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Die Tochter des Tuchhandlers

Titel: Die Tochter des Tuchhandlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilken Constanze
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Geld noch Freunde, zu denen sie gehen konnte. Oder doch? Bernardina Chigi hatte ihr ihren Ring geschenkt. Sie hatte eine Freundin.
    Es stand in der Tat schlimm um Beatrice, dachte der Sekretär. »Marcinas Bruder, Filippo Menobbi, wird Federico da hineingezogen haben. Eine schlechte Brut, mit der Euer Mann sich umgibt. Beatrice, nehmt Eure Tochter und verlasst dieses Haus! Warum geht Ihr nicht zur Marchesa? Sie ist Eure Freundin, und der Marchese ist nicht an der Verschwörung beteiligt.« Das hatte ihm Rodolfo da Sestos Reaktion deutlich gezeigt.
    Es klopfte, und Fabio steckte seinen Kopf herein. »Der Signore kommt zurück.«
    Â»Er darf mich hier nicht finden! Löscht alle Lichter! Schnell!« Beatrice blies ihre Öllampe aus und Alberto die Kerzen. Fabio zog die Tür von innen zu, und gemeinsam standen sie in der Dunkelheit der Sattelkammer und horchten auf die näher kommenden Geräusche.
    Â»Kommt mit rein, da Sesto, darauf trinken wir. Eh, Filippo, was sucht Ihr da?«
    Â»Hier steht ein Weinkrug. Ich dachte, den nehme ich schon mal mit.« Menobbi klang angeheitert.
    Â»Wieso ein Weinkrug? Wer könnte sich um diese Zeit von meinem Wein genommen haben?«
    Fabio entriegelte die Tür. »Ich muss hinaus und sagen, dass ich es war, sonst kommt er gleich hier herein.«
    Â»O nein, Fabio, er wird Euch schlagen!« Beatrice wollte den Knecht zurückhalten. Sie spürte gerade noch, wie sich jemand an ihr vorbeizwängte, als Alberto schon hinaus war und laut rief: »Signor Buornardi! Tausendmal um Vergebung bitte ich, aber ich wusste nicht, wohin in dieser lausig kalten Nacht, und Euer Knecht war so freundlich, mir die Sattelkammer als Schlafplatz anzubieten. Ich war so frei, mir aus der Küche einen Weinkrug zu holen, den …« Es war kurz still. »Ein guter Tropfen, fürwahr!«
    Fabio zischte zu Beatrice: »Versteckt Euch hinter dem Strohsack!« Dann trat er ebenfalls hinaus. »Was ist denn, werter Signore?«
    Federico schnitt ihm sofort das Wort ab: »Was ist hier los? Warum lässt du überhaupt jemanden herein, wo ich es ausdrücklich verboten habe? Und dazu diesen Parasiten. Wir haben noch eine Rechnung offen, Mari.«
    Â»Nicht doch. Ich kann alles erklären. Ich sagte, ich wäre ein Freund der Familie, und erst daraufhin hat dieser herzensgute junge Mann mich eingelassen.« Alberto sprach mit schmeichlerischer Überzeugung.
    Und er redet um sein Leben, dachte Beatrice, die mit klopfendem Herzen hinter der Tür stand. Wenn alles so war, wie Alberto es geschildert hatte, und da Sesto jetzt da draußen mit Filippo und Federico stand, dann fragten sie sich, warum der Sekretär hierhergekommen war. Wenn er nicht eine sehr gute Erklärung hatte, gab sie keinen Scudo für sein Leben. Aber sie konnte ihm nicht helfen. Federico durfte niemals erfahren, dass sie alles wusste. Dann würde er ihr Giulia fortnehmen, wenn er sie nicht sogar gleich umbringen würde.
    Â»Was macht Ihr hier, Alberto Mari? Keine Lügen! Und wo ist Euer Begleiter?« Die rauchige Stimme gehörte da Sesto.
    Â»Wie schon gesagt, ich brauchte ein Nachtlager. Früher ging ich immer zu den Rimortellis …« In jedem seiner Worte schwang Angst mit.
    Â»Der lügt doch, wenn er den Mund aufmacht!«, brüllte Federico.
    Â»Armer Alberto. Ich danke Euch …«, flüsterte Beatrice und legte die Hände gegen die Holztür, so als könne sie ihn dadurch berühren. Lautlos weinend stand sie da und hörte, wie die Männer den Sekretär mit sich nahmen.
    Als von draußen keine Geräusche mehr zu ihr drangen, zog sie sich vorsichtig tastend auf Fabios Strohlager zurück, kroch hinter den Sack, ignorierte den stechenden Geruch und zog über sich, was an Decken greifbar war. Mit dem Rücken lehnte sie an der feuchten Außenwand und klapperte mit den Zähnen vor Kälte. Wie lange sie so gesessen hatte, wusste sie nicht, doch als sie das Gefühl hatte, dass sich seit mindestens einer Stunde niemand draußen geregt hatte, stand sie auf, schüttelte Schmutz und Strohhalme ab und trat in die kalte Nacht hinaus. Die Luft war noch feucht vom Regen und die Kälte klamm. An der Hauswand brannte eine Fackel, ansonsten war es dunkel und niemand zu sehen oder zu hören. »Fabio?«, flüsterte sie leise, erhielt jedoch keine Antwort. Vorsichtig tastete sie sich durch die Dunkelheit an den Ställen

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