlider flatterten. Wollte er sie von nun an in ständiger Furcht halten? »Nein, das denke ich nicht.«
    Â»Ich bin kein Unmensch, Beatrice«, sagte er etwas sanfter.
    Â»Spart Euch Eure Lügen, Federico. Ihr habt Euer wahres Gesicht gezeigt.« Sie tastete ihr Kinn ab, das sich taub anfühlte.
    Â»Das habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben. Wäret Ihr nicht so ungehorsam, müsste ich Euch nicht züchtigen.«
    Â»Ich war nicht ungehorsam!«, schrie sie ihn an. »Ihr seid ein widerlicher Hurensohn! Und jetzt könnt Ihr mich wieder schlagen, wenn Ihr Euch dann besser fühlt!« In Erwartung eines neuen Angriffs riss sie sich ein Kissen auf den Bauch und umklammerte es.
    Federico legte den Kopf schief. »Für heute habt Ihr genug einstecken müssen. Ach ja, das Collier steht Euch ausgezeichnet, aber es war ein etwas voreiliges Geschenk. Ich muss Euch leider bitten, es mir zurückzugeben.«
    Wütend riss sie sich den Schmuck vom Hals und schleuderte die Perlen aufs Bett, von wo er sie aufnahm und in seinen Gürtel steckte. Automatisch griff sie nach den Ohrringen, doch er winkte ab. »Behaltet sie. Sie würden nicht genug einbringen. Für heute ist mir die Lust vergangen, aber ich komme wieder, denkt daran.«
    Hasserfüllt starrte sie ihm hinterher, bis er das Zimmer verlassen hatte, doch sie hütete sich, ihn weiter zu reizen. Und wie sie an ihn denken würde! Vielleicht konnte sie ihm das nächste Mal, wenn er mit ihr schlafen wollte, einen Dolch zwischen die Rippen stoßen? Oder sie mischte ihm Gift in sein Essen. Doch genauso schnell, wie die Rachegedanken gekommen waren, ließ sie sie wieder fallen. Mord war keine Lösung, jedenfalls nicht ihre. Aber das hieß nicht, dass sie sich ihrem Schicksal einfach ergeben würde. Niemals!
    Â»O Giulia, was soll nur aus uns werden?«, flüsterte Beatrice und starrte in die Glut der Holzscheite.

XXIII
    Vatikan, November 1525
    Sankt Peter war eine Baustelle. Alberto Mari

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