Die Tochter des Tuchhandlers
herumstoÃen könnt, was?«
»Also, Mari, wir sind nicht hier, um zu plaudern, sondern damit Ihr mir etwas gebt. Wo ist Alessandros Schreiben? Dann gebt mir die zweitausend Scudi, und Ihr könnt verschwinden.«
»Filippo Menobbi ist gewitzt, aber er verfügt nicht über Weitsicht und die Kontakte. Flamini hätte mit so einem niemals verhandelt. Steht doch der Marchese hinter Euch?« Noch gab Alberto nicht auf, obwohl er wusste, dass das nicht seine Angelegenheit war und er sich auf dünnem Eis bewegte. Er gab die Kassette frei und legte das Schreiben des Papstsohns dazu.
Rodolfo lachte, nahm beides an sich und bückte sich nach seinem Umhang. »Gadino del Connucci? Wie absurd! Das zeigt nur, wie wenig Ihr ihn kennt. Gadino ist eitel und schwingt gern groÃe Reden, aber zu einem solchen Coup fehlt ihm der Schneid. Ihr seid doch zu weltfremd, Alberto Mari. Wenn Ihr mehr von menschlichen Leidenschaften und Schwächen wüsstet, kämet Ihr vielleicht dahinter, aber so â¦Â«
»Dann ist es Federico Buornardi?«
»Ihr amüsiert mich wirklich. Federico hat lange gezögert, bis er überhaupt mitgemacht hat. Gehabt Euch wohl!«
Als Rodolfo da Sesto durch die Gittertür der Kapelle verschwand, war der sicario nicht zu sehen. Alberto ging suchend durch das Kirchenschiff, und plötzlich tauchte sein Begleiter wieder auf. »Flamini wird wissen wollen, wer wirklich dahintersteckt«, murmelte Alberto.
Der sicario nickte. »Ich folge ihm. Wir treffen uns später in der Herberge.«
»Der andere Mann?« Alberto musste jemanden warnen, wollte aber nicht auf Filippo Menobbi stoÃen.
»Ist mit ihm weg.« Die letzten Worte waren kaum mehr als ein Flüstern in der Dunkelheit, dann war der sicario verschwunden.
Alberto verschloss die Seitentür sorgfältig hinter sich. Bischof Sforza de Riario weilte auf einem seiner Landsitze, und es war eine Leichtigkeit gewesen, den Kirchendiener zu bestechen, damit er die Tür unverschlossen lieÃ. In Lucca würde in Kürze die Hölle losbrechen. Da Sesto und seine Leute hatten nur auf die Versicherung Alessandro deâ Medicis gewartet, um den Umsturz vorzubereiten. Beim nächsten Neumond würden sie die päpstlichen Truppen durch die Porta San Pietro, die Porta Santa Maria und die Porta San Donato einlassen, und die überraschten Luccheser wären den feindlichen Soldaten hilflos ausgeliefert.
Alberto musste sich vorsehen, um nicht auf glitschigen Steinen auszurutschen. Sein Mantelsaum war schwer von Nässe und Dreck, und nur mühsam fand er seinen Weg über die Piazza San Giovanni durch die Via Cenami bis zur Via Roma. Hier könnte er an San Michele vorbeigehen, doch an der Kirche trieb sich meist übles Volk herum, und Stadtknechte kontrollierten die umliegenden Gasthäuser, weshalb Mari sich für die Via Buia entschied und von dort geradeaus in die Via Santa Giustina lief. Er war auÃer Atem, und seine Stiefel waren durchweicht, doch er musste Beatrice warnen, damit sie mit ihrem Kind die Stadt verlassen konnte. Wenigstens das war er ihr und ihrer Familie schuldig, auch wenn er allen Mut zusammennehmen musste, denn er war kein tapferer Mann.
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Vorsichtig schlich er an den groÃen Quadern des Untergeschosses des Palazzo Buornardi entlang, bog um die Ecke und pochte schlieÃlich gegen den Seiteneingang, der zum Garten und zu den Ställen hin lag. Beatrices Fenster gingen nach hinten hinaus, vielleicht hörten sie oder ihre Dienerin ihn sogar. Es dauerte einige Minuten, in denen er sich immer wieder in den Schatten des Türbogens stellte, um nicht gesehen zu werden, bis die Luke im oberen Teil der Tür aufgezogen wurde.
»Was ist los? Was wollt Ihr mitten in der Nacht?« Ein junger Knecht sah ihn verschlafen und argwöhnisch an.
»Ich bin ein Sekretär Seiner Heiligkeit und ein Freund von Madonna Beatrice. Bitte lasst mich ein, guter Mann. Es geht um eine Sache von groÃer Wichtigkeit!« Er konnte nur hoffen, dass Federico mit da Sesto und den anderen zusammen war, denn Andreas Verhaftung hatte er ihm sicherlich noch nicht verziehen. Da Mari jetzt wusste, dass Federico zu den päpstlichen Verschwörern gehörte, stand für ihn fest, dass Andrea unschuldig war.
Die Luke wurde geschlossen, dann quietschte die Tür in den Angeln, und Mari konnte hindurchschlüpfen. Fabio, der Knecht, begrüÃte ihn leise: »Ihr habt
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