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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Glück, dass ich Euch gehört habe. Der maestro di casa hätte Euch zum Teufel gejagt. Ich mag die Madonna. Seit dem Tod des alten Buornardi hat sie es nicht leicht hier.« Er steckte seine Fackel vor dem Stalleingang in einen Ring und zeigte auf eine offen stehende Tür. »Geht in die Sattelkammer. Ich werde Alba wecken, damit sie die Madonna zu Euch bringt. Signor Federico ist außer Haus, und wenn die Alte schläft, kann nur ein Erdbeben sie wecken. Wie war doch gleich Euer Name?«
    Â»Mari.«
    Â»Dachte ich mir. Ihr habt Mut …« Kopfschüttelnd ließ Fabio den Sekretär in der Kammer zurück.
    In der Sattelkammer, in der der Knecht sein Lager auf einem Strohsack hatte, roch es nach Leder, Fett und Pferd. Für manchen mochten die Gerüche angenehm sein, bei Mari riefen sie jedoch nur schmerzliche Erinnerungen an lange Reisen auf harten Pferderücken wach. Die Anstrengung und die nervliche Belastung seines Auftrags zehrten an ihm, so dass er sich seufzend auf eine Kiste setzte. Fast wäre er eingenickt, als er endlich Schritte und leise Stimmen hörte.
    Hinter dem Knecht kam Beatrice in einen warmen Umhang gehüllt durch die Tür. Sie setzte eine Öllampe ab. »Alberto, Ihr? Was ist denn nur geschehen? Ihr solltet nicht hier sein. Wenn Federico Euch findet, bringt er Euch um.«
    Mari warf einen vorsichtigen Blick zu dem jungen Mann, der an der Tür wartete.
    Â»Fabio, lass uns bitte allein. Nimm dir Wein aus der Küche.« Dann wandte sie sich dem Sekretär zu.
    Seit Matraia hatte Mari Beatrice nicht gesehen. Sie war schmaler geworden, aber auch fraulicher. Aus dem zarten Mädchen war eine Frau geworden, die die Schattenseiten des Lebens kennengelernt hatte. Der Tod ihrer Eltern hatte sie getroffen, und er wusste von ihrer langen Krankheit.
    Â»Beatrice, es tut mir leid, dass ich zu dieser ungewöhnlichen Stunde komme, aber es haben sich Dinge ergeben, die … Ich wollte nie Teil einer Intrige sein, aber …« Ihre klaren blauen Augen lagen fragend auf ihm, und er fühlte sich wie ein elendiger Wurm, eine dieser rückgratlosen Kreaturen, die sich auf der Erde winden, damit sie nicht zertreten werden.
    Â»Alberto, was ist los? Nach Eurer Gefangennahme kamt Ihr mir verändert vor, dann die Sache mit Andrea … Warum?« Sie las Scham und Verzweiflung in seinem Gesicht. Armer Alberto, wäret Ihr bei Euren Büchern geblieben, dachte sie.
    Er senkte den Blick, strich sich über die hohe Stirn und erzählte ihr alles. »Ich konnte die Folter nicht länger ertragen. Ich hätte alles getan, um aus diesem Loch zu entkommen. Nachdem ich Andrea belastet hatte, habe ich die Marchesa verlassen. Sie und ihr Mann haben mich ständig belauert, wie sie sich selbst belauern. Zuerst dachte ich immer, die Marchesa stünde demütig im Schatten ihres Mannes, aber sie leidet mehr unter seinen Grausamkeiten, als sie zugibt, und ist gleichzeitig stärker, als man annehmen würde. Es war oft so viel Hass in ihrer Stimme, dass ich dachte, ich möchte nicht in der Haut des Marchese stecken. Ich wollte nicht auch von den beiden für ihre Intrigen gegeneinander benutzt werden. Bis ich wieder nach Rom abberufen wurde, trieb ich mich auf Festen der Mansis, Deodatis und Valoris herum, fand aber nicht heraus, wer der Kopf der Verräterbande in Lucca sein könnte.«
    Mari ließ seinen Rosenkranz durch die Finger gleiten. »Die Ironie an der Geschichte ist, dass ich für beide Seiten spionieren sollte, aber nichts wusste. Alessandro de’ Medici wird also bald mit seinen Truppen vor die Tore Luccas rücken.« Er erläuterte den geplanten Ablauf des Hinterhalts, zählte Beatrice die Namen der Verschwörer auf und ließ keinen Zweifel an seiner Mittäterschaft als Bote des Papstes. »Euer Mann gehört auch zu da Sesto. Ich dachte, er wäre kaisertreu wie sein Vater, Eure Familie, sein Bruder …«
    Â»Federico trifft sich seit geraumer Zeit mit all den Leuten, die zur Verschwörung gehören. Er ist wieder mit Marcina Porretta zusammen und hat Geldsorgen. Ich musste ihm mein gesamtes Vermögen übertragen und lebe hier wie eine Gefangene.«
    Â»Ihr müsst Lucca verlassen, Beatrice. Wenn die Soldaten kommen, bricht hier die Hölle los!«
    Â»Wann, sagtet Ihr?«
    Â»Beim nächsten Neumond.«
    Im Januar wechselte der Mond. Zwei Wochen blieben bis dahin. Aber sie hatte weder

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